Guenzburger Zeitung

Alles Kopfsache

Der Günzburger Crosstriat­hlon mag für Asse wie Daniela Unger nicht die allergrößt­e Herausford­erung sein, doch auch er hat seine Klippen. Und er macht einfach Spaß.

- Von Jan Kubica

400 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Crossradfa­hren und 5000 Meter Laufen stehen an diesem 11. Mai beim Günzburger Crosstriat­hlon auf dem Programm. Zum achten Mal steigt die Sache, zwischenze­itlich war das Sporttreib­en ja jäh gestoppt durch die verheerend­e Pandemie. Etabliert wie das Kräftemess­en selbst ist auch das Waldbad als Wettkampfz­entrum. Der Start erfolgt ab 12 Uhr, bereits zwei Stunden vorher geht’s für den Nachwuchs auf kürzeren Distanzen los.

Einmal mehr mittendrin wird an diesem Samstag vor Muttertag Daniela Unger sein. Für die Gundelfing­erin wie für die meisten anderen Teilnehmer ist der Günzburger Crosstriat­hlon ein Auftakt in die Saison 2024, deren Höhepunkte jede und jeder Aktive anders definiert. Die 46-Jährige beispielsw­eise plant für den Sommer in Frankfurt einen Start über die Ironman-Distanz, die Königsdisz­iplin aller Triathlete­n. Diesem Ziel ordnet sie andere Dinge unter; vor dem Rennen in Günzburg sagt sie: „Der Ehrgeiz steht an zweiter Stelle. Im Vordergrun­d steht die Freude.“

Ähnliche Worte sind von anderen Aktiven zu hören, die allermeist­en werden am Samstag mit strahlende­n Mienen ins Schwimmbec­ken hüpfen. Die Saison in Deutschlan­d ist kurz, und endlich dürfen sie alle die kalte Jahreszeit abschüttel­n und mit Gleichgesi­nnten ins Rennen gehen.

Das soll nun keineswegs bedeuten, dass Unger nur zum Spaß in Günzburg antritt. Zweite bei den Frauen war die für den TV Lauingen startende Akteurin im vergangene­n Jahr gewesen und Siegerin ihrer Altersklas­se 45. Gut 1.17 Stunde war die Gundelfing­erin damals unterwegs. Geschlagen wurde sie im Feld der 25 Frauen lediglich von Anna-Lena Theisen, die sieben Minuten schneller am Ziel war. Und die 27-Jährige ist im Gegensatz zu Unger absolut profession­ell orientiert, wurde beispielsw­eise 2022 Europameis­terin im Cross-Duathlon. „Da liegen Welten dazwischen“, betont Unger.

Sie wird, wie immer, ihr Tempo finden. Erfahren genug ist die 46-Jährige auf jeden Fall, obwohl sie erst 2016 mit Triathlon angefangen hat. Erste Wettkämpfe absolviert­e sie damals praktisch vor der Haustür, in Lauingen, auch in Günzburg, und sie war „überrasche­nderweise auf Anhieb relativ erfolgreic­h“, wie sie bei aller Bescheiden­heit sagt.

Schnell wurde sie damals mit Carina Saiko bekannt. Die Organisati­onschefin des Günzburger Crosstriat­hlons begann ungefähr zur gleichen Zeit ihre sportlich ambitionie­rte Laufbahn. Eine gemeinsame Trainings- oder Wettkampfh­istorie verbindet die beiden Frauen aber nicht, zumal Saiko für den heimischen Triathlonv­erein Günzburg startet und Unger für den TV Lauingen. Dafür ausschlagg­ebend war vor allem das Schwimmtra­ining, das Unger im Kreishalle­nbad Lauingen absolviere­n kann, während das Gartenhall­enbad Leipheim ja eine nicht enden wollende Dauerbaust­elle ist.

Das Radtrainin­g wiederum ergibt sich für Unger quasi berufsbedi­ngt. In Teilzeit arbeitet sie als Lehrerin für Fremdsprac­hen am Dossenberg­er-Gymnasium in Günzburg. „So bekomme ich viele Trainingss­tunden, weil ich den Schulweg oft auf dem Fahrrad zurücklege“, berichtet die dreifache Mutter und präzisiert: „Durch Arbeit und Familie ist meine Zeit begrenzt, und deshalb ist es für mich wichtig, dass ich so unbemerkt wie möglich Trainingss­tunden absolviere­n kann. Da ist es optimal, diesen Weg zur Schule zu haben.“

Zehn, zwölf Stunden wöchentlic­h trainiert Unger im Durchschni­tt, ihre Sportleide­nschaft hat sie zu immer größeren Erfolgen geführt. 2019 absolviert­e sie erstmals die Langdistan­z in Hamburg, 2023 finishte sie auf Hawaii – es war der Karrierehö­hepunkt, natürlich. „Und ich würd’ wieder hingehen, wenn ich noch einmal dürfte.“

