Guenzburger Zeitung

Polizei verstärkt Kontrollen auf Schleichwe­gen

Die Anwohner wird es freuen, die Autofahrer wird es ärgern: Die Kontrollen auf verbotenen Schleichwe­gen sollen in Günzburg verstärkt werden. Ein Überblick

- VON MICHAEL LINDNER

Anwohner wird es freuen, Autofahrer ärgern. Kontrollen auf Schleichwe­gen sollen in Günzburg verstärkt werden.

Günzburg Zehn Tage leiden inzwischen Anwohnerin­nen, Autofahrer, Fußgängeri­nnen und Radfahrer gleicherma­ßen wegen der Baustelle an der Ulmer Straße. Die einen, weil sie plötzlich drastisch mehr Verkehr und Lärm ertragen müssen, und die anderen, weil sie kaum mehr sicher die Straße überqueren können oder große Umwege in Kauf nehmen müssen. Doch weil das längst nicht jeder macht, sind die zum Teil schmalen Anliegerst­raßen Hasengasse und Auf dem Gries zu beliebten Schleichwe­gen verkommen. Das weiß auch die Polizei und reagiert.

Günzburgs Dienststel­lenleiter Stefan Müller erklärt: „Wir wissen um die Problemati­k. Die Anwohner fühlen sich belästigt, weil zahlreiche Verkehrste­ilnehmer versuchen, Schleichwe­ge zu fahren.“Als unsere Redaktion unter der Woche gegen 15.30 Uhr exakt fünf Minuten lang die Autos Auf dem Gries zählt, kommt eine beachtlich­e Zahl von 48 Fahrzeugen zustande. Das können unmöglich alles Anlieger sein. Und genau dieses hohe Verkehrsau­fkommen möchte Müller mit seinen Kolleginne­n und Kollegen verhindern – und zwar mit stärkeren Kontrollen.

Bereits in der vergangene­n Woche waren mehrere Polizistin­nen und Polizisten im Einsatz, um die Fahrzeuge in den Anliegerst­raßen zu kontrollie­ren. Im Rahmen der Möglichkei­ten, wie es Müller nennt. Da genügend Beamtinnen und Beamten für andere Einsätze verfügbar sein müssen, sind die Kontrollen auf den verbotenen Umfahrunge­n unterschie­dlich häufig. „Wir kontrollie­ren in den nächsten Tagen auf den bekannten Straßen schwerpunk­tmäßig und werden das unberechti­gte Nutzen der Anliegerst­raßen konsequent ahnden“, macht Müller deutlich.

Eine Polizeibea­mtin, die in den vergangene­n Tagen bereits häufiger vor Ort Autofahrer­innen und Autofahrer kontrollie­rt hat, berichtet gegenüber unserer Redaktion von ihren Erfahrunge­n. „Die wenigsten Autos, die dort fahren, haben ein berechtigt­es Anliegen. Mindestens 80 Prozent sind keine Anlieger“, sagt die Polizistin. Sie und ihre Kolleginne­n und Kollegen halten, wann immer möglich, die Autofahrer­innen und Autofahrer an und weisen sie an Ort und Stelle auf ihr Fehlverhal­ten hin – aus zweierlei Gründen. So kann zum einen gleich kontrollie­rt werden, ob nicht doch ein berechtigt­es Anliegen vorliegt. Zum anderen sei die erzieheris­che Wirkung deutlich größer, wenn die Polizei einen direkt anspricht, sagt Dienststel­lenleiter Müller. Werden „nur“die Kennzeiche­n aufgeschri­eben und der Bußgeldbes­cheid per Post zugeschick­t, können die Be

Einspruch einlegen und ihr berechtigt­es Anliegen mitteilen. Das müsse dann überprüft werden und nehme viel Zeit in Anspruch.

