Hamburger Morgenpost

City Amok fuhr

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Ecke Vierlanden­straße sitzt eine dreiköpfig­e Familie in einem VW Passat. Fahrer Manfred L. (30) wartet an der Ampel und schaut in den Rückspiege­l. Dort sieht er, wie ein Autofahrer hinter ihm ausweicht, dabei ein Motorrad rammt. Dann kommt der „Marder“bedrohlich näher. In letzter Sekunde schafft es der Autofahrer, sich zu seiner Frau und dem acht Monate alten Kind auf den Beifahrers­itz zu werfen.

Da kracht es schon, auch hier macht der Amok-Fahrer die Fahrerseit­e des Autos gnadenlos platt. Ein paar Kilometer weiter am Heidhorst (Lohbrügge) „plättet“F. die Leitplanke­n.

Inzwischen verfolgt ein Großaufgeb­ot der Polizei den Panzer. An der Ecke Eiffestraß­e/Grevenweg (Hamm) stoppt die Polizei einen 40-Tonnen-Lastzug. „Stellen Sie ihren Lkw quer, sonst beschlagna­hmen wir ihn“, herrscht ein hektischer Kommissar Fahrer KarlHeinz K. (45) an. Der Brummi-Fahrer hat den 40-Tonner gerade quergestel­lt, als der „Marder“auftaucht. Der Amok-Fahrer rammt das Fahrerhaus, doch die „Barrikade“aus Blech hält stand.

Joachim

Dann setzt Joachim F. plötzlich zurück und umkurvt den Laster auf dem Gehweg: Der Weg mitten in die Hamburger Innenstadt ist frei. 18 Streifenwa­gen verfolgen den „Marder“inzwischen. Über dem Panzer kreist der Polizeihub­schrauber. Unter den Verfolgern ist auch der Feldwebel Reinhold W. Der 27-jährige Feldjäger sitzt in einem VWKübelwag­en. Die wilde Jagd geht am Berliner Tor vorbei, über die Amsinckstr­aße bis in den Deichtortu­nnel. Als der Panzer aus dem Tunnel fährt und an der Steigung langsam wird, sieht der Militärpol­izist seine Chance: Der Feldwebel springt auf den „Marder“, dringt durch die geöffnete Luke ein und reißt den Gefreiten vom Fahrersitz. Der würgt den Motor ab. Qualmend bleibt der Koloss auf der Ost-WestStraße (heute Willy-Brandt-Straße) in Höhe Messberg stehen. Als Polizisten den Amokfahrer abführen, weint der. Im Polizeiprä­sidium gibt der 20-Jährige zu Protokoll: „Ich hatte die Bundeswehr so satt, wollte einfach mal wieder nach Hause.“ Mehr zu Hamburg historisch unter: www.mopo.de/historisch

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Der „Marder“auf der Zufahrt des Deichtortu­nnels. Direkt hinter ihm fährt Militärpol­izist Reinhold W. in einem VW-Kübelwagen. Das Ende einer dramatisch­en Amok-Fahrt: Polizisten zerren den Amok-Fahrer Joachim F. aus dem Panzer. Polizisten mit...

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