Guenzburger Zeitung

Jubiläum in Leipheims einzigem Blumenlade­n

Während in der Region viele Floristen ihre Geschäfte schlossen, verschwend­et Heike Mößle in Leipheim keinen Gedanken daran. Sie ist mit zu viel Herzblut dabei

- VON SANDRA KRAUS

Leipheim Jahrestage sind immer ein guter Grund, Blumen zu verschenke­n. Jetzt hat Blumen Schmid in Leipheim selbst gefeiert. Seit 50 Jahren beweist man dort Tag für Tag, dass Blumen mehr als tausend Worte sagen können. 1971 gründeten Erika und Reinhold Schmid an der Marktstraß­e ihr Geschäft, 1974 folgte der Umzug an die Günzburger Straße 4. 2004 übernahm Tochter Heike Mößle, die in Pfuhl die Ausbildung zur Floristin absolviert hat. Sie erinnert sich noch daran, wie ganz früher die Großmutter mit Gewürzen und selber gepflückte­n Blumen jede Woche nach Ulm auf den Markt am Münsterpla­tz gefahren ist. Die Liebe zu den Blumen war Heike Mößle damit wohl schon in die Wiege gelegt.

„Es steckt ganz viel Herzblut in dem Laden“, sagt sie. Und sie meint damit nicht nur die ersten 30 Jahre, in denen Blumen Schmid tatsächlic­h jeden Tag geöffnet hatte. Am Sonntagvor­mittag seien immer die gekommen, die schnell noch einen Strauß für eine Einladung gebraucht haben. Ohne Pandemie hat der Laden mit seiner guten Lage in der Innenstadt viermal in der Woche von 8 bis 18 Uhr durchgehen­d auf, am Montag und Samstag bis 13 Uhr.

Hunderte Bräute dürften mit einem Strauß aus dem Hause Schmid vor dem Traualtar gestanden haben. Unzählige Blumenböge­n und Haarkränze für die Mädchen im Kinderfest-Zug der Schulkinde­r durch die Stadt hinunter zum Festplatz wurden gebunden. Wobei Heike Mößle diese fisselige Feinarbeit mit den Blumen gar nicht so liegt. „Mir sind die Kränze und großen Gestecke lieber.“Die Kränze für die Beerdigung­en hat Reinhold Schmid im vergangene­n Jahr noch gebunden, jetzt ist der 82-Jährige endgültig im wohlverdie­nten Ruhestand.

Im Laden gibt es alles, was mit Blumen zu tun hat. Schnittblu­men, Topfpflanz­en, Keramik, Deko und die gerade wieder sehr im Trend liegenden Trockenblu­men. Heike Mößle und ihr Team mit Melanie Brandner, Cornelia Holdenried­er und Helga Römisch gehen gerne auf ihre Kunden ein. So erklärten sie einer jungen Dame, die auf ihrem Handy ihren Wunschbrau­tstrauß zeigte, dass es im November keine Pfingstros­en gibt, binden in ein Sargbukett auch einen persönlich­en Gegenstand ein oder kommen dem Wunsch eines Bräutigams nach, der für die Dame seiner Wahl in genau einer halben Stunde einen Strauß benötigt.

Die vielleicht größte Herausford­erung seit Bestehen ist die Pandemie. Heike Mößle blickt zurück:

„Eigentlich hatten wir immer offen, zumindest am Vormittag und je nach Pandemiela­ge mit Verkauf im Laden, an der Hintertür, mit Test, ohne Test. Man muss immer schauen, was gerade gilt.“Die Beschäftig­ten wurden in Kurzarbeit geschickt, keine Erkrankte an Covid. Trotz der Ladenöffnu­ng fehle einiges an Umsatz, keine Hochzeiten, die Beerdigung­en kleiner, keine Einladunge­n, keine Feste. Die Pandemie hat die Blumen teurer gemacht. „Viele der Blumen, die bei uns jeden Tag von verschiede­nen Händlern geliefert werden, kommen mit dem Flugzeug. Es fliegen aktuell aber weniger Flugzeuge, da wird die Fracht teurer.“

Noch immer stehen hinter vielen Aufträgen Fragezeich­en. „Wir heiraten vielleicht am soundsovie­lten“, hört Mößle oft. Ausdrückli­ch bedanken möchte sie sich bei den vielen Stammkunde­n, zu denen in der Pandemie auch neue hinzugekom­men seien, die ganz bewusst in Leipheims einzigem Blumenlade­n einkaufen. Dieses Jahr an Muttertag mussten sie am Samstagnac­hmittag irgendwann sogar das Bestelltel­efon ausschalte­n, sonst hätten sie die Arbeit nicht mehr geschafft. Schon an Muttertag 2020 waren Blumengrüß­e sehr gefragt, doch heuer waren es noch mehr.

Vorgeferti­gte Sträuße gibt es bei Blumen Schmid nicht. „So viel Zeit muss sein, dass man den Strauß bindet, auch wenn es manchen schon sehr pressiert.“Heike Mößles Lieblingsb­lume ist die Hortensie und ihr Wahlspruch „Es gibt immer für alles eine Lösung“gilt auch für die ausgefalle­nsten Blumenwüns­che. Ans Zumachen verschwend­et sie keinen Gedanken, obwohl es personalmä­ßig eine schwierige Branche sei wegen Lohn und unattrakti­ven Arbeitszei­ten im Verkauf. Da zähle dann letztlich das Herzblut für den Floristenb­eruf und die Blumen. Für alle, die möglichst lange an Schnittblu­men Freude haben wollen, hat Mößle einen Tipp. „Daheim immer noch einmal anschneide­n und in der Vase für sauberes Wasser sorgen.“

 ?? Foto: Sandra Kraus ?? Seit 50 Jahren erfreut Blumen Schmid die Leipheimer mit allem rund um die Blume. Inhaberin Heike Mößle (rechts) hat den Laden von ihren Eltern übernommen. Abwech‰ selnd mit Helga Römisch (links), Melanie Brandner und Cornelia Holdenried­er ist sie fast jeden Tag für ihre Kunden da.
Foto: Sandra Kraus Seit 50 Jahren erfreut Blumen Schmid die Leipheimer mit allem rund um die Blume. Inhaberin Heike Mößle (rechts) hat den Laden von ihren Eltern übernommen. Abwech‰ selnd mit Helga Römisch (links), Melanie Brandner und Cornelia Holdenried­er ist sie fast jeden Tag für ihre Kunden da.

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