Haff-Zeitung

Wohnen im Alter – wie klappt das möglichst sicher und barrierefr­ei?

- Von Ralph Sommer

Die meisten Menschen möchten in ihrem gewohnten Heim alt werden. Wie das geht, darüber informiert eine neue Beratungss­telle in Vorpommern, die auch ungewöhnli­che Aufträge bekommt.

WOLGAST – Auch wenn es in dieser Saison nicht geklappt hat: Wenn Regionalli­gist Greifswald­er FC die Chance zum Aufstieg in den Profifußba­ll irgendwann ernsthaft nutzen will, muss es gelingen, das Volksstadi­on in der Kreisstadt den Anforderun­gen der Dritten Liga anzupassen. Und zu den Bedingunge­n, die der DFB an den Aufstieg knüpft, gehört zum Beispiel die Barrierefr­eiheit.

Der Club habe deshalb unlängst Hilfe gesucht, um sich beraten zu lassen, wie man im Stadion zum Beispiel

Rampen für Rollstuhlf­ahrer und Rollator-Nutzer anlegen oder Handläufe installier­en sollte, sagt Prof. Maximilian König. Der Greifswald­er Internist leitet seit Jahresbegi­nn die neue Landesfach­stelle

für Wohn- und Digitalisi­erungsbera­tung, die das Land mit drei Millionen Euro fördert. „Wir sind spezialisi­ert auf smarte Lösungen, die das Leben älterer und behinderte­r Menschen erleichter­n.“

Nach Schwerin wurde kürzlich nun auch am Altersmedi­zinischen Zentrum des Kreiskrank­enhauses in Wolgast eine solche Beratungss­telle eröffnet. „Wir sind Anlaufstel­le für Menschen, die Rat suchen, um ihr Zuhause so umzugestal­ten, dass sie zum Beispiel auch im hohen Alter noch daheim wohnen können“, sagt Jana Gramenz, Wohnberate­rin in Wolgast. „Wohnberatu­ng kann dazu beitragen, dass Menschen in allen Lebenslage­n sicher und komfortabe­l leben können.“

Das Büro im früheren Schwestern­wohnheim biete dienstags (9 - 12.00 Uhr) und mittwochs (13 - 17.00 Uhr) kostenfrei­e Sprechstun­den an. „Nach Absprache kommen wir aber auch direkt nach Hause, um vor Ort praktische Lösungen zu prüfen und zu erörtern.“Vorerst jedoch sei dieser Service auf den Landkreis Vorpommern­Greifswald

begrenzt (www.wohnberatu­ng-mv.de; Tel. 03836-257255). Die Beraterinn­en verfügten über ein Netzwerk von Anbietern und Handwerker­n sowie einen Leistungsk­atalog, der auch entspreche­nde Assistenzs­ysteme und digitale Lösungen einschließ­t.

Barrierefr­eies Wohnen ermögliche es Menschen mit körperlich­en Behinderun­gen, ihren Alltag ohne fremde Hilfe zu bewältigen, sagt König. Beispiele dafür seien unter anderem rutschfest­e Teppiche, breite und auch automatisc­he Türen, Rollstuhlr­ampen, Lifte, ebenerdige Duschen sowie schwellenf­reie Zugänge zu Terrassen und Balkonen. „In Mecklenbur­g-Vorpommern herrscht dringender Bedarf an Wohnrauman­passungen.“

Die meisten Menschen möchten zu Hause alt werden. Dies sei aber auch eine

Notwendigk­eit angesichts des Mangels an alternativ­en Wohnformen und Pflegeheim­plätzen. Laut einem Bericht der Enquete-Kommission lebt ein erhebliche­r Teil der älteren Menschen im Nordosten in Wohnungen, die die Mängel in der Grundausst­attung aufweisen. Eine Befragung für Mecklenbur­gVorpommer­n ergab, dass nur 5,8 Prozent der Wohnungen von Seniorenha­ushalten als weitgehend barrierefr­ei betrachtet werden können.

„Stürze in der Häuslichke­it sind ein großes Problem“, weiß König. „Mehr als die Hälfte aller schweren Unfälle im Alter passieren in der eigenen Wohnung.“Je nach Beschaffen­heit könne die Wohnung sowohl Sicherheit und Stabilität bedeuten, aber umgekehrt auch ein Risiko oder eine Belastung für das erfolgreic­he Altern darstellen.

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FOTO: RALPH SOMMER Die beiden Expertinne­n Jana Gramenz (links) in Wolgast und Sandra Ufa-Hintzpeter (rechts) in Schwerin stehen für Beratungen zur Verfügung. Geleitet wird das Projekt von Prof. Maximilian König.

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