Guenzburger Zeitung

Die Qual mit dem Wahlprogra­mm

CDU und CSU wollen erst im Juni festlegen, mit welchen Themen sie um Wählerinne­n und Wähler kämpfen. Erste Grundzüge sind bereits erkennbar. Die Richtung: der Lagerwahlk­ampf gegen ein Bündnis aus Grünen, SPD und Linksparte­i

- VON STEFAN LANGE

Berlin Das Ziel ist klar. Nach der Bundestags­wahl dürfe keine Regierung ohne Führung durch die Union möglich sein, brachte es CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak auf den Punkt. Der Weg dahin allerdings ist für CDU und CSU noch nicht klar vorgezeich­net. Während die politische Konkurrenz bereits Wahlprogra­mme vorgelegt oder zumindest skizziert hat, braucht die Union noch ein paar Wochen. Am 20. und 21. Juni wollen sich die Präsidien der beiden Schwesterp­arteien in Berlin treffen, um das gemeinsame Bundestags­wahlprogra­mm festzuzurr­en. Der relativ späte Zeitpunkt ist dem Gezerre um die Kanzlerkan­didatur geschuldet. Was aber nicht bedeutet, dass die beiden Parteien jetzt erst anfangen, sich über Themen für ihre Wählerinne­n und Wähler Gedanken zu machen. Die grundsätzl­ichen Überlegung­en sind schon weit fortgeschr­itten.

„Im Grunde genommen ist unsere Ausgangsla­ge ziemlich optimal: Wir können uns in Ruhe die Pro

der anderen Parteien anschauen und darauf reagieren“, freut sich einer aus dem CDU-Präsidium. Vor allem die Eckpunkte der Grünen werden in München und Berlin genau seziert und auf Ansatzpunk­te abgeklopft. Was die in den Umfragen derzeit erfolgreic­hste Partei auf die Beine gestellt hat, ist aus Sicht der Union ein „linkes Programm“, wie CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt dem Magazin Focus sagte. Ziemiak formuliert­e es so: „Die Grünen würden sich auch mit einer Stimme Mehrheit von der Linksparte­i ins Kanzleramt wählen lassen“, sagte er. Er sei sich „sicher, dass die überwältig­ende Mehrheit der Menschen in unserem Land am Tag nach der Wahl nicht mit einer links-grünen Regierung aufwachen will“.

Die Fokussieru­ng auf ein aus Unionssich­t linkes Bündnis mit Grünen, SPD und Linksparte­i wird breiten Raum im Wahlprogra­mm von CDU und CSU einnehmen. In der Vergangenh­eit hat der Lagerwahlk­ampf einige Male schon gut funktionie­rt. „Aus Liebe zu

Deutschlan­d: Komm aus Deiner linken Ecke“, schrieb die CDU beispielsw­eise bei der Bundestags­wahl 1976 auf ihre Wahlplakat­e und zeigte dazu eine junge Frau mit grünen Boxhandsch­uhen (die Grünen gab es als Partei noch nicht). Die Union holte damals die meisten Stimmen, musste sich allerdings der absoluten Mehrheit aus SPD und FDP geschlagen geben. In guter Erinnerung ist noch die „Rote-Socken-Kampagne“, mit der CDU und CSU 1994 für eine „Zukunft statt Linksfront“warben und so die Bundestags­wahl gewannen.

CDU-Chef Armin Laschet hat die Grundzüge seines Wahlprogra­mms bereits vorgelegt. Im Januar präsentier­te er, damals noch als Kandidat für den Parteivors­itz, zusammen mit seinem Unterstütz­er Jens Spahn ein Impulspapi­er. Zehn Punkte sind darin enthalten. Es geht unter anderem um Digitalisi­erung und Klimagramm­e schutz, die Themenklam­mer ist das „Modernisie­rungsjahrz­ehnt“, das die beiden Parteifreu­nde damals ausriefen und das Laschet seitdem immer wieder erwähnt. Das ZehnPunkte-Papier ist Grundlage für eine virtuelle Diskussion mit den Wählerinne­n und Wählern, die an elf „Thementisc­hen“im Internet geführt wird.

Die klassische­n Unions-Themen wie Innere Sicherheit und Familie finden sich dort wieder. Es geht aber herausgeho­ben auch um Bereiche, die nach der Corona-Pandemie im Wahlkampf viel Raum einnehmen werden. Bauen und Wohnen etwa. Auch dabei sind die Pfeile gegen „Links“schon geschärft: Während die Grünen beispielsw­eise gerade darüber diskutiere­n, ob die Mietpreisb­remse in das Wahlprogra­mm kommt, hat die Union sich bereits entschiede­n. „Einen bundesweit­en Mietendeck­el wird es mit uns nicht geben“, stellte Ulrich Lange (CSU), der für Bauen und Wohnen zuständige Vize-Fraktionsc­hef der Union, bereits klar.

Nicht nur beim Bauen und beim

Wohnen sind die Leitplanke­n gesetzt, auch beim Klimaschut­z liegt ein gemeinsame­s Papier auf dem Tisch. Die Zusammenar­beit zwischen den Generalsek­retären Ziemiak und Markus Blume (CSU) ist eng. Markige Töne gehören zum Repertoire dazu und sollten nicht überbewert­et werden. Dazu zählt die Äußerung von Söder, es werde neben dem Regierungs­programm, das er als „Flugzeugtr­äger“bezeichnet­e, noch ein „Schnellboo­t“mit „speziellen Mobilisier­ungsideen“geben. Aus dem christsozi­alen Lager heißt es dazu, es werde um Konkretisi­erungen für Bayern gehen. Etwa um Vorschläge für den ländlichen Raum und Familien, von denen sich Teile bereits im Bayernplan 2020 finden.

Mit einem Bayernplan, wie es ihn zur letzten Bundestags­wahl 2017 gab, rechnet die CDU derzeit nicht. Damals grenzte sich die kleine Schwesterp­artei in der Flüchtling­sfrage bewusst ab und ging unter ihrem Parteichef Horst Seehofer auf Konfrontat­ionskurs zu Kanzlerin Angela Merkel.

Laschets Impulspapi­er enthält zehn Punkte

 ?? Foto: Martin Gerten, dpa ?? Bundestags­wahlkampf 1994: Mit der Kampagne gegen die „roten Socken“war die Union damals erfolgreic­h. Auch diesmal läuft es wieder auf einen Lagerwahlk­ampf hinaus.
Foto: Martin Gerten, dpa Bundestags­wahlkampf 1994: Mit der Kampagne gegen die „roten Socken“war die Union damals erfolgreic­h. Auch diesmal läuft es wieder auf einen Lagerwahlk­ampf hinaus.

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