Die mit den Kontrollen schön öfter betraute Polizeibea­mtin spricht davon, dass viele Verkehrste­ilnehmerin­nen und Verkehrste­ilnehmer sich einsichtig zeigen. „In der Regel wird das Fehlverhal­ten zugegeben. Aber viele sagen auch, dass sie die große Umleitung vermeiden wollen, weil sie schnell irgendwo hin müssen.“Aber das sei eben kein Grund, Anliegerst­raßen zu nutzen.

Sie weist darauf hin, dass nur ein bestimmter Personenkr­eis Anliegerst­raßen nutzen darf. Das sind alle Anwohner, aber auch Besitzer von Grundstück­en, die direkt an dieser Straße liegen. Auch Besucher sowie Kunden von Geschäften, Arztprasch­uldigten xen oder Ähnlichem dürfen diese nutzen. „Die Durchfahrt an sich oder die Abkürzung, um schnellstm­öglich zur Weißenhorn­er Straße oder zum Wasserburg­er Weg zu gelangen, ist vielleicht ein persönlich­es Anliegen, aber reicht nicht, um auf einer Anliegerst­raße zu fahren“, sagt die Polizeibea­mtin. Wer dies trotzdem macht und von der Polizei erwischt wird, muss ein Bußgeld in Höhe von 20 Euro berappen.

Mehrfach am Tag soll der betroffene Bereich in Günzburg kontrollie­rt werden. „Wir haben die Hoffnung, dass durch unsere Präsenz das Verhalten verändert wird. Wir wollen nicht abkassiere­n, sondern Menschen dazu bringen, mehr Rücksicht auf die Anwohner zu nehmen und die ausgeschil­derte Umleitung zu benutzen“, sagt Dienststel­lenleiter Müller. Bislang scheint diese Hoffnung nicht in Erfüllung zu gehen. Wie die Polizeibea­mtin sagt, habe sich bisher nichts an der Situation entlang der Hasengasse und Auf dem Gries geändert. „Ich war schon ein paar Mal vor Ort, aber es war immer gleich viel los. Es sind hauptsächl­ich Personen aus Günzburg oder der näheren Umgebung, die diesen Weg kennen und abkürzen wollen. Die Auswärtige­n fahren fast alle auf der offizielle­n Umleitung.“

Dass die Situation vor Ort wegen der Baustelle Ulmer Straße/Weißenhorn­er Straße chaotisch sei, weiß die Polizei. Das bedeutet, dass durchschni­ttlich etwa alle sechs Sekunden ein Auto auf der Anliegerst­raße unterwegs ist. Die Hasengasse oder Auf dem Gries komplett zu sperren sei aus mehreren Gründen nicht möglich. So ist sie beispielsw­eise für den Stadtbus eine wichtige Ausweichro­ute. Und wenn zu viele Autos dort verbotener­weise unterwegs sind, habe diese Probleme, zügig vorwärts zu kommen. „Wenn jeder ein bisschen mehr Rücksicht nimmt, wird jeder nur so viel beeinträch­tigt, wie es unbedingt notwendig ist. Wenn alle ein paar Minuten früher losfahren und die Umleitung nehmen, ist jedem geholfen“, sagt die Polizistin. Und noch eines merkt sie an: Spätestens nach den Sommerferi­en wird die Situation besser, weil die Ulmer Straße dann nicht mehr im östlichen Bereich, sondern im westlichen Bereich gesperrt ist. Vor allem die Anwohner sehnen diesen Zeitpunkt Mitte September herbei.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Die Anliegerst­raße Auf dem Gries wird derzeit häufig als Schleichwe­g für die Baustelle an der Ulmer Straße genutzt. Damit soll bald Schluss sein.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Anliegerst­raße Auf dem Gries wird derzeit häufig als Schleichwe­g für die Baustelle an der Ulmer Straße genutzt. Damit soll bald Schluss sein.
 ??  ?? DONNERSTAG, 22. JULI 2021
DONNERSTAG, 22. JULI 2021

Newspapers in German

Newspapers from Germany