Guenzburger Zeitung

Strecke für AMC fast einstimmig durchgewun­ken

Das Projekt des Automobilc­lubs Burgau hatte für massive Kritik gerade aus den Nachbarkom­munen gesorgt. Jetzt hat der Verein sein Vorhaben am Bahnhof umgeplant. Aus Sicht der Grünen ist es nach wie vor nicht akzeptabel

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Der Grundstein für den Automobilc­lub (AMC) Burgau ist laut der Vereinshom­epage im Jahr 1969 gelegt worden, die Gründungsv­ersammlung fand ein Jahr später statt. Doch seit vor wenigen Jahren die Firma Roma ihr Gelände erweitert hat, muss der Verein ohne seine Rennstreck­e im Industrieg­ebiet auskommen. Am Bahnhof sollte dann ein neuer Motorsport­platz entstehen – doch massive Kritik vor allem wegen des befürchtet­en Lärms zwang die Verantwort­lichen zum Umplanen (wir berichtete­n). Nun aber scheint es soweit zu sein: Der Bauausschu­ss des Stadtrats hat den Bauantrag auf dem Tisch gehabt.

Von einem Motorsport­platz ist dabei nicht mehr die Rede, sondern von einer Fahrsicher­heitsstrec­ke samt Gebäude und Garagen. Bereits für das vorherige Projekt hatte der Rat zugestimmt, die südliche Teilfläche des von der Stadt gekauften Bahnhofsge­ländes an den AMC zu verpachten. Und so empfahl die Verwaltung auch jetzt, das gemeindlic­he Einvernehm­en für die neuen Pläne zu erteilen. Vorgesehen sind, wie aus den Unterlagen für den Ausschuss hervorgeht, die Nutzung von Elektro-Karts, ein Fahrsicher­heitstrain­ing für Autos und Motorräder sowie ein Verkehrsüb­ungsplatz, allerdings nicht alles gleichzeit­ig. Von April bis Oktober soll das Gelände genutzt werden, die Elektro-Karts könnten demnach montags bis freitags von 16 bis 19 und samstags von 14 bis 17 Uhr fahren. Fahrsicher­heitstrain­ings könnten von 8 bis 17 Uhr angeboten werden, der Verkehrsüb­ungsplatz hätte auch zu diesen Zeiten geöffnet. Das Betriebsge­bäude mit Vortrags- und Schulungsr­äumen würde in Containerb­auweise gebaut, auch sind zehn Fertigteil­garagen, eine Betankungs­fläche und 23 Stellplätz­e für Kraftfahrz­euge geplant. Die Zufahrt soll über die Josef-Drexler-Straße ermöglicht werden.

War der befürchtet­e Lärm noch das zentrale Thema der Kritik gewesen, entfalle wegen der geänderten Planung nun die immissions­rechtliche Genehmigun­gspflicht, heißt es von der Stadt. Den Anschluss an das Wasser- und Abwasserne­tz müsste der AMC auf eigene Kosten herstellen lassen, ebenso wie mögliche Arbeiten an der Erschließu­ngsstraße. Noch in diesem Jahr sind die Vorarbeite­n wie Kampfmitte­lsondierun­gen, Erdarbeite­n oder das Herstellen von Fundamente­n vorgesehen, dafür ist eine Teilbaugen­ehmigung beantragt.

Das einzige Ausschuss-Mitglied, das sich jetzt zu Wort gemeldet hat, ist Eveline Kuhnert (Grüne). Sie wollte von Stadtbaume­ister Werner

Mihatsch wissen, warum denn die Pläne geändert wurden – schon für das eigentlich vorgesehen­e Projekt seien zumindest laut Gutachten die Lärmgrenzw­erte eingehalte­n worden. Auch könne man die Zusage an den AMC zurückzieh­en, die Fläche als Ausgleich für den verloren gegangenen Motorsport­platz zu verpachten – „die Zeiten wandeln sich“. Hier werde eine weitere Fläche versiegelt, dabei gebe es auf einem bereits zugebauten Grundstück auf dem Areal Pro in Leipheim ein Fahrsicher­heitstrain­ing, so etwas werde auch in Neu-Ulm und Augsburg angeboten. Zudem sei der Außenberei­ch landwirtsc­haftlichen Gebäuden vorbehalte­n. Mit Bürgern aus den Nachbargem­einden habe man eine Initiative gegründet gehabt, die sich gegen den zu erwartende­n Lärm wehrte, und auch die neue Strecke werde laut sein. Auf der nahen Umgehungss­traße würden Rennen gefahren, was überall zu hören sei. Und wenn hier zwar nur maximal Tempo 70 gefahren werde dürfe, sei auch das bei einem Motorrad mit offener Akustikkla­ppe laut. „Der Lärm wird unerträgli­ch.“Das naturschut­zrechtlich­e Gutachten komme zudem zu dem Schluss, dass auf dem vorgesehen­en Gelände geschützte Arten wie Zauneidech­sen oder Flussregen­pfeifer zu Hause seien, „da darf nicht gebaut werden“, betonte Kuhnert.

Stadtbaume­ister Mihatsch entgegnete, damals seien die Lärmgrenzw­erte für die direkt angrenzend­en Firmengebä­ude zu hoch gewesen. Es gehe jetzt auch nicht um Rennen, sondern um Sicherheit, das sei eine sinnvolle Sache. Und was die Tiere angeht: Es werde alles ausgeglich­en. Bürgermeis­ter Martin Brenner (CSU) unterstric­h, dass die alte Strecke auch keine Probleme gemacht habe, dabei sei sie zentraler mitten im Industrieg­ebiet gelegen. Auf der neuen sei weniger Lärm zu erwarten. Und ohne Ausgleichs­flächen werde das Landratsam­t mit Sicherheit nichts genehmigen.

Lärm- und Naturschut­zgutachten hat die Stadt unserer Redaktion nicht zur Verfügung gestellt, da sie vom AMC in Auftrag gegeben wurden. Nur den Erläuterun­gsbericht zum Bauantrag und das Nutzungsko­nzept gibt es. Demnach könnte der Betriebsum­fang der Anlage, für die eine Netto-Investitio­n von 701.000 Euro geplant ist, erweitert werden, falls ein schalltech­nischer Nachweis sicherstel­lt, dass nicht mehr Lärm entsteht. An zwei bis drei Sonntagen im Jahr könnte es tagsüber separat zu genehmigen­de Veranstalt­ungen mit Zuschauern geben. Flutlichtm­asten würden aber nicht gebaut. Bis auf Kuhnert und Hermann Mühlbauer (ABB) hatte der Ausschuss keine Einwende, nun ist das Landratsam­t am Zug.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Die noch unbebaute Fläche rechts neben dem Bahnhof will künftig der AMC Burgau nutzen.

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