Unternehmer: neue Wege mit der Generation Z
Eine Gesprächsrunde mit Professorin Jutta Rump befasst sich damit, wie junge Arbeitnehmer ticken und wie Unternehmen das Miteinander der Generationen herausfordert.
Work-Life-Balance, eine offene Unternehmenskultur und vor allem ethisches Handeln sind für die jüngeren Generationen Y und Z in Zeiten des Fachkräftemangels bei der Auswahl des Arbeitgebers schon längst keine Verhandlungssache mehr, sondern eine Grundvoraussetzung. Dem gegenüber steht die ältere Generation der Babyboomer, die seit langer Zeit das Rückgrat der Arbeitswelt bildet, Hierarchien akzeptiert und geprägt ist von Pflicht, Fleiß und Disziplin. Dies kann zu Spannungen führen. Wie können unterschiedliche Generationen erfolgreich zusammenarbeiten? Das Regionalmanagement des Landkreises Günzburg hatte zu dieser Frage am Standort der Firma Textilreinigung Frey in Burgau bei einem Impulsvortrag für Firmen aus dem gesamten Landkreis die renommierte Wissenschaftlerin Professor Jutta Rump gewinnen können. Ihr Rezept für ein zukunftsorientiertes Leitbild von Unternehmen sollte vor allem von einem bestimmt sein: gegenseitigem Verständnis.
Jutta Rump, Direktorin eines Beschäftigungsinstitutes
an der Hochschule Ludwigshafen, zählt sich selbst zu der Generation der Babyboomer, also denen, die bis 1970 geboren wurden. Wer aus ihrer Generation stamme, der wisse, so Rump, wie schwierig es einst gewesen sei, unter vielen Mitbewerbern einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Gelang dies, schwor man dem Unternehmen aus Dankbarkeit „die ewige Treue“, anstatt bei Führungskräften die eigene Work-Life-Balance einzufordern. Jüngere Generationen erleben hingegen, dass sie das knappe Gut am Arbeitsmarkt sind und nehmen wahr, wie sich Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels als attraktiver Arbeitgeber in Schulen vermarkten müssen.
„Bis 2035 werden 13 Millionen Babyboomer das Berufsleben verlassen und nur 50 Prozent der jüngeren Generationen stehen im Moment zur Verfügung, um diese Lücke zu schließen“, sagt Rump. Theoretisch müsse der Nachwuchs fast doppelt so viel können und leisten, um die demografische Lücke auszugleichen. Das stellt Unternehmerinnen und Unternehmer vor gewaltige Herausforderungen. Es bedarf eines erheblichen Kompetenz- und Produktivitätszuwachses.
Rump erklärte auf beeindruckende Weise die Unterschiede zwischen den verschiedenen Generationen in der heutigen und zukünftigen Arbeitswelt. Die junge Generation kennzeichne aber auch, dass sie so leistungsbereit sei wie keine zuvor. Jedoch sei das immer stärker geknüpft an Rahmenbedingungen. Das erfordere eine neue Art der Führung.
Für die heute 18- bis 35-Jährigen sei ein Arbeitgeber attraktiv, der neue Arbeits- und Denkweisen zulasse. Ein sicherer Job mit gutem Gehalt und angereichert mit einzelnen Sozialleistungen reiche nicht mehr aus. Rump macht deutlich, wie die neuen Generationen ticken. Die Bewerberinnen und Bewerber haben heute ihre Ansprüche. Im Vordergrund stehen eine ausgewogene Work-Life-Balance, Wertschätzung, Weiterbildungsmöglichkeiten, Freude an der Arbeit und Vielfältigkeit. Auch die Teilhabe und Mitbestimmung an betrieblichen Abläufen seien jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern immer wichtiger. Arbeitgeber müssten sich daher anpassen, um mit diesen jungen Generationen erfolgreich zusammenzuarbeiten. Mehr noch: Sie müssen sich anpassen, um sie nicht zu verlieren.
Zukunftsorientierte Arbeitsmodelle erfordern gegenseitiges Verständnis. Das könne nur gelingen, wenn die verschiedenen Generationen mit ihren unterschiedlichen Sozialisationsmustern, die in einem Unternehmen aufeinandertreffen, ausbalanciert werden. Um ein gutes Miteinander der Generationen zu erreichen, müssen diese Muster verstanden werden und auf Bedürfnisse und Befindlichkeiten zielorientiert eingegangen werden.
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit unterschiedlichen Akteuren aus der Region ging es offen und konstruktiv um das Generieren und Führen zukunftsfähiger Teams. Neben Jutta Rump diskutierten Moderator Josef Rother von der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung mit Führungskräften, einem Auszubildenden und einem Coach, der Jugendliche auf das Berufsleben vorbereitet.
Als Familienunternehmen stelle die Firma Frey auch das Familiäre in den Vordergrund, hebt Katrin Frey als erfolgreiches Leitbild hervor. „Wie in einer Familie bringt jede Generation
ihre eigenen Fähigkeiten und Besonderheiten mit. So gelingt das große Ganze, in dem man sich wertgeschätzt, gesehen und wohlfühlt und dadurch jede Generation abgeholt wird.“Ein Wunsch, den sich Murat Soylu als Vertreter der Generation Z nur wünschen kann. Er stellt klar: „Wir sind nicht faul oder unmotiviert, wir ticken eben nur anders.“Gesehen werden müsse auch, so Sandra Dundler, Geschäftsführerin von A Step Ahead aus Burgau, dass bei Weitem nicht nur die Generation Z Spaß an der Arbeit haben möchte. „Positive Führung ist der Schlüssel, um alle Generationen im Unternehmen zu halten. Das Arbeiten an den Stärken sorgt für Motivation und gegenseitiges Verständnis.“Ihr Ziel im bunten Legoland sei für die Geschäftsführerin Manuela Stone: „voneinander lernen, miteinander wachsen, aufeinander achten und gemeinsam Erfolge feiern“. Damit sich Erfolge einstellen, dafür müsse zum einen mit Auszubildenden auf Augenhöhe gesprochen, aber auch eine gewisse Verbindlichkeit geschaffen werden, meint Ausbildungsakquisiteur Florian Wagner. „Das ist Herausforderung und Ziel gleichermaßen.“