Unterhaltungen mit einem Gnom
Mareike Kreiner hat ein Buch geschrieben. Darin erzählen sich ein junges Mädchen und ein Gnom Geschichten. Die Botschaft darin: der Mensch soll das Gute, Wahre, Schöne wiederfinden.
Die junge Hallerin schreibt unter einem Künstlernamen: Manati Herz. Manati wie die Seekuh, ein Tier, das Mareike Kreiner sehr mag. Weil es ganz liebe einfache Tiere seien, die immer lächeln würden. Herz, ihr Künstlernachname, wurde ausgewählt weil das Buch ein Herzensprojekt für sie ist.
Es ist ihr Geburtstag, im Januar 2017. Mareike Kreiner spaziert abends durch den Schnee. Und plötzlich findet sie zu ihrer Buchidee, übrigens inspiriert von Jan Potocki, dem Autor von „Die Handschrift von Zaragoza.“Auch ihre „Fesselnden Erzählungen aus der Anderswelt“beginnen mit dem Geburtstag der Protagonistin Manati Herz. Auch sie stapft in der Geschichte durch den Schnee als sie plötzlich über etwas stolpert, dass ihr sodann heulend zuruft: „Nicht wääääääägggggg gehhhhhhh!“
Tut sie nicht und macht sodann die Bekanntschaft mit dem Getreuen Vonsch, einem Gnom, der im Schwäbisch-Fränkischen Wald lebt. Beide Lebewesen, Frau und Vonsch, sind traurig. Die eine hat Liebeskummer, der andere hat seine Familie verloren. Sie freunden sich an und erzählen sich künftig Geschichten. Jeder aus seiner Welt, die dem anderen fremd ist – einer „Anderswelt“eben.
Vonsch sitzt auf der Schulter
Mareike Kreiner sitzt am Montagnachmittag im Theatersaal des Alten Schlachthauses bei einer Minibuchmesse und wartet auf Besucher, mit denen sie sich gerne unterhalten würde.
In den ersten anderthalb Stunden kommt niemand. Sie trägt ein Kleid, dass man von Feen kennt und Schuhe, die wohl niemand trägt, der lange gehen möchte – hochhackige Plateauschnürstiefel. Auf ihrer Schulter sitzt ein kleiner Plastikgnom mit Sicherheitsnadeln festgesteckt. „Das ist der Vonsch.“
Schon immer hat die gebürtige Crailsheimerin Geschichten erfunden, die sie Freundinnen erzählt hat. Die 32-Jährige schreibt bereits seit ihrer Kindheit Gedichte und Kurzgeschichten, beschreibt sich als „literaturbegeisterte, wandernde Poetin aus Leidenschaft.“Sie liest viel und alles – meist nachts. Während der Zeit in der das Buch entstand, habe sie kaum geschlafen. Die Geschichten, die, „sie gefunden haben“, schrieb sie weit nach Feierabend auf. Tagsüber verkauft sie Käse in der Haller Markthalle, nachts unterhält sie sich mit dem Vonsch, „ihrem Mitbewohner aus der Feenwelt, der ihr Familie und Zuflucht ist“, so steht es in ihrer Pressemappe. „Sie sind sich gegenseitig Lehrer und Schüler, um in einer Welt, die oft so herzlos und grau erscheint, den Mut nicht zu verlieren.“
An ihrem Stand im Theatersaal liegt ein Stapel Bücher, Pressemappen, Lesezeichen, CDs, Flyer. Hinter ihr steht ein großer Banner, der für Manati wirbt. Und es hängt ein Poster, auf dem sie in hautenger, schwarz glänzender Kleidung Werbung für sich macht. Sie modelt für Freunde und Fotografen.
Befreit durch die Liebe
Mareike Kreiner war mit ihrem Buch und dem Getreuen Vonsch auf der Leipziger Buchmesse, „ich habe uns dort angemeldet“. Sie gründete einen eigenen Verlag und ging auf Lesereise. Mit ihren Kurzgeschichten möchte sie gerne eine Sehnsucht entstehen lassen nach dem Echten, Wahren, Schönen. „In jeder Geschichte kann der Leser das Gute finden.“
In einer Episode finden Mann und Frau im Wald zu ihrer Liebe. Beim Hinausgehen sehen sie auf einem Baustamm ein Männlein hin und her rennen. Es macht ihnen deutlich, dass man erst zu zweit in der Welt seinen Weg gehen kann.
In einer anderen Kurzgeschichte erzählt Manati dem Vonsch von Helmut, einem pedantischen Künstler, kritisch, belehrend, mit emotionalen Blockaden. Erst die Liebe zu einer Frau kann ihn zu einem freien, glücklichen Menschen machen. „Helmut fühlte sich das erste Mal in seinem Leben wie ein mutiger unbesiegbarer Krieger, dessen Unbeugsamkeit außer Frage stand.“