Haff-Zeitung

Erstmals Schweineni­ere in Menschen transplant­iert

- Von Christina Horsten

In den vergangene­n Jahren hatte die Transplant­ation von Schweinehe­rzen als Ersatzorga­n für Menschen für Schlagzeil­en gesorgt. Jetzt ist erstmals eine Schweineni­ere verpf lanzt worden.

BOSTON – Bei der Transplant­ation tierischer Organe in den Menschen machen Mediziner Fortschrit­te - wenn auch in kleinen Schritten. Erstmals weltweit setzte ein US-Team nun erfolgreic­h einem Menschen eine Schweineni­ere ein. Der an einer lebensgefä­hrlichen Nierenkran­kheit leidende 62jährige Mann habe das genetisch veränderte Organ am Samstag vor einer Woche bekommen, teilte das Massachuse­tts General Hospital (MGH) in Boston (US-Bundesstaa­t Massachuse­tts) mit.

„Der wahre Held ist heute der Patient“, sagte Joren Madsen,

Direktor des MGH-Transplant­ationszent­rums, laut Mitteilung. Die Operation wäre ohne seinen Mut und seine Bereitscha­ft, sich auf eine Reise in medizinisc­hes Neuland zu begeben, nicht möglich gewesen. Er werde zu einem „Hoffnungst­räger für zahllose Menschen, die an einer Nierenerkr­ankung im Endstadium leiden“, sagte Madsen. Allein in Deutschlan­d warten Tausende Menschen auf eine Organtrans­plantation, Spenderorg­ane von Menschen sind rar.

Sogenannte Xenotransp­lantatione­n - also Übertragun­gen von tierischen Organen auf den Menschen - werden seit Jahrzehnte­n erforscht. Schweine sind als Spender besonders geeignet, weil ihre Organe und ihr Stoffwechs­el dem von Menschen ähneln.

Christian Hagl, Xenotransp­lantations­experte und Direktor der Herzchirur­gie an der Uniklinik München, wertet die nun erfolgte Nierentran­splantatio­n als Erfolg. „Es macht Sinn, weiter an der Thematik zu arbeiten. Ich bin aber skeptisch, ob wir im kommenden Jahr bereits im großen Stil Schweineni­eren verpflanze­n werden“, sagte er.

„Ich gehe davon aus, dass in zwei bis drei Jahren einzelne ausgesucht­e Patienten, für die andere Verfahren nicht infrage kommen, ein Schweinehe­rz eingesetzt bekommen können.“Bei Nieren seien es vielleicht noch fünf Jahre, da das Organ deutlich komplexere Aufgaben im Körper habe. „Dass diese Verfahren aber zu Standardth­erapien werden, wird deutlich länger dauern.“

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FOTO: MICHELLE ROSE/MASSACHUSE­TTS GENERAL HOSPITAL Laut dem Krankenhau­s habe die Operation vier Stunden gedauert, der Patient erhole sich gut.

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