Bekommen Spechte eigentlich Kopfschmerzen?
Sie hämmern mit bis 25 Schnabelschlägen pro Sekunde ins Holz – wie ein Aufprall mit 25 km/h auf eine Betonmauer. Das muss doch weh tun! Nicht aber beim Specht, und zwar deshalb.
VORPOMMERN – Viele unserer Wildvögel zeigen nur eine zeitweilige Bindung an Bäume, indem sie hier ihre Nester bauen, so wie beispielsweise Drosseln, Reiher und Adler. Die suchen ihre Nahrung auf dem Erdboden, in der Luft und in Gewässern. Ganz anders aber die Buntspechte, denn die Kletterkünstler haben den doch teilweise freien Lebensraum Holz so intensiv erobert, wie keine andere Vogelart in unserer Landschaft. Dieser amselgroße, recht farbenfrohe schwarz-weiß-rot gefiederte Buntspecht ist der häufigste gefiederte Zimmermann.
Im Sängerwettstreit im Frühling landen sie ganz hinten, denn meist hört man nur „Kick-Kick“-Rufreihen. Zum Glück müssen Spechte gar nicht singen, denn sie spielen besser Schlagzeug als jedes andere Tier der Welt. Für ihren Auftritt suchen sich die Trommelvirtuosen stets ein geeignetes Instrument. Dies sind hohle, abgestorbene Äste. Darauf hämmern sie dann mit bis zu 25 Schnabelschlägen pro Sekunde Botschaften an ihre Rivalen oder werben um Weibchen.
Die Spechte wohnen nicht nur in den Wäldern, sondern in der Umgebung zwischen Jarmen und Loitz auch in Parkanlagen und Feldgehölzen, auf dem Demminer Friedhof in Altbäumen sowie in Gartenanlagen von Ueckermünde. In Anklam
konnten sie als Kulturfolger mit 6 Brutpaaren nachgewiesen werden. Vor Jahren konnte ich beobachten, dass der Specht in Pasewalk selbst eiserne Feuerwehrsirenen und Alu-Antennen als Resonanzkörper zur Reviermarkierung nutzte, ohne Schaden zu nehmen.
Warum bekommen Spechte keine Kopfschmerzen? Immerhin wird geklopft und gehobelt, was der Schnabel hergibt! Bis zu 10.000 Mal täglich schlagen Spechte ihren Schnabel ins Holz oder tragen mit rasanter Geschwindigkeit Liebesbotschaften durchs Revier. Jeder Hieb müsste Kopfschmerzen erzeugen, denn der Aufprall ist wie auf eine Betonmauer bei 25 km/h. Für uns Menschen tödlich. Dadurch, dass das Gehirn nicht direkt hinter, sondern oberhalb des Schnabels liegt, trifft die Wucht des Schlages nicht das gigantische Netzwerk der Nervenzellen. Winzige Stoßdämpfer, wie biegsame Knochengelenke und eine sehr kräftige Schnabelmuskulatur federn alles ab.
Mit dem Schnabel zimmert das Spechtpaar meist in kranke Bäume, die schon etwas weicheres Holz haben, eine Bruthöhle. Mit seinen nadelspitzen Krallen, die gekrümmt sind wie Steigeisen, und dem kräftigen Stützschwanz sitzt der Buntspecht am Stamm und baut bis zu 3 Wochen an seiner Bruthöhle. Den Grund auf der Höhle füllen die Spechte mit weichem Holzmulm, der langsam verrottet und eine angenehme Wärme abgibt, sodass das geheizte „Appartement“ganzjährig auch als Schlafplatz genutzt wird.
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