Strecke für AMC fast einstimmig durchgewunken
Das Projekt des Automobilclubs Burgau hatte für massive Kritik gerade aus den Nachbarkommunen gesorgt. Jetzt hat der Verein sein Vorhaben am Bahnhof umgeplant. Aus Sicht der Grünen ist es nach wie vor nicht akzeptabel
Burgau Der Grundstein für den Automobilclub (AMC) Burgau ist laut der Vereinshomepage im Jahr 1969 gelegt worden, die Gründungsversammlung fand ein Jahr später statt. Doch seit vor wenigen Jahren die Firma Roma ihr Gelände erweitert hat, muss der Verein ohne seine Rennstrecke im Industriegebiet auskommen. Am Bahnhof sollte dann ein neuer Motorsportplatz entstehen – doch massive Kritik vor allem wegen des befürchteten Lärms zwang die Verantwortlichen zum Umplanen (wir berichteten). Nun aber scheint es soweit zu sein: Der Bauausschuss des Stadtrats hat den Bauantrag auf dem Tisch gehabt.
Von einem Motorsportplatz ist dabei nicht mehr die Rede, sondern von einer Fahrsicherheitsstrecke samt Gebäude und Garagen. Bereits für das vorherige Projekt hatte der Rat zugestimmt, die südliche Teilfläche des von der Stadt gekauften Bahnhofsgeländes an den AMC zu verpachten. Und so empfahl die Verwaltung auch jetzt, das gemeindliche Einvernehmen für die neuen Pläne zu erteilen. Vorgesehen sind, wie aus den Unterlagen für den Ausschuss hervorgeht, die Nutzung von Elektro-Karts, ein Fahrsicherheitstraining für Autos und Motorräder sowie ein Verkehrsübungsplatz, allerdings nicht alles gleichzeitig. Von April bis Oktober soll das Gelände genutzt werden, die Elektro-Karts könnten demnach montags bis freitags von 16 bis 19 und samstags von 14 bis 17 Uhr fahren. Fahrsicherheitstrainings könnten von 8 bis 17 Uhr angeboten werden, der Verkehrsübungsplatz hätte auch zu diesen Zeiten geöffnet. Das Betriebsgebäude mit Vortrags- und Schulungsräumen würde in Containerbauweise gebaut, auch sind zehn Fertigteilgaragen, eine Betankungsfläche und 23 Stellplätze für Kraftfahrzeuge geplant. Die Zufahrt soll über die Josef-Drexler-Straße ermöglicht werden.
War der befürchtete Lärm noch das zentrale Thema der Kritik gewesen, entfalle wegen der geänderten Planung nun die immissionsrechtliche Genehmigungspflicht, heißt es von der Stadt. Den Anschluss an das Wasser- und Abwassernetz müsste der AMC auf eigene Kosten herstellen lassen, ebenso wie mögliche Arbeiten an der Erschließungsstraße. Noch in diesem Jahr sind die Vorarbeiten wie Kampfmittelsondierungen, Erdarbeiten oder das Herstellen von Fundamenten vorgesehen, dafür ist eine Teilbaugenehmigung beantragt.
Das einzige Ausschuss-Mitglied, das sich jetzt zu Wort gemeldet hat, ist Eveline Kuhnert (Grüne). Sie wollte von Stadtbaumeister Werner
Mihatsch wissen, warum denn die Pläne geändert wurden – schon für das eigentlich vorgesehene Projekt seien zumindest laut Gutachten die Lärmgrenzwerte eingehalten worden. Auch könne man die Zusage an den AMC zurückziehen, die Fläche als Ausgleich für den verloren gegangenen Motorsportplatz zu verpachten – „die Zeiten wandeln sich“. Hier werde eine weitere Fläche versiegelt, dabei gebe es auf einem bereits zugebauten Grundstück auf dem Areal Pro in Leipheim ein Fahrsicherheitstraining, so etwas werde auch in Neu-Ulm und Augsburg angeboten. Zudem sei der Außenbereich landwirtschaftlichen Gebäuden vorbehalten. Mit Bürgern aus den Nachbargemeinden habe man eine Initiative gegründet gehabt, die sich gegen den zu erwartenden Lärm wehrte, und auch die neue Strecke werde laut sein. Auf der nahen Umgehungsstraße würden Rennen gefahren, was überall zu hören sei. Und wenn hier zwar nur maximal Tempo 70 gefahren werde dürfe, sei auch das bei einem Motorrad mit offener Akustikklappe laut. „Der Lärm wird unerträglich.“Das naturschutzrechtliche Gutachten komme zudem zu dem Schluss, dass auf dem vorgesehenen Gelände geschützte Arten wie Zauneidechsen oder Flussregenpfeifer zu Hause seien, „da darf nicht gebaut werden“, betonte Kuhnert.
Stadtbaumeister Mihatsch entgegnete, damals seien die Lärmgrenzwerte für die direkt angrenzenden Firmengebäude zu hoch gewesen. Es gehe jetzt auch nicht um Rennen, sondern um Sicherheit, das sei eine sinnvolle Sache. Und was die Tiere angeht: Es werde alles ausgeglichen. Bürgermeister Martin Brenner (CSU) unterstrich, dass die alte Strecke auch keine Probleme gemacht habe, dabei sei sie zentraler mitten im Industriegebiet gelegen. Auf der neuen sei weniger Lärm zu erwarten. Und ohne Ausgleichsflächen werde das Landratsamt mit Sicherheit nichts genehmigen.
Lärm- und Naturschutzgutachten hat die Stadt unserer Redaktion nicht zur Verfügung gestellt, da sie vom AMC in Auftrag gegeben wurden. Nur den Erläuterungsbericht zum Bauantrag und das Nutzungskonzept gibt es. Demnach könnte der Betriebsumfang der Anlage, für die eine Netto-Investition von 701.000 Euro geplant ist, erweitert werden, falls ein schalltechnischer Nachweis sicherstellt, dass nicht mehr Lärm entsteht. An zwei bis drei Sonntagen im Jahr könnte es tagsüber separat zu genehmigende Veranstaltungen mit Zuschauern geben. Flutlichtmasten würden aber nicht gebaut. Bis auf Kuhnert und Hermann Mühlbauer (ABB) hatte der Ausschuss keine Einwende, nun ist das Landratsamt am Zug.