Autor verrät, wieso das Auto P760 in der DDR nicht gebaut werden durfte
„Einfach total genial – warum wir Ossis nicht zu bremsen sind“heißt das Buch von Frank Wilhelm, das er zusammen mit seiner Frau vorstellte. Die Zuhörer schwelgten in Erinnerungen.
EGGESIN – Es war, als sei es gestern gewesen: Mangel an Baustoffen und Maschinen, kaum Südfrüchte, schlichte Autos und Hamstern von Lebensmitteln für Familienfeiern. Die zahlreichen Besucher in der Eggesiner Pension Bartelt offenbarten am Donnerstagabend, dass die Erinnerungen an das Alltagsleben in der DDR noch sehr lebendig sind. Immer wieder gingen Lacher durch das Publikum, es gab energisches Nicken und zustimmende Kommentare, als Nordkurier-Reporter und Autor Frank Wilhelm und seine Frau Kerstin Fiedler-Wilhelm aus ihrem Buch „Einfach total genial – Warum wir Ossis nicht zu bremsen sind“lasen.
Frank Wilhelm gastierte erstmals in seinem ehemaligen Heimatort und freute sich über die herzliche und entspannte Atmosphäre. „Das hat richtig Spaß gemacht“, so der Autor. Trotz aller negativen Seiten der DDR genossen die Zuhörer diese lustige Zeitreise in die Vergangenheit.
Frank Wilhelm hat viele Museen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen besucht, um kuriose Erfindungen aufzuspüren, mit denen die Menschen sich ihren Alltag erleichterten. In Quizrunden mussten die Zuhörer die Funktion der Geräte Marke Eigenbau erkennen. Als Preise gab es Radeberger Export Bier, das Scheuermittel ATA oder Pfeff is.
Frank Wilhelm fand seine Geschichten auch bei Menschen in der Region wie Sabine Witthun, die von ihrer bananenliebenden Oma Gertrud berichtete, die mithilfe von Student Dietmar aus Berlin zu ihren geliebten Südfrüchten kam. Auch das
Schicksal des Autos P760 von 1973 war eine der Geschichten des Abends. Frank Wilhelm hatte den Vater des Trabant, Winfried Sonntag, getroffen, der ihm erzählte, wie ZK-Mitglied Günter Mittag die Produktion des Autos verhinderte.
Im zweiten Teil der Lesung wurde es privater, denn Kerstin Fiedler-Wilhelm und ihr Mann lasen aus den VaterSohn-Kolumnen, die im Nordkurier erschienen sind. Sohn Otto, wie er im Buch heißt, ist mittlerweile erwachsen. „Frank hat aber sehr früh angefangen, Dinge aufzuschreiben, die Otto rausgehauen hat und so entstanden die zahlreichen Geschichten aus unserem Privatleben“, so die Mutter
des Protagonisten. Das Publikum erhielt Einblicke in Familiengespräche zum Thema Gendern, nahm teil an Ottos Bewunderung für seine Geschichtslehrerin sowie an seinem schönsten Ferienerlebnis im Alter von sechs Jahren: eine Straßenbahnfahrt in Dresden, die etwas außer Kontrolle geriet.
Der Abend war ein voller Erfolg - auch für die Wanderfreunde Haffküste, die mit einer Spende von 192,50 Euro nach Hause gingen. Denn Frank Wilhelm und seine Frau verzichten oft auf ein Honorar und bitten stattdessen um Spenden für regionale Projekte oder Vereine. Solidarität wurde ja schon im Osten großgeschrieben.