Erstes Interview mit dem „neuen“Coach „Jetzt kann mich erschüttern“
Donnerstag, 10. Mai 2012 Er hat turbulente Tage hinter sich. War als Trainer eigentlich schon weg – und ist jetzt wieder voll da. Trotz enger Termindichte und Kaderplanung für die kommende Saison nahm sich André Schubert Zeit für ein ausführliches Exklusiv-gespräch mit der MOPO. Der St. Pauli-trainer – so offen wie nie. MOPO: Wie fühlt man sich Trainer des FC St. Pauli? André Schubert: ( Ich fühle mich ja nicht als neuer Trainer. Ich bin einfach immer noch da. Aber ich bin natürlich um einige Lebenserfahrung reicher. Das war schon eine extreme Situation. In meinem Trainerleben kann mich jetzt nichts mehr erschüttern. Dramatischer kann es kaum mehr werden. Ihre Entlassung war schon beschlossene Sache. Ich habe mit der Mannschaft vor dem Paderborn-spiel gesprochen und mit einigen Spielern
als neuer
schmunzelt)
auch danach, weil ich davon ausgegangen bin, dass es mein letztes Spiel ist. Sie haben sich quasi schon verabschiedet? Vieles deutete ja darauf hin. Ich wollte da nichts retten. Ich wollte einfach für mich persönlich Dinge klären und etwas mitnehmen. Wie viele Leute hatten sich schon von Ihnen verabschiedet? Ich habe unheimlich viele Anrufe, Mails, SMS bekommen, wo mir Leute gesagt haben, dass es ihnen leid tut, dass sie es blöd finden. Dieser Zuspruch hat auch gut getan. Wie nahe sind Ihnen die Ereignisse der letzten Tage gegangen? Es war schon heftig, was da los war. Aber da musst du ein breites Kreuz haben und die Dinge einfach auch mal auf dich einprasseln lassen und das aushalten. Ich habe versucht, mit kühlem Kopf zu analysieren, was ich richtig oder falsch gemacht habe. Es ist auch gefährlich, sich Von St. Pauli berichten Buttje Rosenfeld und Nils Weber zu sehr in der Opferrolle zu sehen. Sie wirkten in diesem Ausnahmezustand ausgesprochen ruhig – sogar am ruhigsten von allen Beteiligten. War das gespielt oder echt? Die Erfahrung aus meinem bisherigen Leben ist, dass ich dazu neige, in Extrem-situationen sehr ruhig zu werden. Wenn Du das Gefühl hast, das war’s jetzt – und da war ich mir relativ sicher – dann kannst Du Dinge mit mehr Klarheit und objektiver betrachten. Haben Sie nach der öffentlichen Debatte und der tagelang ausbleibenden Rückendeckung durch die Vereinsführung nicht an Autorität eingebüßt? Ich habe noch nie in meinem Leben das Gefühl gehabt, ich würde an mangelnder Autorität leiden. ( Ihr Verhältnis zur Mannschaft galt und gilt als schwierig. Es stimmt, dass zu manchen Spielern ein konfliktreiches Verhältnis besteht, was auch daran liegt, dass der ein oder andere mit seiner sportlichen Situation nicht zufrieden ist. Man kann insgesamt nicht davon sprechen, dass es ein zerrüttetes Verhältnis ist, aber es ist auch kein ganz so lockeres. Sie haben Gespräche mit Spielern angesprochen. Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
lacht)