Wohnen im Alter – wie klappt das möglichst sicher und barrierefrei?
Die meisten Menschen möchten in ihrem gewohnten Heim alt werden. Wie das geht, darüber informiert eine neue Beratungsstelle in Vorpommern, die auch ungewöhnliche Aufträge bekommt.
WOLGAST – Auch wenn es in dieser Saison nicht geklappt hat: Wenn Regionalligist Greifswalder FC die Chance zum Aufstieg in den Profifußball irgendwann ernsthaft nutzen will, muss es gelingen, das Volksstadion in der Kreisstadt den Anforderungen der Dritten Liga anzupassen. Und zu den Bedingungen, die der DFB an den Aufstieg knüpft, gehört zum Beispiel die Barrierefreiheit.
Der Club habe deshalb unlängst Hilfe gesucht, um sich beraten zu lassen, wie man im Stadion zum Beispiel
Rampen für Rollstuhlfahrer und Rollator-Nutzer anlegen oder Handläufe installieren sollte, sagt Prof. Maximilian König. Der Greifswalder Internist leitet seit Jahresbeginn die neue Landesfachstelle
für Wohn- und Digitalisierungsberatung, die das Land mit drei Millionen Euro fördert. „Wir sind spezialisiert auf smarte Lösungen, die das Leben älterer und behinderter Menschen erleichtern.“
Nach Schwerin wurde kürzlich nun auch am Altersmedizinischen Zentrum des Kreiskrankenhauses in Wolgast eine solche Beratungsstelle eröffnet. „Wir sind Anlaufstelle für Menschen, die Rat suchen, um ihr Zuhause so umzugestalten, dass sie zum Beispiel auch im hohen Alter noch daheim wohnen können“, sagt Jana Gramenz, Wohnberaterin in Wolgast. „Wohnberatung kann dazu beitragen, dass Menschen in allen Lebenslagen sicher und komfortabel leben können.“
Das Büro im früheren Schwesternwohnheim biete dienstags (9 - 12.00 Uhr) und mittwochs (13 - 17.00 Uhr) kostenfreie Sprechstunden an. „Nach Absprache kommen wir aber auch direkt nach Hause, um vor Ort praktische Lösungen zu prüfen und zu erörtern.“Vorerst jedoch sei dieser Service auf den Landkreis VorpommernGreifswald
begrenzt (www.wohnberatung-mv.de; Tel. 03836-257255). Die Beraterinnen verfügten über ein Netzwerk von Anbietern und Handwerkern sowie einen Leistungskatalog, der auch entsprechende Assistenzsysteme und digitale Lösungen einschließt.
Barrierefreies Wohnen ermögliche es Menschen mit körperlichen Behinderungen, ihren Alltag ohne fremde Hilfe zu bewältigen, sagt König. Beispiele dafür seien unter anderem rutschfeste Teppiche, breite und auch automatische Türen, Rollstuhlrampen, Lifte, ebenerdige Duschen sowie schwellenfreie Zugänge zu Terrassen und Balkonen. „In Mecklenburg-Vorpommern herrscht dringender Bedarf an Wohnraumanpassungen.“
Die meisten Menschen möchten zu Hause alt werden. Dies sei aber auch eine
Notwendigkeit angesichts des Mangels an alternativen Wohnformen und Pflegeheimplätzen. Laut einem Bericht der Enquete-Kommission lebt ein erheblicher Teil der älteren Menschen im Nordosten in Wohnungen, die die Mängel in der Grundausstattung aufweisen. Eine Befragung für MecklenburgVorpommern ergab, dass nur 5,8 Prozent der Wohnungen von Seniorenhaushalten als weitgehend barrierefrei betrachtet werden können.
„Stürze in der Häuslichkeit sind ein großes Problem“, weiß König. „Mehr als die Hälfte aller schweren Unfälle im Alter passieren in der eigenen Wohnung.“Je nach Beschaffenheit könne die Wohnung sowohl Sicherheit und Stabilität bedeuten, aber umgekehrt auch ein Risiko oder eine Belastung für das erfolgreiche Altern darstellen.