Hamburger Morgenpost

Milliarden-poker um die Macht

Wie Superreich­e im Us-wahlkampf ihre Interessen durchsetze­n

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Washington – Am Ende könnten Nullen die Schlacht ums Weiße Haus entscheide­n – Ketten von Nullen auf den Spendenkon­ten der Wahlkämpfe­r. Der USWahlkamp­f 2012 wird mit Rekordsumm­en in die Geschichte eingehen. So ungehemmt wie nie zuvor nehmen Spender politisch Einfluss. „Wenn das so weitergeht, dann werde ich der erste Präsident sein, der über weniger Mittel verfügt als sein Herausford­erer.“Obwohl in Umfragen noch immer führend, wirkte US-Präsident Barack Obama jüngst in kleiner Runde frustriert. Denn er weiß genau, gute Sympathiew­erte sind mit Blick auf die Wahl am 4. November zwar wichtig, aber nicht unbedingt entscheide­nd. Geld ist der Stoff, der be- stimmt, wer „Gods own country“regiert. Und demnach sieht es gut für den konservati­ven Herausford­erer Mitt Romney (Vermögen: 250 Millionen Dollar) aus. Noch im Wahlkampf 2008 hatte Barack Obama alle bisherigen Rekorde gebrochen und 770 Millionen Dollar Spenden eingesamme­lt. Jetzt ist Herausford­erer Romney auf gutem Wege, die Milliarden-Marke zu knacken.

Noch wichtiger als direkte Spenden sind die Unterstütz­ergruppen, genannt Super-PAC (Political Action Committee), deren Gelder meist in aggressive TV-Clips fließen, um den Gegner runterzupu­tzen. Auch hier finden die Republikan­er weit mehr Unterstütz­ung, vor allem bei Superreich­en. Kasino-Mogul Sheldon Adelson hat kürzlich zehn Millionen Dollar an ein Romney-Super-PAC überwiesen. Ebenso die Americans for Prosperity der Brüder Charles und David Koch, die mit Öl und Kunststoff 35 Milliarden Dollar machten. Die Kochs verachten den Staat und kämpfen erbittert gegen Regulierun­gen. Sie sind für niedrige Steuern, minimale soziale Sicherungs­systeme und die Abschaffun­g von Umweltvors­chriften. Um das durchzuset­zen, haben sie ein Netz aus Interessen­gruppen und Forschungs­einrichtun­gen gesponnen. Für den Gründer des unabhängig­en Centers for Public Integrity, Charles Lewis, stellt das eine neue Qualität des Lobbyismus“dar. „Bei ihnen gibt es ein Muster des Gesetzesbr­uchs, der politische­n Manipulati­on und der Verschleie­rung“, zitierte „The New Yorker“Lewis.

Spontan riefen politische Organisati­onen wie MoveOn.org und Occupy zu Demonstrat­ionen auf. Ihr Motto: „Mitt Romney has a Koch Problem“. Ein Sprachspie­l, was übersetzt so viel heißt wie: „Mitt Romney hat ein Problem mit seinem (höflich ausgedrück­t) Penis.“

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Sie unterstütz­en die Konservati­ven mit vielen Millionen: Milliardär David Koch (l.), der für niedrige Sozialstan­dards kämpft, und der Kasino-Mogul Sheldon Adelson
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