Erste Erfolge beim Kampf gegen Leerstände
Zuletzt hatten mehrere Händler und Gastronomen in Burgau zugesperrt. Doch der Handels- und Gewerbeverein (HGV) konnte jetzt Neueröffnungen den Weg bereiten
Der Handels- und Gewerbeverein konnte jetzt Neueröffnungen in Burgau den Weg bereiten. Das ist geplant.
Burgau Die „Perlenecke“schließt. Das Floristikgeschäft verkauft seine Blumen erst einmal nur noch an der Tankstelle oder liefert sie. Die Räume des Barbiers sind leer. Andere Ladenlokale sind bereits länger verwaist oder werden etwa als Büro oder Wohnung genutzt. Alles keine guten Entwicklungen an der Stadtstraße, keine guten Entwicklungen für Burgaus Innenstadt. Und erst dieser Tage war bekannt geworden, dass das Restaurant „Craft Lux“in Sichtweite des Stadttors zu ist. Doch damit will sich der Handels- und Gewerbeverein um den Vorsitzenden Harald Dalm und seinen Stellvertreter Michael Hackenberg nicht abfinden. Seit Monaten sind sie in Gesprächen mit potenziellen neuen Mietern – und verkünden jetzt im Gespräch mit unserer Redaktion drei gute Nachrichten für das Burgauer Zentrum.
So soll Mitte September in den ehemaligen Räumen des Barbiers ein neues Blumengeschäft eröffnen. Im September oder Oktober werde ein Brautmodengeschäft in die Innenstadt kommen. Und im Februar oder März soll jemand ein alt eingesessenes Geschäft übernehmen und vielleicht vergrößern, wenn alles klappt. Zu den beiden letztgenannten Vorhaben können Dalm und Hackenberg aber noch keine genauen „Locations“nennen. Die bisherige Betreiberin des Traditionsgeschäfts sagt übrigens, die potenzielle Nachfolgerin sei auf sie zugekommen. Und bis die Übergabe fix ist, soll auch der Name noch nicht geschrieben werden.
Gerade auswärtige Gewerbetreibende würden jedenfalls das große Potenzial von Burgau sehen, sagen Dalm und Hackenberg. So hätten diese in den genannten Fällen auch andere Orte in der Region im Blick gehabt, sich aber für die Markgrafenstadt entschieden, weil hier die Infrastruktur bei Geschäften und Gastronomie insgesamt gesehen noch gut sei, die Verkehrsanbindung und das Hinterland passe. Und es seien alle keine Anfänger, sondern sie hätten Erfahrung. „Wir wollen zumindest den Status quo halten, aber natürlich lieber noch neue Läden und Restaurants nach Burgau holen“, sagt Dalm. Der HGV kümmere sich intensiv darum und führe viele Gespräche, auch die Stadt unterstütze dabei. Bis jetzt die drei Eröffnungen in trockenen Tüchern waren, habe es länger als ein halbes Jahr gedauert. „Es wurde uns nicht geschenkt.“
Man schaue, was Burgau fehlt, und spreche dann gezielt mögliche Interessenten an. Dabei zeige sich allerdings, dass derzeit Branchen wie der Textilhandel – auch wegen der Corona-Pandemie und den Folgen – schwierig seien. So gebe es momentan keine Aussichten, wieder ein Sportgeschäft zu bekommen. Auch gebe es für Filialisten einfach keine geeigneten Flächen in der Innenstadt. Aber für Fachgeschäfte sei man attraktiv. Und da man von der Mode über Kerzen bis hin zum Schmuck für Hochzeitspaare alles biete, könne man vielleicht in diese Richtung über ein spezielles Marketing nachdenken.
Zudem müsse man Handel und Gastronomie als eine Einheit sehen. Beide befruchteten sich gegenseitig. Und Restaurants sorgten dafür, dass auch abends etwas los ist. So versuche man auch, einen Nachfolger für „Craft Lux“zu finden. Hackenberg sieht es als Herrenausstatter selbst, wie wichtig das ist: Seit die Gastronomie wieder offen ist und Feiern ausrichten kann, hat er wieder viele Anfragen für Hochzeitsanzüge.
Mit der Aktion „Es klapp(er)t in Burgau“, getragen von Stadt und HGV, soll am Samstag, 24. Juli, die Innenstadt, aber gezielt der Restaurant-Bereich nach den CoronaLockdowns unterstützt werden. Von 13 bis 16.30 Uhr gibt es eine „Kinder-Storchenrallye“mit Verlosung und ab 17 Uhr Livemusik: Es spielt Michael Fischer bei „da Salvatore“, Timeless bei „Reality“, die Combo des Musikzentrums Mindeltal bei der Eisdiele „Venezia“, Raposo bei der „Stadtlounge“und Poet Dentatus ist auch unterwegs. Zudem haben die teilnehmenden Geschäfte bis 20 Uhr geöffnet. Alles natürlich in der Hoffnung, dass die Corona-Lage es möglich macht.
Ebenso hat der Handels- und Gewerbeverein eine neue Internetseite sowie Facebook- sowie Instagram-Auftritte. Es gibt einen neuen Gutschein, der in beliebiger Höhe ausgestellt und bei allen Mitgliedsbetrieben eingelöst werden kann. Und viele junge HGVler beteiligten sich. Es gebe also eine gewisse Aufbruchstimmung, von der auch Ende September oder im Oktober eine Kunstwoche getragen werden soll: Künstler sollen in Geschäften ausstellen können. Ebenso ist wieder ein Einkaufsabend in Planung.
Man habe noch viele andere Ideen und sei in Gesprächen mit möglichen neuen Mietern, aber das sei noch nicht spruchreif. Was Letzteres angeht, sei es eben problematisch, dass aus Altersgründen auch in so manche Immobilie in der Stadt nicht mehr investiert werde. „Aber dass gerade jetzt, unter Corona-Bedingungen, Neueröffnungen anstehen, ist ein sehr positives Zeichen“, sagt Harald Dalm. Im nächsten Schritt werde man die HGV-Mitglieder befragen, welchen Bedarf sie noch für das Burgauer Zentrum sehen, um das in die weiteren Anwerbe-Versuche einfließen zu lassen.
Profitieren werde die ganze Stadt, da sind sich die beiden Vorsitzenden sicher, vom neuen Stadthaus – der Kontakt zu Entwickler Robert Manhardt sei auch sehr gut. Wenn es an der Kreuzung Mühlstraße/Schmiedberg/Kapuzinerstraße erst einmal eine vernünftige Querungsmöglichkeit für Fußgänger gebe, würden Unter- und Oberstadt auch dank des Aufzugs besser zusammenwachsen können.