Wenn das Museum zur Waschküche wird
Eine Ausstellung im Heimatmuseum Rettenbach erzählt von Gegenständen, die fast in Vergessenheit geraten sind. Bei einem Exponat ist selbst das Museumsteam ratlos.
Sonderausstellungen, bei denen Objekte aus früheren Zeiten gezeigt werden, gibt es immer wieder. „Das war dann mal weg“hieß die im Burgauer Schloss vor zwei Jahren, die Alltagsgegenstände zeigte, die mit der Zeit von der Bildfläche verschwanden. Eine ähnliche Ausstellung eröffnet am Sonntag, pünktlich zum Internationalen Museumstag am 19. Mai, im Heimatmuseum Rettenbach. „Wer kennt mich noch?“, lautet das Thema, mit dem sich federführend Tanja Müller, Werner Kupka und Ludwig Kraus vom Museumsteam in den vergangenen Wochen beschäftigt haben.
Ein bisschen sei die Inspiration schon von „Das war dann mal weg“in Burgau gekommen, verrät Müller. Man verfüge in Rettenbach ebenfalls über die verschiedensten Objekte, aber jeder mache das ein wenig auf seine Weise. „Unsere Ausstellung ist etwas anders, wir haben auch eine andere Klientel.“Kupka fügt hinzu: „Viele wollen einfach zu einem Thema ins Gespräch kommen.“Für die Sonderausstellung habe man zusammengefasst, was man spontan an Ideen umsetzen könne, und dann abgeglichen, was an eigenen Exponaten oder mit Leihgaben machbar sei.
Wer kennt eigentlich noch den guten alten Wäschestampfer, der früher in keiner Waschküche fehlte? Also das Ding mit dem Holzstiel und dem glockenförmigen, federnden Aufsatz, mit dem die Wäsche durchgestampft wurde. Damit auch das Umfeld zu den Ausstellungsstücken passt, wurde der Eingangsbereich des Heimatmuseums zu einer Waschküche umgestaltet, so wie es in einer solchen früher ausgesehen haben könnte: mit holzbefeuertem Waschkessel, handbetriebener Kurbelwaschmaschine, Zinkbottichen, Waschbrettern und eben dem Wäschestampfer.
Die neue Sonderausstellung erstreckt sich dieses Mal auch nicht nur über einen oder zwei Räume, sondern über vier. Das bisherige „Heilige Zimmer“mit den alten Rosenkränzen und Gebetsbüchern hat dafür weichen müssen und wurde zu einem Klassenzimmer umgestaltet. Das Lehrerpult – es stammt aus einer alten Fabrik in Gundelfingen – hat Kupka restauriert, genauso wie das Eichenschränkchen aus einer alten Wirtschaft. Jetzt befinden sich darin die Lehrerutensilien, darunter auch ein kleiner Trostspender und Inspiration
für den Lehrer: ein silberfarbener Flachmann, den jemand hineingestellt hat. „Wenn ich etwas sehe, was man fürs Museum brauchen könnte, dann frage ich, ob ich das mitnehmen kann und richte es her“, erzählt Kupka scherzend.
Wie auch das Klassenzimmer ist in einem anderen Raum eine Küche eingerichtet. Aber wer benutzt heute noch einen Tauchsieder, den handbetrieben Rührquirl oder die mechanische „Soehnle“- oder „Stube“-Küchenwaage, bei welcher zum Wiegen die Gewichte
hin- und hergeschoben werden müssen. An der Stammtischecke ermahnt das HB-Männchen zum rücksichtsvollen Rauchen, „Bitte draußen“, während die Schafkopfkarten darauf warten, dass jemand ein Solo spielt. Und wie war das noch einmal mit dem Zündwarenmonopol, das es von 1930 bis 1983 gab? In der Vitrine daneben stehen Streichholzschachteln, bedruckt mit der Bezeichnung „Haushaltsware“und „Welthölzer“. Die BravoZeitschrift dagegen kennen viele, jedoch nicht so, wie es die Ausgabe aus dem Jahr 1960 zeigt: Gekostet hat sie 50 Pfennig, auf der Titelseite lacht der Kopf von Freddy Quinn entgegen, und es gab noch keinen Dr. Sommer und keinen Dr. Korff.
Bei einem Exponat ist sich selbst das Museumsteam unschlüssig: Irgendwann sei es einmal da gewesen, erzählt Karl Mayer. Es handelt sich um einen rechteckförmigen Wasserbehälter, vermutlich soll darin Wasser erhitzt werden. Darin befinden sich ein kleiner Schlauch und eine Pumpe, die, was auch immer, antreiben soll. Möglicherweise ist das besagte Teil auch nicht ganz vollständig. „Vielleicht kennt es ja auch einer der Museumsgäste“, fügt Hans Bühler hinzu.
Zum Internationalen Museumstag am Sonntag, 19. Mai, an dem das Heimatmuseum von 14 bis 17 Uhr geöffnet hat, werden sich dort auch einige Rettenbacher Geschäfte präsentieren. Es gibt eine Bewirtung mit Kaffee und Kuchen durch die Firma SR Rides Food UG, und für Kinder steht eine große Hüpfburg bereit. Die weiteren Öffnungszeiten werden noch bekannt gegeben. Nach wie vor sind außerhalb dieser Zeiten Führungen nach telefonischer Absprache unter der Telefonnummer 08224/1229 möglich.