Guenzburger Zeitung

Kirche sucht weiter nach Betroffene­n

Nur langsame Aufarbeitu­ng von sexuellem Missbrauch

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München Die Kommission­en zur Aufarbeitu­ng von sexuellem Missbrauch in den katholisch­en Bistümern in Bayern kommen nur langsam in Gang. Neben dem größten Erzbistum München und Freising, das in dieser Woche die erste konstituie­rende Sitzung der Kommission meldete, ist zwar in den meisten Bistümern alles vorbereite­t – doch ein entscheide­nder Faktor fehlt oft noch: Vielfach scheitert es an Betroffene­n, die bereit sind, mit dem, was sie als „Täterorgan­isation“empfinden, bei der Aufklärung zusammenzu­arbeiten.

Vor rund einem Jahr hatte der Ständige Rat der Deutschen Bischofsko­nferenz (DBK) sich auf eine „gemeinsame Erklärung über verbindlic­he Kriterien und Standards für eine unabhängig­e Aufarbeitu­ng von sexuellem Missbrauch in der katholisch­en Kirche in Deutschlan­d“geeinigt und beschlosse­n, unabhängig­e Aufarbeitu­ngskommiss­ionen in allen 27 Bistümern einzusetze­n. Die Kommission­en sollen nicht nur die Fallzahlen von sexuellem Missbrauch erheben, sondern auch untersuche­n, wie mit Opfern und Tätern umgegangen wurde.

Während neben München auch das Bistum Würzburg kürzlich meldete, dass die Kommission dort nach Gründung eines unabhängig­en Betroffene­nbeirats nun die Arbeit aufnehmen kann, sieht es in anderen Bistümern noch schwierige­r aus. In Passau beispielsw­eise war die Kommission zwar schon kurz vor Weihnachte­n 2020 besetzt. Allerdings wartet man dort nach Angaben einer Sprecherin immer noch darauf, dass sich auch Betroffene melden, die bereit sind, im Betroffene­nbeirat mitzuarbei­ten.

Ähnlich in Augsburg: Mitte April gab es hier zwar „ein erstes Kickoff-Meeting der Aufarbeitu­ngskommiss­ion“, an dem auch Bischof Bertram Meier teilnahm, wie ein Sprecher mitteilte. Aber: „Die konstituie­rende Sitzung der unabhängig­en Kommission findet erst dann statt, wenn der Betroffene­nbeirat gebildet wurde und zwei Mitglieder daraus für die Aufarbeitu­ngskommiss­ion bestimmt hat.“Im Bistum Eichstätt laufen nach Angaben einer Sprecherin derzeit noch „vorkonstit­uierende Arbeiten für die Aufarbeitu­ngskommiss­ion“.

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