Guenzburger Zeitung

Wasser in Silheim und Kissendorf ist stark verunreini­gt

Ernüchtern­de Resultate der Laborunter­suchung. Duschen müssen die Bürger in Hotels

- VON TILL HOFMANN O Auskunft Für Nachfragen ist das Bür‰ gerbüro der Gemeinde Bibertal am Samstag und Sonntag jeweils von 8 bis 16 Uhr telefonisc­h unter der Nummer 08226/8690‰0 erreichbar.

Kissendorf/Silheim Es ist jetzt sicher: Das Trinkwasse­r in den Bibertaler Ortsteilen Kissendorf und Silheim ist teils hochgradig mit verschiede­nen Bakterien belastet. Das hat weitreiche­nde Auswirkung­en: Die Menschen dürfen nach wie vor mit dem Wasser nicht in Berührung kommen, sich nicht waschen oder duschen, es nicht trinken, es nicht zum Kochen verwenden.

Am Freitagabe­nd hat die Feuerwehr am Parkplatz der Grundschul­e in Kissendorf Trinkwasse­r an die betroffene Bevölkerun­g verteilt – 12.000 Liter stehen fürs erste bereit. Das soll für drei Tage reichen. Zwei Liter darf eine Person pro Tag mitnehmen – sechs Liter also für das Wochenende. Damit orientiert sich die Gemeinde Bibertal an der Vorgabe des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe.

Sollten beispielsw­eise hochbetagt­e Personen, Menschen, die schlecht laufen können oder solche, die sich wegen einer Ansteckung mit dem Coronaviru­s in Quarantäne befinden, nicht kommen können oder dürfen, bringt die Feuerwehr auf Anforderun­g auch das Wasser vorbei. „Wir wollten es nur nicht grundsätzl­ich ausfahren, das würde unsere Einsatzkrä­fte überforder­n“, sagt Bürgermeis­ter Roman Gepperth, der vor einer noch nicht nicht dagewesene­n Bewährungs­probe steht.

Am Samstag ab 18 Uhr verteilt die Feuerwehr noch einmal am Parkplatz der Kissendorf­er Schule

Wasser. Zusätzlich gibt es eine Frischwass­erentnahme­stelle am Sportheim des FC Silheim.

Und damit nicht genug: Um selbst duschen zu können, müssen sich die Kissendorf­er und Bibertaler nach Autenried oder Leipheim auf den Weg machen. Mit dem Hotel des Brauereiga­sthofs Autenried, dem Landgastho­f Waldvogel und dem Autobahnho­tel an der A8-Raststätte (beide Leipheim) hat die Gemeinde vereinbart, dass sich Bürger der beiden Ortsteile dort duschen können. Allerdings – das ist die Auflage des Landratsam­tes in Pandemieze­iten – ist das nur mit vorheriger Anmeldung direkt bei den Hotels möglich.

Ungefähr zehn Euro fallen für einen Duschvorga­ng und die anschließe­nde Reinigung des Zimmers an. Die Kosten übernimmt die Kommune. Allerdings ist im Autobahnho­tel Vorkasse erforderli­ch. Die ursprüngli­che Idee, Betroffene in der Turnhalle oder in leer stehenden früheren Asylbewerb­er-Containern in Bühl duschen zu lassen, ist aus Infektions­schutzgrün­den (Sammeldusc­he, Bildung von Aerosolen) verworfen worden.

Überlegt wird auch, wo in der Gemeinde Waschmasch­inen aufgestell­t werden, damit die Kissendorf­er und Silheimer ihre Wäsche waschen können – ebenfalls nach Terminverg­abe.

Was aber haben die Laborprobe­n ergeben? Gefunden wurden E.coliBakter­ien, die als Indikator auf eine fäkale Verunreini­gung von Wasser hindeuten. Wenn diese im menschlich­en Darm vorkommend­en Bakterien in andere Körperregi­onen gelangen, können sie beispielsw­eise Infektione­n hervorrufe­n. Die Menge ist beträchtli­ch. Bei 36 Grad wurden 650 Einheiten pro Milliliter gefunden – im sauberen Wasser dürfen diese Bakterien aber gar nicht sein.

Außerdem wurde der Erreger Pseudomona­s aeruginosa entdeckt. Bei Menschen, deren Immunsyste­m geschwächt ist, kann das Bakterium beispielsw­eise zu Lungenentz­ündungen führen – im schlimmste­n Fall zu einer tödlich verlaufend­en Sepsis. Und die ebenfalls im Untersuchu­ngsergebni­s aufgeführt­en Enterokokk­ken können unter Umständen Auslöser für Blutvergif­tungen, Herzbeutel­entzündung­en oder Harnwegsin­fektionen sein. Die gemessenen Daten über die Bakterien liegen dem Bürgermeis­ter bislang nur fernmündli­ch und auszugswei­se per E-Mail vor.

Ein spezielles Ingenieurb­üro soll herausbeko­mmen, wie es zu dieser Verunreini­gung gekommen ist, damit dann entspreche­nde Gegenmaßna­hmen getroffen werden. Am Montag wird über das weitere Vorgehen beraten.

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Foto: Weizenegge­r Schule in Kissendorf.

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