Wie Zusmarshausen weiter für einen Bahnhof kämpft
Für einen Haltepunkt in Zusmarshausen will der Bürgermeister alle Kräfte bündeln. Doch wie realistisch ist der Regionalhalt? Das ist der aktuelle Stand der Debatte.
Das Bahnprojekt Ulm – Augsburg hatte bei den Sitzungen des Marktgemeinderats in den vergangenen Monaten immer kurz vor dem eher wenig aufregenden Beratungspunkt „Verschiedenes“am Schluss gestanden. Bei der jüngsten Zusammenkunft der Bürgervertreter gewann es allerdings an überraschender Relevanz. Denn diesmal ließ Sitzungsleiter Bernhard Uhl sehr deutlich seinen Unmut über den Verlauf der Verhandlungen und Untersuchungen der Bahn erkennen. Es geht um einen möglichen Bahnhof auf Höhe der Zusamgemeinde, den der Rathauschef seit Wochen landauf, landab favorisiert. Und dabei offensichtlich auch neue politische Wege gehen würde. Uhl: „Wie müssen jetzt alle Kräfte bündeln – notfalls über alle Parteigrenzen hinweg.“
Vor Kurzem war ein Antrag der Grünen im Landtagsausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr abgelehnt worden. Die Grünen hatten gefordert, dass die bayerische Staatsregierung das Potenzial möglicher Bahnhalte – unter anderem in Zusmarshausen – prüfen möge. Am Rande der jüngsten Beratung kündigte der Bürgermeister an, auch mit dieser Seite im Gespräch bleiben zu wollen. Wie Bernhard Uhl im lokalen Geschehen den ungewohnten Partner einbinden möchte, blieb offen. Jedenfalls dürfte sich Uhls Parteikollege und Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) bei seinem auf Mittwoch, 6. März, vorgezogenen Besuch in Zusmarshausen auf schwierige Gespräche vor Ort einstellen. Das Treffen soll auf dem Gelände der Firma Chefs Cullinar stattfinden.
Letztere brachte der Bürgermeister ins Spiel, als er – deutlich hör- wie sichtbar – seine Unzufriedenheit mit der laufenden Potenzial-Abschätzung für eine Haltestation im Schienenpersonen-Nahverkehr äußerte. Zur Erinnerung: Die ausführende Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) forscht nach, ob mindestens 1000 Ein- und Aussteiger an einem Werktag am potenziellen Bahnhalt im Zusamtal zusammenkommen. „Da soll diese magische Zahl erreicht werden, ob sie aber mit dieser Messmethode erreicht werden kann, da bin ich skeptisch“, bezweifelte der Sitzungsleiter, der schon in der Vergangenheit mit der BEG alles andere als pfleglich umgegangen war. Knackpunkt Nummer eins: Mittels eines Kreises und einem Radius von 1,5 Kilometern um den möglichen Standort soll gezählt werden. Für den Bürgermeister käme damit nur ein kleiner Teil von Vallried zur Berücksichtigung. Wollbach oder gar Wörleschwang würden bei der Erfassung ausgelassen. Bei anderen Projekten sei mit viel größeren Umgriffen gerechnet worden.
Und jetzt legte Bernhard Uhl noch mal nach, indem er auf die mehr als 2500 Arbeitsplätze der größten Firmen in Autobahnnähe hinwies. Alles potenzielle BahnKunden, wie auch von Unternehmern immer wieder betont wird. Dass ihn selbst der Hinweis von Hubert Kraus (CSU) wonach „alles auf dem richtigen Weg ist“, kaum besänftigen konnte, weist auf den angestauten Groll des Rathauschefs in Sachen Bahnausbau hin. „Nur zu denken, dass es schon gut gehen wird, reicht mir nicht aus.“Uhl, der wegen der langen Projektdauer mit „vielen Unsicherheiten“rechnet, wies auch den in der Öffentlichkeit aufgetauchten Vergleich mit dem Halt im schwäbischen Merklingen entscheiden zurück. Er erinnerte vielmehr an die Regionalbahn-Station Kinding entlang der Neubaustrecke Nürnberg–Ingolstadt. Zumindest Walter Aumanns (FWV) Befürchtungen, die Haushaltsentscheidung des Bundesverfassungsgerichts könnte auch den Garaus für die Trasse Ulm–Augsburg befördern, konnte Uhl entkräften. Aus dem Bundesverkehrsministerium hatte es geheißen, dass weiter zügig geplant werden müsse.