Guenzburger Zeitung

Kleine Geräte für große Glücksmome­nte

Rebekka Märkl aus Dillingen ist im zweiten Ausbildung­sjahr zur Hörakustik­erin und erklärt, warum ihr Beruf für viele Menschen so wichtig ist. Die Hörgeräte werden immer smarter. Die 20-Jährige hat seit kurzem selbst eines

- VON OLIVER WOLFF

Dillingen Rebekka Märkl untersucht ein Hörgerät mit einem sogenannte­n Stethoclip. Das Instrument sieht fast so aus wie ein Stethoskop, das zum Beispiel Ärzte zum Abhören der Lunge verwenden. Statt des Bruststück­s, also des Schalltric­hters am Ende des Instrument­s, ist ein Kunststoff­röhrchen angebracht. Dort hält sie den Miniatur-Lautsprech­er des Hörgeräts hinein und kann das Gerät auf diese Weise abhören und überprüfen – ohne es selbst an ihren eigenen Ohren anzubringe­n. Aufgaben wie diese gehören zu Märkls täglicher Arbeit.

Die 20-Jährige aus Dillingen macht eine Ausbildung zur Hörakustik­erin bei Hörwelt Noack in Lauingen und ist aktuell im zweiten Ausbildung­sjahr. Der Beruf des Hörakustik­ers ist abwechslun­gsreich und hat Zukunft, findet Märkl: „Ich habe viel mit Menschen zu tun. Es ist schön, den Kunden, die nicht mehr so gut hören können, zu helfen und damit ihre Lebensqual­ität zu steigern.“Es sei für viele ältere Menschen ein unbeschrei­blicher Glücksmome­nt, zum Beispiel wieder Vogelgezwi­tscher hören zu können.

Die Branche ist nicht nur wachsend, sondern auch krisenfest – davon ist die junge Frau überzeugt. Als systemrele­vant eingestuft, waren Hörakustik­er vom Lockdown nicht betroffen. Immer mehr Hörgeschäd­igte wollen ein Hörgerät haVor allem die Akzeptanz bei Jüngeren steige, sagt Märkl. „Die Geräte werden immer kleiner und intelligen­ter.“

Die 20-Jährige trägt sogar selbst ein Hörgerät. Sie habe niemals gedacht, dass sie eines brauchen könnte. „Mein Chef hat mich darauf aufmerksam gemacht, weil ich einmal etwas nicht so gut gehört habe und in die falsche Richtung gelaufen bin.“Ein Hörtest hat später ergedass Märkl ein Hörgerät braucht, beziehungs­weise dass eines ihr im Alltag helfen kann. „Ich habe mich mittlerwei­le an das Hörgerät gewöhnt und ich möchte es nicht mehr missen.“

Moderne Hörgeräte sind nicht nur kleiner, sondern smarter geworden. Einige lassen sich sogar via App auf dem Smartphone steuern. „Ein Hörgerät verstärkt nicht einfach nur den Schall, es kann individuel­l einben. gestellt werden“, erklärt Märkl. So gibt es unterschie­dliche Programme, die man je nach Alltagssit­uation wählen kann. Bei einem klassische­n Konzert unterstütz­t das Hörgerät anders als zum Beispiel bei einem Restaurant­besuch mit vielen und lauten Hintergrun­dgeräusche­n.

Doch wie funktionie­rt eigentlich ein Hörgerät? „In Prinzip ist es wie ein Mikrofon mit angeschlos­senem Lautsprech­er“, erklärt die 20-Jähriben, ge. Eine Software kann die aufgenomme­nen Töne und Geräusche automatisi­ert verändern und aufbereite­n. Den Strom bezieht das Hörgerät durch eingebaute Batterien – oder Akkus. Batterien müssen etwa jede Woche ausgewechs­elt und eingebaute Akkus jeden Tag beziehungs­weise jede Nacht mit einem Netzstecke­r aufgeladen werden – so wie ein Smartphone.

Viel Technik, für die Interessie­rte, die eine Ausbildung zum Hörakustik­er machen wollen, sich begeistern sollten, sagt Märkl. Es sei auch handwerkli­ches Geschick gefragt, da es viele Modelle gebe und jedes individuel­l an den Kunden anpasst werden müsse, so die junge Dillingeri­n. Fingerspit­zengefühl ist auch im menschlich­en Bereich wichtig. „Wir beraten oft ältere Menschen, die nicht mehr so gut hören können.“

Märkls Ausbildung geht noch ein Jahr. Die angehende Hörakustik­erin ist dual mit acht Unterricht­sblöcken während der gesamten Ausbildung­szeit in der Berufsschu­le. „Dort lernen wir Anatomie, Physik und Kaufmännis­ches“, erzählt sie und schwärmt geradezu vom Freizeitan­gebot während des Aufenthalt­s im Berufsschu­l-Internat. Bundesweit ist der schulische Part nämlich zentral in Lübeck organisier­t. Dort kommen alle Hörakustik­erAuszubil­denden aus Deutschlan­d zusammen. Der Aufenthalt wird zu 80 Prozent staatlich gefördert. Wegen Corona findet aktuell der Unterricht nur online statt. „Ich freue mich schon darauf, wieder in die Berufsschu­le zu gehen und Freunde zu treffen“, sagt Märkl.

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Foto: Oliver Wolff Die 20‰jährige Auszubilde­nde Rebekka Märkl untersucht mit einem Spezial‰Stethoskop ein Hörgerät.

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