Feuer und Flamme für den Schießsport
Das Bundesliga-Finale in Neu-Ulm entwickelt sich traditionell zu einer großen Party. Die Waldkircher Luftpistole-Schützen können als Ausrichter nur zusehen. Ihre Luftgewehr-Freunde aus Vöhringen kommen bis ins Gold-Duell und verpassen den Saisontitel knap
Normalerweise gelten Schützinnen und Schützen eher als introvertierte Typen. Am Schießstand waren sie das am Wochenende beim Bundesliga-Finale in NeuUlm auch. Höchste Konzentration war gefragt, während es in der Ratiopharm-Arena vor etwa 2000 Zuschauerinnen und Zuschauern immer wieder ohrenbetäubend laut wurde. Ein Schießsport-Volksfest, bei dem die Pistolen-Schützinnen und -Schützen vom SV Waldkirch als Ausrichter und Mit-Organisator heuer nur von außen zujubeln konnten. Wie berichtet, verpasste der Bundesligist aus dem Landkreis Günzburg die Qualifikation zum „Finale dahoim“nur knapp.
An den blauen T-Shirts waren sie zu erkennen: Fast 100 freiwillige Helferinnen und Helfer sorgten für einen reibungslosen Verlauf des Bundesliga-Finales – in vielen verschiedenen Bereichen, die meisten von ihnen hinter den Kulissen. Als Organisatoren vor Ort waren neben den Waldkirchern auch der SV Pfeil Vöhringen sowie der Förderverein Sportschießen Vöhringen eingespannt, auch der Schützen-Nachwuchs packte drei Tage lang fleißig mit an.
Im vergangenen Jahr war für die Waldkircher unter Trainerin Elfriede Weigelt nach einem furiosen Turnierstart im Halbfinale Schluss. Heuer drückten die Pistolenschützen ihren LuftgewehrFreunden aus Vöhringen die Daumen und wurden Zeugen eines beachtlichen Laufs gegen die deutsche
Elite. Hauchdünn verpassten die Schützinnen und Schützen aus dem Nachbarlandkreis den Saisontitel. Das Goldfinale Luftgewehr gewann der SV Wieckenberg aus dem Landkreis Celle in Niedersachsen gegen Pfeil Vöhringen mit 3:2 (1983:1981).
Dabei hat das Finalturnier so gut angefangen für die Vöhringer und packender kann der Schießsport kaum sein. Vöhringen und Hubertus Elsen lieferten sich am Samstag ein Halbfinal-Duell auf höchstem Niveau. Niemanden hielt es mehr auf den Sitzen, als
nach ausgeglichenem Wettkampf Hannah Steffen für Vöhringen und Bastian Blos für Elsen ins Stechen mussten. Ein einziger Schuss sollte über den Einzug ins Finale am Sonntag entscheiden.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer klatschten rhythmisch mit oder kauten nervös auf den Fingernägeln, die beiden Protagonisten blendeten all das aus und konzentrierten sich nur noch auf die kleine schwarze Zielscheibe. Mit dem besseren Ende für die Gastgeber. Steffen setzte sich im dritten Stechschuss mit einer Zehn
gegen eine Neun ihres Kontrahenten durch. Der Rest war grenzenloser Jubel in der Halle.
Mit Wieckenberg und Vöhringen standen am Sonntag die zwei Teams im Finale, die es sich über die gesamte Saison verdient hatten: Denn beide gingen aus der Vorrunde als bestes Team im Norden (Wieckenberg 20:2-Punkte) beziehungsweise im Süden (Vöhringen 18:4-Punkte) hervor. Während die Vöhringer 2022 schon einmal Silber gewonnen haben, waren die Wieckenberger im Bundesligafinale bis dato noch nicht nennenswert
in Erscheinung getreten. Wie nicht anders zu erwarten, verlief der Start am Sonntagmittag völlig ausgeglichen.
Nach der ersten von vier Zehnerserien gab es eine Führung in den fünf Partien, Vöhringens indische Topschützin Elavenil Valarivan führte 100:99 gegen die Schweizerin Chiara Leone. Es blieb auch in der Folge äußerst knapp, die Spannung war trotz des Heidenlärms, den das Publikum veranstaltete, mit den Händen zu greifen. Jede Neun – und es gab nicht so viele – wurde von einem lang gezogenen „Ahhhhhhhh“begleitet. Auffällig war, dass die Wieckenberger – bis auf die Vöhringer „Schnellschützin“Antonia Back – allesamt schneller schossen als ihre Duellpartner und diese somit unter Druck setzen konnten.
Gut gelang dies vor allem der Wieckenbergerin Melissa Ruschel auf Position 5, die sich einen Vorsprung gegenüber Amelie Anton erarbeiten konnte. Als Erster beendete Dennis Welsch (SVW) nach nicht einmal 25 Minuten seinen Wettkampf. Er stellte seiner Gegnerin Hannah Steffen mit 396 eine harte Aufgabe. Doch die Vöhringerin Back machte Gleiches mit ihrem Kontrahenten Robin Zissel, der ein 397 vorgesetzt bekam und noch 13 Schüsse abgeben musste.
Kathrin Grabowski sorgte für den ersten fixen Wieckenberger Punkt, ihre 396 waren von Anita Mangold nicht mehr zu toppen. Großer Jubel brandete im Vöhringer Lager auf, als Valarivan die perfekte 400 schoss und somit das Spitzenduell mit zwei Ringen Vorsprung gewann. Ruschels 397 an Position waren jedoch auch Extraklasse und bedeuteten die 2:1-Führung für Wieckenberg.
Damit lief alles auf das Duell zwischen Welsch und Steffen hinaus. Als diese ihren drittletzten Schuss in die Neun setzte, war die Entscheidung gefallen und es brachen alle Dämme. Die Enttäuschung der Vöhringer war anfangs groß, doch schnell überwog der Stolz über die herausragenden Team-Leistungen. Das Heim-Publikum und die Waldkircher Luftpistolenkollegen leisteten Aufbauarbeit. (mit AZ)