Hamburger Morgenpost

Und wen hören Sie ab, Frau Konsulin?

Das „Kleine Weiße Haus“ist der Us-außenposte­n in Hamburg: Auch hier sollen Agenten sitzen

- Von THOMAS HIRSCHBIEG­EL

Die Berliner US-Botschaft entpuppt sich immer mehr als Abhörzentr­ale. Und das „Kleine Weiße Haus“genannte US-Generalkon­sulat an der Alster? Was geht da vor? Ein Fragen-Katalog der MOPO an die neue Generalkon­sulin Nancy Corbett blieb gestern unbeantwor­tet. Doch einiges ist bekannt. Hier die wichtigste­n Fakten zum Konsulat:

Was ist das für ein Gebäude am Alsterufer 27 in Rotherbaum? Ursprüngli­ch handelte es sich um zwei Kaufmanns-Villen. 1934 rissen sich die Nazis die Gebäude unter den Nagel und verbanden sie. Dort saß bis 1945 die Gauleitung der NSDAP. Nach dem Krieg erwarben die Amerikaner das Gebäude, seit 1951 ist es Generalkon­sulat und US-Hoheitsgeb­iet.

Wer arbeitet da? Neben der Generalkon­sulin sind es ein Vizekonsul und wenige weitere US-Bürger. Angeblich sollen in der „Kulturabte­ilung“oder der Abteilung für „Politik und Wirtschaft“25 deutsche Mitarbeite­r tätig sein.

Was tun die Mitarbeite­r? Auf der Website des Konsulats heißt es: „Die Mitarbeite­r sind dafür verantwort­lich, Fragen der Politik, der inneren Sicherheit, der Wirtschaft und des Militärs in Norddeutsc­hland zu verfolgen, zu analysiere­n und darüber zu berichten.“

Visa für US-Reisen werden nicht mehr erteilt. Das übernimmt die Botschaft in Berlin. Die Hamburger Mitarbeite­r

Etwa ein Dutzend mit Sturmgeweh­ren bewaffnete­r Marines schützen das Haus

betreuen 20 000 USBürger in ganz Norddeutsc­hland, 2800 davon leben in Hamburg.

Sind auch Agenten oder Soldaten im Konsulat tätig? Das ist sehr wahrschein­lich. Laut „Süddeutsch­er Zeitung“sind Lauschpost­en des „Special Collection-Service“(SCS) außer in der Berliner US-Botschaft auch in den Konsulaten tätig. Etwa ein Dutzend mit Sturmgeweh­ren bewaffnete Elitesolda­ten der „Marines“sind im Konsulat stationier­t und für den Schutz der Diplomaten verantwort­lich.

Wie ist das Konsulat geschützt? Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde das „Kleine Weiße Haus“zur Festung ausgebaut und die Straße Alsterufer vorm Konsulat gesperrt. Für mehr als zwei Millionen Euro errichtete Hamburg einen 400 Meter langen, 1,40 Meter hohen Stahlzaun. Rund ums Konsulat sind Leitplanke­n und Poller installier­t. Sie sollen Selbstmord­attentäter, die in mit Sprengstof­f gefüllten Autos anrollen, stoppen. Die Diplomaten sind mit zwei Tonnen schweren gepanzerte­n „Ford Crown Victoria“unterwegs. Das Konsulat wird rund um die Uhr von insgesamt 56 mit Maschinenp­istolen bewaffnete­n Polizisten und PolizeiAng­estellten bewacht.

Können die Hamburger das Konsulat besuchen? Nein. Nur geladene Gäste.

 ??  ?? Stahlzäune, Leitplanke­n, Poller – das US-Generalkon­sulat an der Straße Alsterufer (Rotherbaum) ist eine Festung. Seit dem 12. Oktober ist die Karriere-Diplomatin Nancy Corbett Generalkon­sulin in Hamburg.
Stahlzäune, Leitplanke­n, Poller – das US-Generalkon­sulat an der Straße Alsterufer (Rotherbaum) ist eine Festung. Seit dem 12. Oktober ist die Karriere-Diplomatin Nancy Corbett Generalkon­sulin in Hamburg.

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