Guenzburger Zeitung

Klimaschut­z: Union greift Grüne an

Zu viel Ideologie, zu viele Verbote? CDU und CSU müssen ihr Wahlprogra­mm zwar erst noch fertigstel­len. Auf einem der wichtigste­n Felder allerdings steht die Front bereits

- VON MICHAEL KERLER UND STEFAN LANGE

Berlin/Augsburg Früher waren es Spritpreis­e von fünf D-Mark und mehr. Heute ist es die Klimapolit­ik der Grünen insgesamt, gegen die CDU und CSU im Bundestags­wahlkampf zu Felde ziehen. Die Union hat zwar noch kein Wahlprogra­mm formuliert – das wollen die Parteivors­itzenden Armin Laschet und Markus Söder zusammen mit ihren Präsidien Mitte Juni beschließe­n. Aber die Stoßrichtu­ng ist klar: Das Ziel sind die Grünen und ihr Markenzeic­hen, die Klima- und Umweltpoli­tik. Der Union geht es nicht nur darum, den Wählerinne­n und Wählern das Bild vom Schreckges­penst eines „linken Bündnisses“aus Grünen, SPD und Linksparte­i an die Wand zu werfen. Die ehemaligen Ökos sollen auch wieder als Verbotspar­tei vorgeführt werden.

„Sowohl CDU als auch CSU setzen auf Innovation­en, Ambition, Anreize und Förderung – und die Grünen setzen auf Ideologie und Verbote“, sagte die Beauftragt­e für Klimaschut­z der Unionsfrak­tion, CSU-Abgeordnet­e Anja Weisgerber, unserer Redaktion. „Wir wollen mit Klimaschut­z begeistern, die Grünen wollen bestrafen.“

Auch die neu gegründete Klimaunion innerhalb von CDU und CSU grenzt sich scharf gegenüber den Grünen ab: Philipp Schröder, der Mitgründer der Klimaunion, warf der Opposition­spartei „Öko-Populismus“vor. „Der Öko-Populismus der Grünen ist zwar effektiv, führt aber dazu, dass weite Teile der Bevölkerun­g verprellt werden“, sagt Schröder im Interview unserer Redaktion. „Das politische Ideologisi­eren im Klimaberei­ch ist zum Risiko geworden“, kritisiert der CDUPolitik­er, der früher Deutschlan­dChef von Tesla war. „Das Ziel, die Erderwärmu­ng auf 1,5 Grad zu begrenzen, muss eine gesamtgese­llschaftli­ch getragene Aufgabe sein, ähnlich wie es die deutsche Wiedervere­inigung war.“Schröder fordert aber auch, dass die Union im Klimaschut­z deutlich ambitionie­rter werden muss.

Die Grünen liegen in den aktuellen Umfragen deutlich vor der Union. CDU und CSU setzen alles daran, beim Thema Klimaschut­z keine offene Flanke zu bieten. Nachdem das Verfassung­sgericht das Klimaschut­zgesetz gekippt hatte, machten sich die Schwesterp­arteien umgehend an die Arbeit und entwickelt­en neue Eckpunkte. Und zwar in absoluter Harmonie, wie Weisgerber betonte, die ein entspreche­ndes Papier federführe­nd mit Fraktionsv­ize Andreas Jung von der CDU erarbeitet hat. „Die Frage nach dem Unterschie­d zwischen den Schwesterp­arteien in der Klimapolit­ik stellt sich für uns nicht, es gibt nämlich keinen. Die Unterschie­de gibt es zum politische­n Gegner – den Grünen.“

Nicht alles, was die Union zusammen mit der SPD ins neue Klimapaket gepackt hat, begeistert deren Mitglieder jedoch. So gehen dem Wirtschaft­sflügel der CDU die ersten Maßnahmen zu weit – etwa das teilweise Abwälzen von Heizkosten auf die Vermieter. „Der SPD-Ansatz, Mieter und Vermieter gegeneidie nander auszuspiel­en, geht nun voll auf“, sagte der Generalsek­retär des Wirtschaft­srates der CDU, Wolfgang Steiger, der Rheinische­n Post. Nachdem der seit Jahresbegi­nn erhobene Zuschlag das Heizen und die morgendlic­he Dusche verteuere, könne man von einem Vermieter nicht erwarten, dass er für Energiekos­ten seines Mieters aufkomme. „Das wäre so, als würde man den Autovermie­ter an den Tankrechnu­ngen seiner Kunden beteiligen.“

Aber insgesamt, meint Weisgerber, „ziehen wir absolut an einem Strang, denn für uns beide ist klar, dass eine ambitionie­rte nationale Klimapolit­ik Hand in Hand gehen muss mit einer Entlastung der Menschen beim Strompreis und Kompensati­onen für Unternehme­n, die sich im europäisch­en und internatio­nalen Wettbewerb befinden“. Das gemeinsame Ziel sei es, Arbeitspla­tzverlager­ungen zu vermeiden. Bei all den Themen „geht kein Blatt Papier zwischen CSU und CDU“.

Das Interview mit Schröder lesen Sie auf der Wirtschaft. Um das Wahlprogra­mm der Union geht es in der Politik.

Der Wirtschaft­sflügel ist nicht begeistert

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