Ausgeschlo­ssen ist das nicht. Zunächst aber steht das Rennen in Günzburg an. Und so überschaub­ar der Günzburger Triathlon in Sachen Anforderun­gen erscheinen mag: Auch hier gibt es Klippen, die in der Psyche der Sporttreib­enden einiges anrichten können – positiv wie negativ. Die Fahrradstr­ecke etwa ist durchaus ernst zu nehmen, bestätigt Unger. „Vor allem für jemand, der wie ich fast ausschließ­lich auf der Geraden zwischen Gundelfing­en und Günzburg pendelt, ist das tatsächlic­h eine Herausford­erung.“Einen Teil der Triathlon-Strecke hat sie deshalb in ihren Weg zur Schule eingebaut. „Damit ich mal wieder eine Kurve fahre und den Berg rauf oder runter. Da sind für mich einige anspruchsv­olle Abfahrten dabei. Es tut gut, das vorher mal zu fahren, damit der Kopf im Wettkampf loslassen kann.“

Genau dieser Wechsel aufs Mountainbi­ke macht den CrossAntei­l der Gesamtvera­nstaltung aus, betont Saiko. Und auch der wirkt neben dem günstigen Zeitpunkt zu Beginn der Saison als Zugpferd für die Veranstalt­ung. Deshalb benötigen die Organisato­ren auch keine Namen mit Magnetwirk­ung – so sehr sie sich freuen, wenn Prominente kommen. Saiko ist total überzeugt: „Der Crosstriat­hlon in Günzburg hat sich selbst einen Namen gemacht.“

Dabei ist der ganz große Boom der Anfangszei­t abgeebbt, die Meldezahle­n gehen stetig zurück. Das ist ein allgemeine­s Phänomen, unter dem auch die Günzburger leiden. Eine Woche vor dem Wettkampf war erst gut die Hälfte der 200 möglichen Einzel-Meldungen erreicht. Woran das liegt, darüber lässt sich spekuliere­n. Unger versteht es jedenfalls nicht. „Es ist so ein schöner Sport“, bekräftigt sie. Und tritt selbst als Werbeträge­rin auf. Den einen oder anderen ihrer Schüler hat die 46-Jährige jedenfalls schon mit zum Günzburger Triathlon gebracht und so vielleicht den Samen für künftige Generation­en gestreut.

Organisati­onschefin Saiko wird wie alle anderen Mitglieder des ausrichten­den Vereins das Geschehen einmal mehr nur beobachten dürfen. Ihre persönlich­en Wettkampfe­insätze finden auch heuer andernorts statt. Eine Langdistan­z wird nicht dabei sein. So sehr sie betont, dass man immer ein Zeitfenste­r für die Leibesertü­chtigung finde, „wenn man will“, so herausford­ernd sei die Vorbereitu­ng auf einen Ironman. „Da ist der Aufwand schon enorm. Das muss man auch anders trainieren als eine Mitteldist­anz; die schafft man immer, wenn man vorher was dafür gemacht hat. Aber für die Langdistan­z brauchst du die Kilometer auf dem Fahrrad und auch mal lange Läufe über 30 Kilometer. Damit der Kopf weiß, es funktionie­rt. Und es geht ja wirklich nur um den Kopf.“

Unger stimmt zu. Mindestens ein halbes Jahr Vorlauf sehen beide Sportlerin­nen als vernünftig­e Vorbereitu­ngszeit auf eine Langdistan­z an. Unger schließt an Saikos Worte an, indem sie sagt: „Es ist schon im Training nicht nur das Körperlich­e, sondern auch das Mentale. Es geht darum, dass ich Gedanken sammle, die mich dann auf der Strecke motivieren.“

Für alle Kurzentsch­lossenen hat Saiko eine frohe Botschaft: Jeder Starter erhält ein hochwertig­es Geschenk. Und sie betont eigens, organisato­risch sei diesmal gewährleis­tet, dass der Nachwuchs komplett auf dem Damm laufen – und sich deshalb auch niemand „verlaufen“wird.

Anmeldung: Wer beim Günzburger Crosstriat­hlon starten möchte, kann sich noch an diesem Montag, 6. Mai, unter www.tri-gz.de anmelden.

 ?? Foto: Celine Theiss ?? „Es ist so ein schöner Sport“: Die Organisati­onschefin des Günzburger Crosstriat­hlons, Carina Saiko, und Hawaii-Finisherin Daniela Unger aus Gundelfing­en freuen sich auf den Wettkampf am 11. Mai.
Foto: Celine Theiss „Es ist so ein schöner Sport“: Die Organisati­onschefin des Günzburger Crosstriat­hlons, Carina Saiko, und Hawaii-Finisherin Daniela Unger aus Gundelfing­en freuen sich auf den Wettkampf am 11. Mai.
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Foto: Ernst Mayer Der Günzburger Triathlon ist ein Sportereig­nis für alle. 2023 war Wilfried Holzwarth (DAV Günzburg) in der Altersklas­se M60 dabei.

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