Die Nina-Chuba-Show
Der Sommerhit „Wildberry Lillet“hat die Sängerin und Rapperin bekannt gemacht – mithilfe von Tiktok. Jetzt ist sie nach einer Pause zurück auf Tour – und zeigt, warum sie es zu noch viel mehr bringen wird.
Als „Pfefferkorn“hat sie begonnen, doch erst der „Wildberry Lillet“hat sie so richtig bekannt gemacht: Nina Chuba. In ihrer Musik kombiniert sie gern Mangos mit Chili, würzt mit ein bisschen Pop, Rap, Reggae und Techno. Ihr Name klingt nach Lollipop. Doch tatsächlich ist die 25-Jährige viel mehr als das. Ihren Erfolg steigert sie von Jahr zu Jahr. In München trat sie 2023 noch in der Tonhalle auf – nächstes Jahr im Oktober wird sie in der Olympiahalle singen. Vom Phänomen Nina Chuba und wie sie berühmt wurde.
Wo die Sängerin und Songwriterin heute steht, wird am Dienstagabend in der bayerischen Hauptstadt deutlich. Dort füllt sie die Kulturhalle Zenith. Ihre Fans? Das sind vor allem junge Menschen bis Mitte 30. Was auffällt, ist, dass viele Mädchen im Grundschulalter mit ihren Eltern gekommen sind. Wer lange Haare hat, trägt sie gern wie das Vorbild auf der Bühne: zwei hoch angesetzte Zöpfe oder
Dutte in verschiedenen Abwandlungen. Im Fall von Nina Chuba selbst ist es an diesem Abend erstere Variante. Die Haare reichen ihr bis zur Hüfte, die Augenlider glitzern, kurze schwarze Hose, lockere rote Jacke.
Bekannt wurde Nina Chuba, die bürgerlich Nina Katrin Kaiser heißt und aus Wedel bei Hamburg stammt, zunächst nicht singend auf einer Bühne, sondern schauspielernd im Fernsehen. Von 2008 bis 2010 trat sie in der Kinder-Detektivserie „Die Pfefferkörner“auf. Viele gleichaltrige Fans von heute dürften sie noch aus dieser Zeit kennen und damit Kindheitserinnerungen verbinden – womöglich ein Verstärker ihres musikalischen Erfolgs der Gegenwart.
Der ist im Zenith spürbar. Die Konzertbesucherinnen und -besucher sind textsicher, singen die Songs aus Nina Chubas Album „Glas“lautstark mit. Die Sängerin kann nicht nur frech und laut wie in „Ich hass dich“oder leicht wie in „Femminello“, sondern auch emotional wie in „Fieber“oder tiefgründig wie in „Alles gleich“. Mit jedem Lied ändert sich die Atmosphäre im Publikum, das mitgeht – egal, ob Handy-Taschenlampen schwenkend zu „Glas“oder springend und tanzend zu „Wildberry Lillet“. Apropos: Das prickelnd leichte Sommergetränk spülte sie 2022 auf die Touchscreens unzähliger Tiktok-Nutzerinnen und -Nutzer. Quasi über Nacht schwemmte die lockere, treibende
Melodie des gleichnamigen Songs Nina Chuba an die Oberfläche, präsentierte sie einer breiten Öffentlichkeit.
Und eröffnete ihr damit großen Erfolg: Bis heute wurde „Wildberry Lillet“allein auf Spotify über 156 Millionen Mal gehört. Nachdem die 25-Jährige vor einigen Jahren noch mit englischer Musik gestartet hatte, die vor allem nach Pop klang und noch wenig Kante hatte, hat sie im deutschen Gesang,
unter anderem geprägt von Rap- und R&B-Einflüssen, inzwischen ihren Sound gefunden. Und der funktioniert „ganz fein“auf Social Media, wie die Sängerin selbst wohl sagen würde.
Nina Chuba nutzt Tiktok und Instagram aber nicht nur als Plattform, um ihre Musik zu präsentieren. Sie zeigt sich ihren Fans dort auch ganz nahbar, witzig und „uncool“. Mit der Kamera geht sie ganz nah an ihr Gesicht, erzählt, wie sehr sie Kartoffeln liebt und dass sie kein Bier mag. Nicht immer ist sie in diesen kurzen Videos perfekt geschminkt und gestylt.
Anders als auf der Bühne im Zenith. Hier sitzt alles perfekt – sowohl Outfit als auch Performance. In diese integriert Nina Chuba die Perspektive, aus der sie die Fans in den sozialen Medien kennen. An ihrem Mikrofon befestigt ist eine Kamera, die ganz nah ihr Gesicht filmt. Die Live-Bilder sind auf der Leinwand hinter ihr zu sehen. Währenddessen spielt die Band um ihre Sängerin herum nicht nur Schlagzeug, Bass, Gitarre und Klavier, sondern auch Saxofon, Posaune
und Trompete. Und tanzt mit. Alles wirkt, als hätte Nina Chuba nie etwas anderes getan. Dabei erzählte sie vor einem Jahr in einem Podcast, dass der enorme Erfolg, der mit der Veröffentlichung von „Wildberry Lillet“2022 einherging, sie erst einmal überschwemmt habe. Und wie die Erinnerungen an die erste Zeit danach verschwammen. Wie aus ihrem großen Traum, musikalisch durchzustarten, Realität wurde und alles anders war und ist, als sie es sich vorgestellt hatte.
Im plötzlichen Ruhm ertrunken ist sie nicht. Im Februar 2023 folgte das Album „Glas“und dann erst einmal – nichts. Und jetzt? Ist sie „wieder da“. Das besingt die Songwriterin selbstbewusst in ihrem neuen Song, der „Nina“heißt. „Gut erholt und gefährlich“, denn sie sei hier noch nicht fertig. Mit diesem Statement startet Nina Chuba musikalisch auch ins Konzert. Und darauf, dass da bald noch mehr folgt, gibt sie einen Vorgeschmack: etwa mit dem noch nicht veröffentlichten Song „80 Quadratmeter“.
Die 25-Jährige kann nicht nur frech und laut.