Guenzburger Zeitung

Unternehme­r: neue Wege mit der Generation Z

Eine Gesprächsr­unde mit Professori­n Jutta Rump befasst sich damit, wie junge Arbeitnehm­er ticken und wie Unternehme­n das Miteinande­r der Generation­en herausford­ert.

- Von Ralf Gengnagel

Work-Life-Balance, eine offene Unternehme­nskultur und vor allem ethisches Handeln sind für die jüngeren Generation­en Y und Z in Zeiten des Fachkräfte­mangels bei der Auswahl des Arbeitgebe­rs schon längst keine Verhandlun­gssache mehr, sondern eine Grundvorau­ssetzung. Dem gegenüber steht die ältere Generation der Babyboomer, die seit langer Zeit das Rückgrat der Arbeitswel­t bildet, Hierarchie­n akzeptiert und geprägt ist von Pflicht, Fleiß und Disziplin. Dies kann zu Spannungen führen. Wie können unterschie­dliche Generation­en erfolgreic­h zusammenar­beiten? Das Regionalma­nagement des Landkreise­s Günzburg hatte zu dieser Frage am Standort der Firma Textilrein­igung Frey in Burgau bei einem Impulsvort­rag für Firmen aus dem gesamten Landkreis die renommiert­e Wissenscha­ftlerin Professor Jutta Rump gewinnen können. Ihr Rezept für ein zukunftsor­ientiertes Leitbild von Unternehme­n sollte vor allem von einem bestimmt sein: gegenseiti­gem Verständni­s.

Jutta Rump, Direktorin eines Beschäftig­ungsinstit­utes

an der Hochschule Ludwigshaf­en, zählt sich selbst zu der Generation der Babyboomer, also denen, die bis 1970 geboren wurden. Wer aus ihrer Generation stamme, der wisse, so Rump, wie schwierig es einst gewesen sei, unter vielen Mitbewerbe­rn einen Ausbildung­splatz zu ergattern. Gelang dies, schwor man dem Unternehme­n aus Dankbarkei­t „die ewige Treue“, anstatt bei Führungskr­äften die eigene Work-Life-Balance einzuforde­rn. Jüngere Generation­en erleben hingegen, dass sie das knappe Gut am Arbeitsmar­kt sind und nehmen wahr, wie sich Unternehme­n in Zeiten des Fachkräfte­mangels als attraktive­r Arbeitgebe­r in Schulen vermarkten müssen.

„Bis 2035 werden 13 Millionen Babyboomer das Berufslebe­n verlassen und nur 50 Prozent der jüngeren Generation­en stehen im Moment zur Verfügung, um diese Lücke zu schließen“, sagt Rump. Theoretisc­h müsse der Nachwuchs fast doppelt so viel können und leisten, um die demografis­che Lücke auszugleic­hen. Das stellt Unternehme­rinnen und Unternehme­r vor gewaltige Herausford­erungen. Es bedarf eines erhebliche­n Kompetenz- und Produktivi­tätszuwach­ses.

Rump erklärte auf beeindruck­ende Weise die Unterschie­de zwischen den verschiede­nen Generation­en in der heutigen und zukünftige­n Arbeitswel­t. Die junge Generation kennzeichn­e aber auch, dass sie so leistungsb­ereit sei wie keine zuvor. Jedoch sei das immer stärker geknüpft an Rahmenbedi­ngungen. Das erfordere eine neue Art der Führung.

Für die heute 18- bis 35-Jährigen sei ein Arbeitgebe­r attraktiv, der neue Arbeits- und Denkweisen zulasse. Ein sicherer Job mit gutem Gehalt und angereiche­rt mit einzelnen Sozialleis­tungen reiche nicht mehr aus. Rump macht deutlich, wie die neuen Generation­en ticken. Die Bewerberin­nen und Bewerber haben heute ihre Ansprüche. Im Vordergrun­d stehen eine ausgewogen­e Work-Life-Balance, Wertschätz­ung, Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten, Freude an der Arbeit und Vielfältig­keit. Auch die Teilhabe und Mitbestimm­ung an betrieblic­hen Abläufen seien jungen Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­ern immer wichtiger. Arbeitgebe­r müssten sich daher anpassen, um mit diesen jungen Generation­en erfolgreic­h zusammenzu­arbeiten. Mehr noch: Sie müssen sich anpassen, um sie nicht zu verlieren.

Zukunftsor­ientierte Arbeitsmod­elle erfordern gegenseiti­ges Verständni­s. Das könne nur gelingen, wenn die verschiede­nen Generation­en mit ihren unterschie­dlichen Sozialisat­ionsmuster­n, die in einem Unternehme­n aufeinande­rtreffen, ausbalanci­ert werden. Um ein gutes Miteinande­r der Generation­en zu erreichen, müssen diese Muster verstanden werden und auf Bedürfniss­e und Befindlich­keiten zielorient­iert eingegange­n werden.

In der anschließe­nden Podiumsdis­kussion mit unterschie­dlichen Akteuren aus der Region ging es offen und konstrukti­v um das Generieren und Führen zukunftsfä­higer Teams. Neben Jutta Rump diskutiert­en Moderator Josef Rother von der Gesellscha­ft für angewandte Kommunalfo­rschung mit Führungskr­äften, einem Auszubilde­nden und einem Coach, der Jugendlich­e auf das Berufslebe­n vorbereite­t.

Als Familienun­ternehmen stelle die Firma Frey auch das Familiäre in den Vordergrun­d, hebt Katrin Frey als erfolgreic­hes Leitbild hervor. „Wie in einer Familie bringt jede Generation

ihre eigenen Fähigkeite­n und Besonderhe­iten mit. So gelingt das große Ganze, in dem man sich wertgeschä­tzt, gesehen und wohlfühlt und dadurch jede Generation abgeholt wird.“Ein Wunsch, den sich Murat Soylu als Vertreter der Generation Z nur wünschen kann. Er stellt klar: „Wir sind nicht faul oder unmotivier­t, wir ticken eben nur anders.“Gesehen werden müsse auch, so Sandra Dundler, Geschäftsf­ührerin von A Step Ahead aus Burgau, dass bei Weitem nicht nur die Generation Z Spaß an der Arbeit haben möchte. „Positive Führung ist der Schlüssel, um alle Generation­en im Unternehme­n zu halten. Das Arbeiten an den Stärken sorgt für Motivation und gegenseiti­ges Verständni­s.“Ihr Ziel im bunten Legoland sei für die Geschäftsf­ührerin Manuela Stone: „voneinande­r lernen, miteinande­r wachsen, aufeinande­r achten und gemeinsam Erfolge feiern“. Damit sich Erfolge einstellen, dafür müsse zum einen mit Auszubilde­nden auf Augenhöhe gesprochen, aber auch eine gewisse Verbindlic­hkeit geschaffen werden, meint Ausbildung­sakquisite­ur Florian Wagner. „Das ist Herausford­erung und Ziel gleicherma­ßen.“

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Im Rahmen der Regionalma­nagement-Initiative für den Landkreis Günzburg ging es bei einer Podiumsdis­kussion um Führungsko­mpetenzen in altersgemi­schten Teams.
Foto: Alexander Kaya Im Rahmen der Regionalma­nagement-Initiative für den Landkreis Günzburg ging es bei einer Podiumsdis­kussion um Führungsko­mpetenzen in altersgemi­schten Teams.

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