Wasser in Silheim und Kissendorf ist stark verunreinigt
Ernüchternde Resultate der Laboruntersuchung. Duschen müssen die Bürger in Hotels
Kissendorf/Silheim Es ist jetzt sicher: Das Trinkwasser in den Bibertaler Ortsteilen Kissendorf und Silheim ist teils hochgradig mit verschiedenen Bakterien belastet. Das hat weitreichende Auswirkungen: Die Menschen dürfen nach wie vor mit dem Wasser nicht in Berührung kommen, sich nicht waschen oder duschen, es nicht trinken, es nicht zum Kochen verwenden.
Am Freitagabend hat die Feuerwehr am Parkplatz der Grundschule in Kissendorf Trinkwasser an die betroffene Bevölkerung verteilt – 12.000 Liter stehen fürs erste bereit. Das soll für drei Tage reichen. Zwei Liter darf eine Person pro Tag mitnehmen – sechs Liter also für das Wochenende. Damit orientiert sich die Gemeinde Bibertal an der Vorgabe des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Sollten beispielsweise hochbetagte Personen, Menschen, die schlecht laufen können oder solche, die sich wegen einer Ansteckung mit dem Coronavirus in Quarantäne befinden, nicht kommen können oder dürfen, bringt die Feuerwehr auf Anforderung auch das Wasser vorbei. „Wir wollten es nur nicht grundsätzlich ausfahren, das würde unsere Einsatzkräfte überfordern“, sagt Bürgermeister Roman Gepperth, der vor einer noch nicht nicht dagewesenen Bewährungsprobe steht.
Am Samstag ab 18 Uhr verteilt die Feuerwehr noch einmal am Parkplatz der Kissendorfer Schule
Wasser. Zusätzlich gibt es eine Frischwasserentnahmestelle am Sportheim des FC Silheim.
Und damit nicht genug: Um selbst duschen zu können, müssen sich die Kissendorfer und Bibertaler nach Autenried oder Leipheim auf den Weg machen. Mit dem Hotel des Brauereigasthofs Autenried, dem Landgasthof Waldvogel und dem Autobahnhotel an der A8-Raststätte (beide Leipheim) hat die Gemeinde vereinbart, dass sich Bürger der beiden Ortsteile dort duschen können. Allerdings – das ist die Auflage des Landratsamtes in Pandemiezeiten – ist das nur mit vorheriger Anmeldung direkt bei den Hotels möglich.
Ungefähr zehn Euro fallen für einen Duschvorgang und die anschließende Reinigung des Zimmers an. Die Kosten übernimmt die Kommune. Allerdings ist im Autobahnhotel Vorkasse erforderlich. Die ursprüngliche Idee, Betroffene in der Turnhalle oder in leer stehenden früheren Asylbewerber-Containern in Bühl duschen zu lassen, ist aus Infektionsschutzgründen (Sammeldusche, Bildung von Aerosolen) verworfen worden.
Überlegt wird auch, wo in der Gemeinde Waschmaschinen aufgestellt werden, damit die Kissendorfer und Silheimer ihre Wäsche waschen können – ebenfalls nach Terminvergabe.
Was aber haben die Laborproben ergeben? Gefunden wurden E.coliBakterien, die als Indikator auf eine fäkale Verunreinigung von Wasser hindeuten. Wenn diese im menschlichen Darm vorkommenden Bakterien in andere Körperregionen gelangen, können sie beispielsweise Infektionen hervorrufen. Die Menge ist beträchtlich. Bei 36 Grad wurden 650 Einheiten pro Milliliter gefunden – im sauberen Wasser dürfen diese Bakterien aber gar nicht sein.
Außerdem wurde der Erreger Pseudomonas aeruginosa entdeckt. Bei Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, kann das Bakterium beispielsweise zu Lungenentzündungen führen – im schlimmsten Fall zu einer tödlich verlaufenden Sepsis. Und die ebenfalls im Untersuchungsergebnis aufgeführten Enterokokkken können unter Umständen Auslöser für Blutvergiftungen, Herzbeutelentzündungen oder Harnwegsinfektionen sein. Die gemessenen Daten über die Bakterien liegen dem Bürgermeister bislang nur fernmündlich und auszugsweise per E-Mail vor.
Ein spezielles Ingenieurbüro soll herausbekommen, wie es zu dieser Verunreinigung gekommen ist, damit dann entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen werden. Am Montag wird über das weitere Vorgehen beraten.