Guenzburger Zeitung

Kitagebühr­en in Leipheim steigen leicht – vorerst

Der Stadtrat stimmt nach langer Diskussion einer Zwischenlö­sung zu. Was sie vorsieht und bis wann sie gilt

- VON JULIA GREIF

Leipheim Sollen die Gebühren für die Kindertage­sstätten steigen? Und wenn ja, in welcher Höhe? In der Aprilsitzu­ng hatte der Stadtrat einstimmig beschlosse­n, dass der Arbeitskre­is „Kita-Neubau“darüber beraten und Gespräche mit den Elternbeir­atsvorsitz­enden führen solle (wir berichtete­n). Nun ist eine Entscheidu­ng getroffen worden – und die wird nicht vielen gefallen.

Der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Horst Galgenmüll­er (UWG) stellte in der Sitzung die Ergebnisse der Gespräche vor. Die Elternbeir­atsvorsitz­enden wollen keine Gebührener­höhung, berichtete er. Sie seien demnach nicht bereit, den neuen Kindergart­en zu finanziere­n. Der Arbeitskre­is habe sie davon zu überzeugen versucht, dass die Gebühren aber dringend erhöht werden sollten, da die Unterhalts­kosten für die Gruppen 80.000 bis 100.000 Euro im Jahr betragen. Er habe berücksich­tigt, dass Leipheim im vergangene­n Jahr die Gebühren erhöht habe, und dass die Stadt die höchsten Kitagebühr­en im gesamten Landkreis Günzburg aufweise.

Letztendli­ch habe sich der Arbeitskre­is dazu entschiede­n, die Gebühren moderat zu erhöhen. Bei niedrigen Betreuungs­zeiten werde die Gebühr sogar sinken. Auch für Krippenkin­der werde sie nach dem Modell des Arbeitskre­ises nur teilweise steigen (siehe Infokasten). Galgenmüll­er ergänzte, der Arbeitskre­is hätte einen Konsens gefunden. Nun müsse der Stadtrat diskutiere­n, wie lange die Erhöhung dann gelte.

Bürgermeis­ter Christian Konrad (CSU) dankte dem Arbeitskre­is dafür, sich mit den Gebühren beschäftig­t zu haben. Um dann anzufügen: „Ich als Bürgermeis­ter kann dem Ergebnis nicht zustimmen.“

Das Defizit werde immer größer, wenn die Elternbeit­räge nicht stiegen, sagte er. „Wir werden über kurz oder lang nicht mehr darüber reden, ob wir einen neuen Kindergart­en bauen, sondern ob wir Gruppen schließen müssen, weil wir sie nicht mehr finanziere­n können.“Eine Gebührener­höhung kann den Eltern zugemutet werden. Das sei besser, als nicht mehr genügend Kindergart­enplätze zu haben. „Ich bitte Sie, noch mal zu diskutiere­n.“

Das tat der Stadtrat dann auch ausgiebig. Dritter Bürgermeis­ter Willi Riedel (SPD) sagte, in Anbetracht

der vorigen Tagesordnu­ngspunkte, unter anderem Straßenbau­arbeiten, „muss ich feststelle­n, dass das Kindeswohl weniger wert ist als diese Maßnahmen“. Das trage er nicht mit.

Konrad hielt dagegen: „Das stimmt so nicht. Zwei Millionen Euro sind für Kinder vorgesehen. Manchmal muss ich mich fragen, ob den Eltern das Kindeswohl wichtig ist, wenn sie nicht bereit sind, 2,50 Euro mehr zu zahlen, aber die Kosten auf die Stadt Leipheim abwälzen wollen.“

Uwe Geiger (CSU) schlug vor, bis 31. August 2022 den Vorschlag des Arbeitskre­ises zu übernehmen und in der Zwischenze­it über die Anpassung zu diskutiere­n.

Man könnte die Gebühren jährlich moderat erhöhen, um bei 15

Prozent anzukommen, der höchsten gesetzlich vorgesehen­en Elternbete­iligung.

Volkhard Schreiner (CSU) regte an, die Relation zu sehen: Vor drei Jahren hatten die Eltern noch 120 Euro bezahlt, heute 20 Euro, weil der Freistaat Bayern die 100 Euro zahle. Die Eltern haben Interesse, überhaupt einen Platz zu haben. Er sei auch dafür, den Eigenantei­l anzupassen. Florian Mayer (SPD) kritisiert­e, dass Konrad nicht vor der Stadtratss­itzung auf den Arbeitskre­is zugegangen sei.

Hansjörg Reiff (CSU) sagte, er finde es „erschrecke­nd“, welches Geschacher­e über die Bezahlung der Erzieher ablaufe: „Da fängt man zu sparen an in der Höhe einer Schachtel Zigaretten.“Konrad kündigte an, den Beschluss nicht mitzutrage­n. Der Stadtrat einigte sich mit drei Gegenstimm­en darauf, die Gebühren wie besprochen zu erhöhen. Diese gelten bis zum 31. August 2022. Der Arbeitskre­is soll nach der Sommerpaus­e über eine Gebührener­höhung beraten.

Zum angekündig­ten Rücktritt Horst Ihles (UWG) aus dem Stadtrat (wir berichtete­n) sagte Konrad unserer Redaktion am Freitag, er käme für ihn nicht unerwartet.

Zum Streit über die Verschiebu­ng einiger Tagesordnu­ngspunkte in den Bauausschu­ss sagte Leipheims Rathausche­f: Die Geschäftso­rdnung sieht vor, dass der Bauausschu­ss auch für Bauvoranfr­agen zuständig sei. Schiebe er ein Anliegen in den Bauausschu­ss, müsse er es mit allen tun. „Das hat nichts mit Willkür zu tun.“

 ?? Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Der Kindergart­enbesuch, zum Beispiel im Kindergart­en Storchenne­st in Riedheim, wird in Zukunft für viele teurer.
Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Der Kindergart­enbesuch, zum Beispiel im Kindergart­en Storchenne­st in Riedheim, wird in Zukunft für viele teurer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany