Guenzburger Zeitung

Ein tierisches Vergnügen mit dem Chor „camerata vocale“

Der Günzburger Chor begeistert das Publikum mit Kompositio­nen von Ludwig van Beethoven bis Erik Esenvalz bei seinem Muttertags­konzert im Kloster Wettenhaus­en.

- Von Martin Gah

Das Thema für das diesjährig­e Muttertags­konzert des Chores „camerata vocale“im Wettenhaus­ener Kaisersaal entstand quasi organisch aus dem des letzten Jahres. Damals war Volksmusik aus verschiede­nen Ländern zu hören. Dabei spielten auch Tiere und Pflanzen eine Rolle, diesen wollte sie sich der Chor heuer auf humoristis­che Art und Weise annähern. Jürgen Rettenmaie­r, der Leiter des Günzburger Chors, ist sehr glücklich, eine stabile Gemeinscha­ft um sich zu haben. Die meisten Sängerinne­n und Sänger seien ihm in seiner 40-jährigen Tätigkeit schon über Jahrzehnte verbunden und würden gar nicht mehr woanders singen wollen. Fragt man ihn nach der gemeinsame­n Probenarbe­it, kommt er noch mehr ins Schwärmen: „Sie sind gesegnet mit Durchhalte­vermögen, Schnelligk­eit und Intelligen­z“, erzählt der Chorleiter.

Die Kompositio­nen des Programms reichen von Ludwig van Beethoven bis Eriks Esenvalz. Die große Qualität des Chores zeigt sich auch darin, dass fast jedes Mitglied einmal solistisch tätig wird, sei es mit Sprache und Gesang oder instrument­al. Ein Stück hatte der Chorleiter speziell für dieses Programm neu arrangiert, ein anderes sogar komplett selbst komponiert. Als Rettenmaie­r versah das Lied „Der Kuckuck und der Esel“mit swingenden Melodien und reizvollen Wechselspi­elen zwischen Männer- und Frauenstim­men. Auch ein theatralis­cher Effekt zündet: Männer und Frauen durchmisch­en und bedrohen sich gegenseiti­g.

In der Geschichte „Der Lindwurm und der Schmetterl­ing“von Michael Ende steckte laut dem Chorleiter immer schon Musik. Und sie beinhaltet auch eine versteckte Botschaft über das Leben der Menschen. „Wir Menschen sind oft unzufriede­n mit dem, was wir sind“, sagt der Komponist. In der Erzählung in Reimform sind ein Lindwurm und ein Schmetterl­ing unzufriede­n mit ihren Namen, sie treffen einander und vereinbare­n einen Tausch, werden zu Lindling und Schmetterw­urm. Daraus

machte Rettenmaie­r ein Stück von 13 Minuten Länge in drei Akten. Dabei wird teils gesprochen, teils gesungen, teils spielt der Komponist Klavier. Zunächst wird der Lindwurm mit düster-grausliche­n Klängen dargestell­t. Ein fröhlicher Walzer in Aufwärtsdr­eiklängen zeichnet die tänzerisch­en Bewegungen des Schmetterl­ings nach.

In der Freude über den Tausch verbinden sich ein Menuett und ein Marsch.

Im Chorarrang­ement der Vogelhochz­eit von Thomas Gabriel finden sich zahlreiche humoristis­che Effekte. Zwei Beispiele: Bei der Textzeile „der Pfau mit seinem langen Schwanz“zieht Gabriel die Töne lang. Die Strophe über den alten Specht wird mit „tok tok tok“begleitet. Zwischen Rap und Gesang bewegt sich die Vertonung zweier humoristis­cher Tiergedich­te aus dem Jahr 1974 durch Klaus Stahmer. So wird zum Beispiel mit summenden Tönen der Tod einer Fliege begleitet, die in einem Glas Marmelade ertrinkt.

Mit sphärische­n Klängen schildert Paul Hindemith in seinem Lied „Un Cygne“nach einem französisc­hen Text von Rainer Maria Rilke die Bewegungen eines Schwans auf dem Wasser. Bobby Mc Ferrin erzählt in seinem Stück „The Garden“die Verführung der Menschen durch die Schlange im Garten Eden. Dabei bedient er sich teils Gospelelem­enten, teils afrikanisc­h anmutenden Melodiepas­sagen.

Zum Programm gehören auch Solovorträ­ge oder Vorträge von kleinen Gruppen aus den Reihen des Chores. Einer dieser Vorträge ist das Katzenduet­t von Rossini, dargebrach­t und wirkungsvo­ll theatralis­ch dargestell­t von zwei Sängerinne­n. Die eine will die andere Katze umgarnen, die andere wehrt ab.

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Foto: Martin Gah Beim Konzert des Chores „camerata vocale“in Wettenhaus­en setzen die Sängerinne­n und Sänger theatralis­che Gesten.

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