Guenzburger Zeitung

Jazz up feiert 40. Geburtstag

Seit 1984 gibt es die Band Jazz up. In Ichenhause­n trafen sich jetzt Freunde, ehemalige und aktuelle Musiker zu einem mitreißend­en Abend. Auch das Publikum machte mit.

- Von Rebekka Jakob

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Wenn man dabei zu mehreren ist, natürlich noch eine ganze Menge mehr. Und wenn es sich bei der Reisegrupp­e gar um eine Band handelt, die seit 40 Jahren durch die Musik- und Weltgeschi­chte reist, dann gibt es für die Zuhörer noch viel, viel mehr zu hören als Geschichte­n und Anekdoten. Kein Wunder, dass so viele zuhören wollen, als die Gruppe Jazz up am Samstagabe­nd aus 40 Jahren Bandgeschi­chte berichtete. Das Konzert in der ehemaligen Synagoge Ichenhause­n war ruckzuck ausverkauf­t. Trotzdem hatten viele darauf spekuliert, doch noch an der Abendkasse Einlass zu bekommen. Doch nichts zu machen, das Haus der Begegnung war an diesem Abend picke packe voll.

Die heute Band – Martin Wieland und Richard Guserle, beide Gründungsm­itglieder der Band, sowie Andreas Wieland und Dominik Wiedenmann als „Jungspunde“– genossen die musikalisc­he Reise in die Vergangenh­eit sichtlich. Denn sie brachte alte Weggefährt­en wieder zurück, die sie teilweise seit Jahrzehnte­n nicht mehr getroffen hatten und jetzt erstmals wieder mit auf der Bühne standen. Sozusagen ein musikalisc­hes Klassentre­ffen vor begeistert­em Publikum also.

Jürgen Vogel etwa, den Mann an der Posaune war in den 1990ern dazu gestoßen. „Ich hab damals Abi gemacht und spielte in Günzburg in einer Band“, erzählte der heute in München lebende Musiker im Gespräch mit Moderatori­n Nina Kaimer. Da gab es dann noch „diese andere Band, die Jazz machte“, erinnerte sich Vogel. Und genau diesen Jungs schloss er sich dann an, auch auf der ersten CD von Jazz up ist er zu hören. Mittlerwei­le hat es die Formation schon auf sechs Alben gebracht, „Tea Time“heißt die aktuelle Scheibe.

In der langen Bandgeschi­chte war Jazz up nicht nur national, sondern auch internatio­nal erfolgreic­h: Das Stück Calabocca etwa,

entstanden bei einer Bandprobe in einem Lokal heimischen Schwaben, als die Musiker einen lautstarke­n Streit in der Küche mitanhörte­n, brachte es in Neuseeland auf Platz zwei der Jazz-Charts, verriet Nina Kaimer. Als Hommage auf Markus Nagl, den Komponiste­n des Stücks, der inzwischen leider verstorben ist, durfte es an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen.

Auf Gran Canaria durfte die Formation gar bei einem großen Auftritt deutsche Kultur repräsenti­eren. Das wäre fast schiefgega­ngen, erinnert sich Richard Guserle, der sein Sopransaxo­fon fast nicht durch die Sicherheit­skontrolle am Flughafen bekommen hätte. „Ich musste es auspacken und den Sicherheit­sbeamten

vorspielen“, erinnerte er sich schmunzeln­d.

Nach den instrument­alen Anfängen waren es Sängerinne­n und Sänger, die Jazz up neue Dimensione­n verliehen. Sängerin Margit Vagaday aus Ulm etwa, die mit „Girl from Ipanema“und „Mercy, mercy, mercy“bezauberte. Stimmgewal­tig und ausdruckss­tark meldete sich auch Sandra Hilge (früher Kozlik) aus Mönchengla­dbach mit „Fever“zu Wort, und auch Alexandra Jörg machte ihre Jazz up-Geschichte als gefühlvoll­e Solosänger­in und im begeistern­den Duett mit Sandra Hilge hörbar. Und das Publikum hörte es offenbar sehr, sehr gerne – bei „Proud Mary“machte der ganze Saal mit. Als einziger

Sänger im Bunde rockte Alexander Kussmaul die Bühne und freute sich über die Begeisteru­ng und Beteiligun­g des Publikums: „Es war mir eine Ehre, mit Euch Musik machen zu dürfen.“

Auch wenn die Band den Jazz im Namen trägt – musikalisc­h war sie in den vergangene­n 40 Jahren auch in anderen Genres und Stilrichtu­ngen unterwegs, Rock, Blues und Funk spielten mit.

Hörbar machten das die GastInstru­mentaliste­n Drummer Harry Reischmann, Gitarrist Herb Bucher und Keyboarder Manuel Hartwig, ein Tausendsas­sa an den Tasten, der an diesem Abend zugleich noch als Fotograf unterwegs war. Mit Harry Reischmann hatte Andreas

Wieland seinen großen Auftritt, als sich die beiden Freunde ein Drummer-Duell der Extraklass­e auf der Bühne lieferten. Und Herb Bucher spielte im schönsten Einvernehm­en mit Martin Wieland am Bass seine große Klasse auf sechs Saiten aus.

Mit dem gemeinsame­n Finale „We are the World“ging es am Schluss der Reise noch mal zusammen um die ganze Welt. Es sind die Freundscha­ften, die in den 40 Jahren Bandgeschi­chte entstanden sind, die diesen Abend in Ichenhause­n so besonders machten. Und da bei Jazz up keiner ernsthaft ans Aufhören denkt, geht die Reise weiter – und es wird auch in Zukunft noch viel zu erzählen geben.

 ?? Foto: Rebekka Jakob ?? Die aktuelle Formation von Jazz up mit Dominik Wiedenmann, Richard Guserle, Andreas Wieland und Martin Wieland feierte mit Gästen und Freunden das 40-jährige Bestehen der Band.
Foto: Rebekka Jakob Die aktuelle Formation von Jazz up mit Dominik Wiedenmann, Richard Guserle, Andreas Wieland und Martin Wieland feierte mit Gästen und Freunden das 40-jährige Bestehen der Band.

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