Theo Waigels Lebensleistung wird mit einer hohen Auszeichnung gewürdigt
In einer Feierstunde zu seinem 85. Geburtstag wird Theo Waigel die Ringeisen-Medaille verliehen. Wie die Verbundenheit zu Ursberg Waigels Leben geprägt hat.
Kohl, Köhler, von Weizsäcker, Carstens: Die Liste der hochkarätigen Politiker, die Ursberg besucht haben, ist lang. Sie alle kamen auf Initiative von Dr. Theo Waigel hierher, und auch das umschreibt den Einsatz von Waigel für das Dominikus-RingeisenWerk und für Menschen für Behinderung. Dieser Einsatz, der Waigel ein Lebensanliegen war und ist, wurde jetzt auf eine besondere Weise gewürdigt. Im Rahmen des Empfangs im Ursberger Ringeisen-Saal zu seinem 85. Geburtstag wurde Waigel die Ringeisen-Medaille verliehen. Zahlreiche Redner, darunter der CSU-Fraktionsvorsitzende Klaus Holetschek und Dr. Thomas Groll, Vorsitzender der Joseph-Bernhart-Gesellschaft, würdigten Waigels Lebensleistung.
Joseph Bernhart (1881 bis 1969), einer der prägenden katholischen Theologen und Philosophen des 20. Jahrhunderts, ist in Ursberg geboren. Waigel fühlt sich Bernhart intensiv verbunden. Er ist seit 1981 Schirmherr (Protektor) der JosephBernhart-Gesellschaft. Beim festlichen Empfang auf Einladung des CSU-Kreisverbands hielt Domkapitular Thomas Groll, Vorsitzender der Joseph-Bernhart-Gesellschaft, die Festrede.
Groll sprach unter anderem über die Gedanken von Joseph Bernhart zur Demokratie, von der Notwendigkeit, „sich selbst und die Welt in Ordnung zu bringen“, die mit Blick auf die gegenwärtigen Entwicklungen hochaktuell sei. Die Welt ein „Stück weit in Ordnung bringen“: Dies sei Waigel auf beeindruckende Weise gelungen. Groll erinnerte auch an den Theologen Eugen Bieser (1918 bis 2014) und sein Anliegen, den Menschen das Christentum als befreiende Religion ohne Angst nahezubringen. Bernhart und Bieser – beide waren Persönlichkeiten, die bei einer tiefen Verankerung im Glauben auch immer wieder kritische Positionen bezogen. Dies sollte auch für Waigel wegweisend werden.
Klaus Holetschek, CSU-Fraktionsvorsitzender im Landtag und schwäbischer CSU-Bezirksvorsitzender, hob Waigels Einsatz für seine Heimat, Bayern, Deutschland und Europa hervor: „Er ist immer da, wenn man ihn braucht.“Die Lebensleistung von Theo Waigel zeige, dass Zukunft tiefe Verwurzelung, aber auch „Demut vor der Aufgabe“benötige. Heimat habe Waigel über viele Jahrzehnte hinweg auch in der CSU gefunden. Er sei eine „Leitfigur für viele Generationen“. Waigels klarer „Kompass“sei maßgeblich auch mit seiner Familie verbunden.
„Theo Waigel weiß, wo seine Wurzeln liegen“, sagte Landrat Dr. Hans Reichhart, Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes Günzburg. Immer wieder habe sich Waigel auch um Menschen gekümmert, die keine Lobby hätten. Reichhart bedankte sich bei Waigel für seine Verbundenheit zur Region und sein Wirken.
Martin Riß, Geistlicher Direktor des Dominikus-Ringeisen-Werks, und Schwester Katharina Wildenauer, Generaloberin der Ursberger St. Josefskongregation, erinnerten unter anderem an die vielen bekannten Politiker, die dank Theo Waigel in Ursberg zu Gast waren. „Sie leben neben dem DominikusRingeisen-Werk, Sie leben mit dem Dominikus-Ringeisen-Werk und fühlen sich den Menschen hier verbunden“, so die Generaloberin. Als erst drittem Träger der Auszeichnung
(nach der früheren Generaloberin Evangelista Höfer und dem langjährigen Geistlichen Direktor Johann Wagner) verliehen die beiden Theo Waigel die RingeisenMedaille. Ursbergs Bürgermeister Peter Walburger erklärte, dass Theo Waigel wohl der bedeutendste Bürger in der Geschichte Ursbergs sei. Walburger bedankte sich bei Orchester und Tanzgruppe des Ringeisen-Gymnasiums für die gelungene Umrahmung der Feierlichkeiten.
In seiner Ansprache erinnerte sich Theo Waigel unter anderem an Erlebnisse in Kindheit und Jugend im Ringeisen-Saal. Er blickte zurück auf seine Ministrantenzeit, aber auch auf die Begegnung mit Heimatvertriebenen, die ihn geprägt hätten. Revue passieren ließ er zahlreiche Stationen seines politischen Lebens.
Dabei wurde einmal mehr deutlich, welche bleibenden Akzente Waigel in seiner Heimat und weit darüber hinaus gesetzt hatte. Sichtbar wurde auch, was die Verankerung in seiner Familie für ihn bedeutet, seine Frau Irene nannte er einen „Glücksfall“. Waigel musste in seinem politischen Leben so manche schwierige Situation meistern.
In der Feierstunde von Ursberg richteten sich seine Blicke aber auch auf die Gegenwart und den Krieg in der Ukraine, die Notwendigkeit zur Verteidigung. Es gelte, der Ukraine weiter gegen einen „fürchterlichen Aggressor“zu helfen. So manche Anekdote aus seinem Politikerleben machte aber auch anschaulich, dass für Waigel der Humor stets ein wichtiges Lebenselement war und ist.
Er erinnerte sich schließlich daran, wie er einst an den bekannten Historiker Golo Mann (1909 bis 1994) geschrieben habe, sich doch wieder zu aktuellen Fragen zu äußern. Der habe ihm dann zurückgeschrieben, dass in einem Lebensalter von 75 Jahren für ihn die Zeit komme, die „Seele zu reinigen“. Das gelte für ihn nun, mit 85 Jahren, auch. Doch gleichermaßen gab Waigel seiner Freude Ausdruck, hier beim Ursberger Empfang „alte und junge Freunde“zu treffen.
Zahlreiche Fotos vom Empfang für Theo Waigel gibt es auf unserer Internetseite in einer Bildergalerie.