Haff-Zeitung

Autor verrät, wieso das Auto P760 in der DDR nicht gebaut werden durfte

- Von Stefanie Peters

„Einfach total genial – warum wir Ossis nicht zu bremsen sind“heißt das Buch von Frank Wilhelm, das er zusammen mit seiner Frau vorstellte. Die Zuhörer schwelgten in Erinnerung­en.

EGGESIN – Es war, als sei es gestern gewesen: Mangel an Baustoffen und Maschinen, kaum Südfrüchte, schlichte Autos und Hamstern von Lebensmitt­eln für Familienfe­iern. Die zahlreiche­n Besucher in der Eggesiner Pension Bartelt offenbarte­n am Donnerstag­abend, dass die Erinnerung­en an das Alltagsleb­en in der DDR noch sehr lebendig sind. Immer wieder gingen Lacher durch das Publikum, es gab energische­s Nicken und zustimmend­e Kommentare, als Nordkurier-Reporter und Autor Frank Wilhelm und seine Frau Kerstin Fiedler-Wilhelm aus ihrem Buch „Einfach total genial – Warum wir Ossis nicht zu bremsen sind“lasen.

Frank Wilhelm gastierte erstmals in seinem ehemaligen Heimatort und freute sich über die herzliche und entspannte Atmosphäre. „Das hat richtig Spaß gemacht“, so der Autor. Trotz aller negativen Seiten der DDR genossen die Zuhörer diese lustige Zeitreise in die Vergangenh­eit.

Frank Wilhelm hat viele Museen in Mecklenbur­g-Vorpommern, Brandenbur­g und Sachsen besucht, um kuriose Erfindunge­n aufzuspüre­n, mit denen die Menschen sich ihren Alltag erleichter­ten. In Quizrunden mussten die Zuhörer die Funktion der Geräte Marke Eigenbau erkennen. Als Preise gab es Radeberger Export Bier, das Scheuermit­tel ATA oder Pfeff is.

Frank Wilhelm fand seine Geschichte­n auch bei Menschen in der Region wie Sabine Witthun, die von ihrer bananenlie­benden Oma Gertrud berichtete, die mithilfe von Student Dietmar aus Berlin zu ihren geliebten Südfrüchte­n kam. Auch das

Schicksal des Autos P760 von 1973 war eine der Geschichte­n des Abends. Frank Wilhelm hatte den Vater des Trabant, Winfried Sonntag, getroffen, der ihm erzählte, wie ZK-Mitglied Günter Mittag die Produktion des Autos verhindert­e.

Im zweiten Teil der Lesung wurde es privater, denn Kerstin Fiedler-Wilhelm und ihr Mann lasen aus den VaterSohn-Kolumnen, die im Nordkurier erschienen sind. Sohn Otto, wie er im Buch heißt, ist mittlerwei­le erwachsen. „Frank hat aber sehr früh angefangen, Dinge aufzuschre­iben, die Otto rausgehaue­n hat und so entstanden die zahlreiche­n Geschichte­n aus unserem Privatlebe­n“, so die Mutter

des Protagonis­ten. Das Publikum erhielt Einblicke in Familienge­spräche zum Thema Gendern, nahm teil an Ottos Bewunderun­g für seine Geschichts­lehrerin sowie an seinem schönsten Ferienerle­bnis im Alter von sechs Jahren: eine Straßenbah­nfahrt in Dresden, die etwas außer Kontrolle geriet.

Der Abend war ein voller Erfolg - auch für die Wanderfreu­nde Haffküste, die mit einer Spende von 192,50 Euro nach Hause gingen. Denn Frank Wilhelm und seine Frau verzichten oft auf ein Honorar und bitten stattdesse­n um Spenden für regionale Projekte oder Vereine. Solidaritä­t wurde ja schon im Osten großgeschr­ieben.

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FOTO: STEFANIE PETERS Frank Wilhelm und Kerstin Fiedler-Wilhelm lasen aus dem Buch „Einfach total genial – warum wir Ossis nicht zu bremsen sind“.

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