Von Kamm und Kehle: Barbershop begeistert das Publikum
Der Chor „Herrenbesuch“und die Gruppe „Veto“traten in der Kapuzinerhalle in Burgau auf und überzeugten mit haarscharf harmonischem Sound aus den Friseursalons der USA.
In der Burgauer Kapuzinerhalle gastierte ein Chor aus München mit einem Akteur aus dem Landkreis Günzburg. Josef Wiedemann aus Echlishausen im Bibertal singt bei „Herrenbesuch“im Bass und fährt einmal pro Woche zu den Proben in die Landeshauptstadt. Der reine Männerchor pflegt den Barber Shop-Gesangsstil. Dieser entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Friseursalons der USA. Typisch dafür sind ein striktes A-cappella-Arrangement, enge Harmonien und begleitende Choreografien. Herrenbesuch war schon bei nationalen und internationalen Wettbewerben erfolgreich.
Im Konzert erklingen englische und deutsche Stücke. „Don´t Worry About a Thing“beginnt balladesk, mit einer fließenden Melodie und dichten Molldreiklängen. Dann
geht es über in ein schnelleres Tempo und Durdreiklänge. Hubert vom Goiserns „Weit, weit Weg“bekommt ein sanft wogendes Vorspiel auf „Dududu“, sehnsuchtsvolle Zwischenspiele werden auf die Textzeile „Kimm her zu mir“gesungen. Eine Premiere ist die Aufführung des Stückes „Always Look on the Bright Side of Life“,
dem Lied der Gekreuzigten aus „Das Leben des Brian“. Die Melodie wechselt zwischen Tenor und Bass, bei den Pfeifpassagen sind reizvolle Nebenmelodien zu hören. Die Choreografie zeigt Kreuz-Gesten. Bei einem Stück über unterschiedliche Erwartungen an die Liebe bei Männern und Frauen wird das Publikum mit einbezogen. Josef Wiedemann
singt den Männern die gospelige Bass-Linie vor: „Bindungsangst, ich habe Bindungsangst!“. Ein Tenor macht den Frauen die bluesige Überstimme vor: „Bitte bleib doch bei mir!“.
Der Chor wird abwechselnd dirigiert von Andrew Rembecki, Dominik Schaller und Ramon Schellek. Durchs Programm führt der Sänger Hans-Jürgen Wieneke, der in Köln aufgewachsen ist. Dabei zeigt er treffsicheren rheinischen Humor. Einen Gastauftritt hat in Burgau eine kleinere Formation, die ebenfalls den Barber Shop Gesang pflegt und wie Herrenbesuch für die diesjährige deutsche Meisterschaft in Dortmund trainiert. Zur Gruppe Veto gehören der Herrenbesuch-Dirigent Andrew Rembecki und seine Frau Sandra Rembecki, sowie Robie Weber und Mira Taferner. Sie erobern die Herzen des Publikums mit swingenden Stücken wie „It´s Barber Shop Harmony Time“und einem zärtlichen
Stück von Stevie Wonder mit besonders dichten Harmonien.
Nach dem Konzert gibt der Lokalmatador Josef Wiedemann noch ein Interview. Sein Heimspiel sei natürlich aufregend gewesen, aber das Publikum sei gut mitgegangen. „Viele Freunde sind extra angereist, einer sogar aus Nordbaden“, ergänzt er. Wiedemannn war auch in die Programmgestaltung mit eingebunden. Priorität bei der Programmzusammenstellung hatten Stücke für die deutsche Meisterschaft. Der Dirigent Andrew Rembecki ist begeistert vom ersten Konzert des Chores im bayerischen Schwaben: „Das Publikum hat uns herzlich willkommen geheißen und die Halle ist wunderschön.“Und wie sind die Mitglieder von Herrenbesuch bei den Proben? „Sie sind bereit, hart zu arbeiten, aber auch herzliche Menschen, wir sind wie eine Familie.“Herrenbesuch gibt zwei Zugaben, eine davon im Foyer.