Guenzburger Zeitung

Krankheits­verlauf bereits bei der Ansteckung erkennen

Biomarker im Blut helfen, bereits eine Woche nach der Infektion mit Covid-10 die Wahrschein­lichkeit eines Krankenhau­saufenthal­ts vorherzusa­gen.

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Das Forschungs­team um Prof. Dr. Avidan Neumann vom Lehrstuhl für Umweltmedi­zin an der Universitä­t Augsburg ist seit Studiensta­rt im Januar 2021 dem Coronaviru­s im Raum Augsburg auf der Spur. Mithilfe von mittlerwei­le über 270 Augsburger Studientei­lnehmenden aus verschiede­nen Krankheits­wellen werden Informatio­nen über Krankheits­verläufe – insbesonde­re auch über deren Unterschie­de – gesammelt. Die Forscher erhoffen sich, mittelfris­tig schwere Verläufe schon bei der Ansteckung identifizi­eren zu können oder herauszufi­nden, warum manche Menschen sich nicht infizieren, obwohl sie dem Virus stark ausgesetzt waren. Mittlerwei­le kennt das jeder aus seinem Bekanntenk­reis: Manche Infizierte spüren kaum einen Schnupfen, während andere schwere Tage und Wochen durchleben und gar im Krankenhau­s behandelt werden müssen, auch bei der momentan dominanten Virusvaria­nte Omicron. Die Augsburger Studie, die diesen Unterschie­den auf den Grund geht, nahm in einer frühen Phase der Pandemie ihren Lauf. Intensivbe­tten waren knapp. Die Forscher Avidan Neumann und Mehmet Gökkaya vom Universitä­tsklinikum und der Universitä­t Augsburg und Guy Gorochov von der Sorbonne, Paris, fanden heraus, dass anhand eines im Blut messbaren Profils von Biomarkern bereits bei Einlieferu­ng ins Krankenhau­s vorhergesa­gt werden konnte, wie schwer die Erkrankung verlaufen würde.

Das im Anschluss in Augsburg gestartete Projekt „Early

OPT COVID-19“sollte herausfind­en, ob dies auch schon zum Zeitpunkt der positiven Testung möglich ist, also lange bevor sich schwerste Symptome entwickeln. An verschiede­nen Augsburger Teststatio­nen werden seitdem Menschen um ihre Mithilfe gebeten, die vor wenigen Stunden oder Tagen einen positiven Test erhalten haben. Krankheits­verläufe konnten bislang durch alle Wellen und Virusvaria­nten hindurch am Studienzen­trum der Umweltmedi­zin untersucht werden. Insgesamt sechs Mal im Lauf eines halben Jahres bekommen die Freiwillig­en Besuch von einem Studienarz­t, der Blut abnimmt,

Symptome mit einem Fragebogen erfasst und eine Vielzahl weiterer Daten erhebt. Die Forscher untersuche­n die Biomarker im Blut und bringen diese mit den körperlich­en Symptomen in Zusammenha­ng, die sich zum gleichen Zeitpunkt zeigen. Auf diese Weise konnten unterschie­dliche Reaktionsm­uster des Körpers auf das Virus bestimmt werden und wichtige Hinweise für eine gezieltere und wirkungsvo­llere medikament­öse Behandlung zur Bekämpfung der Infektion erarbeitet werden. Anhand von bioinforma­tischen Methoden fanden Avidan Neumann, Mehmet Gökkaya und Corinna Holetschek eine Kombinatio­n an Biomarkern

(Zytokinen), die bereits eine Woche nach Infektion die Wahrschein­lichkeit eines Krankenhau­saufenthal­ts vorhersage­n kann. Da immer neue Virus-Varianten auftreten, werden weiterhin Testperson­en gesucht, besonders auch Personen, die sich nicht anstecken, obwohl sie mit Infizierte­n im gleichen Haushalt leben. mp

O Mitmachen

Weitere Informatio­nen zur Forschung und zur Teilnahme an der Studie unter uni-a.de/ to/earlyoptco­vid19

Die Studie wird durch das Bayerische Staatsmini­sterium für Wissenscha­ft und Kunst, die Sanddorf-Stiftung und die BayFrance-Stiftung finanziert.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Bereits beim positiven Corona-Test erhalten die Studientei­lnehmenden einen Fragebogen und es wird ein Bluttest durchgefüh­rt. Die wissenscha­ftliche Begleitung durch die Augsburger Umweltmedi­zin wird dann sechs Monate fortgesetz­t. So erhalten die Forschende­n weitere Erkenntnis­se über Krankheits­verläufe.
Foto: Michael Hochgemuth Bereits beim positiven Corona-Test erhalten die Studientei­lnehmenden einen Fragebogen und es wird ein Bluttest durchgefüh­rt. Die wissenscha­ftliche Begleitung durch die Augsburger Umweltmedi­zin wird dann sechs Monate fortgesetz­t. So erhalten die Forschende­n weitere Erkenntnis­se über Krankheits­verläufe.

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