Polizei verstärkt Kontrollen auf Schleichwegen
Die Anwohner wird es freuen, die Autofahrer wird es ärgern: Die Kontrollen auf verbotenen Schleichwegen sollen in Günzburg verstärkt werden. Ein Überblick
Anwohner wird es freuen, Autofahrer ärgern. Kontrollen auf Schleichwegen sollen in Günzburg verstärkt werden.
Günzburg Zehn Tage leiden inzwischen Anwohnerinnen, Autofahrer, Fußgängerinnen und Radfahrer gleichermaßen wegen der Baustelle an der Ulmer Straße. Die einen, weil sie plötzlich drastisch mehr Verkehr und Lärm ertragen müssen, und die anderen, weil sie kaum mehr sicher die Straße überqueren können oder große Umwege in Kauf nehmen müssen. Doch weil das längst nicht jeder macht, sind die zum Teil schmalen Anliegerstraßen Hasengasse und Auf dem Gries zu beliebten Schleichwegen verkommen. Das weiß auch die Polizei und reagiert.
Günzburgs Dienststellenleiter Stefan Müller erklärt: „Wir wissen um die Problematik. Die Anwohner fühlen sich belästigt, weil zahlreiche Verkehrsteilnehmer versuchen, Schleichwege zu fahren.“Als unsere Redaktion unter der Woche gegen 15.30 Uhr exakt fünf Minuten lang die Autos Auf dem Gries zählt, kommt eine beachtliche Zahl von 48 Fahrzeugen zustande. Das können unmöglich alles Anlieger sein. Und genau dieses hohe Verkehrsaufkommen möchte Müller mit seinen Kolleginnen und Kollegen verhindern – und zwar mit stärkeren Kontrollen.
Bereits in der vergangenen Woche waren mehrere Polizistinnen und Polizisten im Einsatz, um die Fahrzeuge in den Anliegerstraßen zu kontrollieren. Im Rahmen der Möglichkeiten, wie es Müller nennt. Da genügend Beamtinnen und Beamten für andere Einsätze verfügbar sein müssen, sind die Kontrollen auf den verbotenen Umfahrungen unterschiedlich häufig. „Wir kontrollieren in den nächsten Tagen auf den bekannten Straßen schwerpunktmäßig und werden das unberechtigte Nutzen der Anliegerstraßen konsequent ahnden“, macht Müller deutlich.
Eine Polizeibeamtin, die in den vergangenen Tagen bereits häufiger vor Ort Autofahrerinnen und Autofahrer kontrolliert hat, berichtet gegenüber unserer Redaktion von ihren Erfahrungen. „Die wenigsten Autos, die dort fahren, haben ein berechtigtes Anliegen. Mindestens 80 Prozent sind keine Anlieger“, sagt die Polizistin. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen halten, wann immer möglich, die Autofahrerinnen und Autofahrer an und weisen sie an Ort und Stelle auf ihr Fehlverhalten hin – aus zweierlei Gründen. So kann zum einen gleich kontrolliert werden, ob nicht doch ein berechtigtes Anliegen vorliegt. Zum anderen sei die erzieherische Wirkung deutlich größer, wenn die Polizei einen direkt anspricht, sagt Dienststellenleiter Müller. Werden „nur“die Kennzeichen aufgeschrieben und der Bußgeldbescheid per Post zugeschickt, können die Be
Einspruch einlegen und ihr berechtigtes Anliegen mitteilen. Das müsse dann überprüft werden und nehme viel Zeit in Anspruch.
Die mit den Kontrollen schön öfter betraute Polizeibeamtin spricht davon, dass viele Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sich einsichtig zeigen. „In der Regel wird das Fehlverhalten zugegeben. Aber viele sagen auch, dass sie die große Umleitung vermeiden wollen, weil sie schnell irgendwo hin müssen.“Aber das sei eben kein Grund, Anliegerstraßen zu nutzen.
Sie weist darauf hin, dass nur ein bestimmter Personenkreis Anliegerstraßen nutzen darf. Das sind alle Anwohner, aber auch Besitzer von Grundstücken, die direkt an dieser Straße liegen. Auch Besucher sowie Kunden von Geschäften, Arztpraschuldigten xen oder Ähnlichem dürfen diese nutzen. „Die Durchfahrt an sich oder die Abkürzung, um schnellstmöglich zur Weißenhorner Straße oder zum Wasserburger Weg zu gelangen, ist vielleicht ein persönliches Anliegen, aber reicht nicht, um auf einer Anliegerstraße zu fahren“, sagt die Polizeibeamtin. Wer dies trotzdem macht und von der Polizei erwischt wird, muss ein Bußgeld in Höhe von 20 Euro berappen.
Mehrfach am Tag soll der betroffene Bereich in Günzburg kontrolliert werden. „Wir haben die Hoffnung, dass durch unsere Präsenz das Verhalten verändert wird. Wir wollen nicht abkassieren, sondern Menschen dazu bringen, mehr Rücksicht auf die Anwohner zu nehmen und die ausgeschilderte Umleitung zu benutzen“, sagt Dienststellenleiter Müller. Bislang scheint diese Hoffnung nicht in Erfüllung zu gehen. Wie die Polizeibeamtin sagt, habe sich bisher nichts an der Situation entlang der Hasengasse und Auf dem Gries geändert. „Ich war schon ein paar Mal vor Ort, aber es war immer gleich viel los. Es sind hauptsächlich Personen aus Günzburg oder der näheren Umgebung, die diesen Weg kennen und abkürzen wollen. Die Auswärtigen fahren fast alle auf der offiziellen Umleitung.“
Dass die Situation vor Ort wegen der Baustelle Ulmer Straße/Weißenhorner Straße chaotisch sei, weiß die Polizei. Das bedeutet, dass durchschnittlich etwa alle sechs Sekunden ein Auto auf der Anliegerstraße unterwegs ist. Die Hasengasse oder Auf dem Gries komplett zu sperren sei aus mehreren Gründen nicht möglich. So ist sie beispielsweise für den Stadtbus eine wichtige Ausweichroute. Und wenn zu viele Autos dort verbotenerweise unterwegs sind, habe diese Probleme, zügig vorwärts zu kommen. „Wenn jeder ein bisschen mehr Rücksicht nimmt, wird jeder nur so viel beeinträchtigt, wie es unbedingt notwendig ist. Wenn alle ein paar Minuten früher losfahren und die Umleitung nehmen, ist jedem geholfen“, sagt die Polizistin. Und noch eines merkt sie an: Spätestens nach den Sommerferien wird die Situation besser, weil die Ulmer Straße dann nicht mehr im östlichen Bereich, sondern im westlichen Bereich gesperrt ist. Vor allem die Anwohner sehnen diesen Zeitpunkt Mitte September herbei.