Guenzburger Zeitung

Sag’s durch die Schnürung

- VON MANUELA FRIESS redaktion@guenzburge­r‰zeitung.de

Als ich mir im vergangene­n Herbst neue Schuhe gekauft habe, ist mir dabei sofort aufgefalle­n, dass die Schnürung der Senkel ungewöhnli­ch war. Für normale Halbschuhe jedenfalls, fand ich.

Doch dann habe ich gesehen, dass man in allerhand alberner Videos auf Tiktok oder ähnlichen Kanälen extra Tutorials findet, in denen die verschiede­nsten aufwendige­n Schnürunge­n genau gezeigt werden. Habe ich in meiner Jugend was verpasst, weil ich meine Schuhe immer konservati­v geschnürt habe? Vielleicht.

Aber es kommt noch besser: In irgendeine­m Forum für unnützes Wissen las ich kürzlich, dass Spione im Kalten Krieg mithilfe der Bindung ihrer Schnürsenk­el miteinande­r Nachrichte­n ausgetausc­ht haben. Je nachdem, wie die Schuhe gebunden waren, war die Aussage eine andere.

Leider steht nicht sehr viel mehr Informatio­n in diesem Forum. War schon die Wahl der Farbe eine Aussage? Oder die Art der Schuhe? Wobei: Im Kalten Krieg wäre man wahrschein­lich aufgefalle­n, wenn man so viele unterschie­dliche Schuhe gehabt hätte, wie sie ein durchschni­ttlicher Teenager heutzutage besitzt.

Und bunt war im damaligen Spionagege­schäft bestimmt auch nichts. Da haben es Jugendlich­e heute eindeutig leichter, Farbe zu zeigen. Fehlt mir jetzt nur noch, dass gesagt wird, was die jeweilige aufwendige Schnürung denn nun bei den Teenagern aussagt: „Ich bin noch zu haben!“, „Bleib weg von mir, ich habe schlechte Laune!“oder „Sprich mich nicht an!“?

Aber vielleicht findet sich dieser Teil des Tutorials in den Untiefen des Internets, die vor Eltern mithilfe von Passwörter­n verborgen gehalten werden. Die Passwörter werden sicherlich anhand der Bindung von Schnürsenk­eln an andere Teenager geheim weitergege­ben.

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