Erstmals Schweineniere in Menschen transplantiert
In den vergangenen Jahren hatte die Transplantation von Schweineherzen als Ersatzorgan für Menschen für Schlagzeilen gesorgt. Jetzt ist erstmals eine Schweineniere verpf lanzt worden.
BOSTON – Bei der Transplantation tierischer Organe in den Menschen machen Mediziner Fortschritte - wenn auch in kleinen Schritten. Erstmals weltweit setzte ein US-Team nun erfolgreich einem Menschen eine Schweineniere ein. Der an einer lebensgefährlichen Nierenkrankheit leidende 62jährige Mann habe das genetisch veränderte Organ am Samstag vor einer Woche bekommen, teilte das Massachusetts General Hospital (MGH) in Boston (US-Bundesstaat Massachusetts) mit.
„Der wahre Held ist heute der Patient“, sagte Joren Madsen,
Direktor des MGH-Transplantationszentrums, laut Mitteilung. Die Operation wäre ohne seinen Mut und seine Bereitschaft, sich auf eine Reise in medizinisches Neuland zu begeben, nicht möglich gewesen. Er werde zu einem „Hoffnungsträger für zahllose Menschen, die an einer Nierenerkrankung im Endstadium leiden“, sagte Madsen. Allein in Deutschland warten Tausende Menschen auf eine Organtransplantation, Spenderorgane von Menschen sind rar.
Sogenannte Xenotransplantationen - also Übertragungen von tierischen Organen auf den Menschen - werden seit Jahrzehnten erforscht. Schweine sind als Spender besonders geeignet, weil ihre Organe und ihr Stoffwechsel dem von Menschen ähneln.
Christian Hagl, Xenotransplantationsexperte und Direktor der Herzchirurgie an der Uniklinik München, wertet die nun erfolgte Nierentransplantation als Erfolg. „Es macht Sinn, weiter an der Thematik zu arbeiten. Ich bin aber skeptisch, ob wir im kommenden Jahr bereits im großen Stil Schweinenieren verpflanzen werden“, sagte er.
„Ich gehe davon aus, dass in zwei bis drei Jahren einzelne ausgesuchte Patienten, für die andere Verfahren nicht infrage kommen, ein Schweineherz eingesetzt bekommen können.“Bei Nieren seien es vielleicht noch fünf Jahre, da das Organ deutlich komplexere Aufgaben im Körper habe. „Dass diese Verfahren aber zu Standardtherapien werden, wird deutlich länger dauern.“