Hamburger Morgenpost

Bande fälscht Pfandflasc­hen

Kriminelle Ungarn-gang machte in München Kasse

- Von VERONIQUE RÜSSAU

München – Ein Mann stellt sich in die Schlange vorm Pfandautom­aten. In der Hand hält er eine große Plastiktüt­e, prall gefüllt mit Pfandflasc­hen. Als er an der Reihe ist, gibt er Flasche für Flasche in das Sammelgerä­t. Zum Schluss druckt er seinen Beleg aus, geht zur Kasse, lässt sich das Geld auszahlen. Alles ganz normal? Nein. Denn die Flaschen sind gefälscht, in Ungarn produziert – aus dem einzigen Grund, dafür Pfandgeld zu kassieren. Es ist ein völlig neue Masche: Eine Pfandflasc­hen-Mafia aus Ungarn treibt in München ihr Unwesen. Die Betrüger produziere­n in Ungarn billige PET-Flaschen, die sie dann nach Deutschlan­d transporti­eren und hier in Pfandautom­aten zu barem Geld machen. 25 Cent pro Flasche.

„Eine in Ungarn produziert­e 1-Liter-Flasche würde bei 1000 Stück etwa acht Cent pro Flasche in der Produktion kosten“, erklärt Marc Ziegler von der PET Union GmbH. Das wären 80 Euro Produktion­skosten – und 250 Euro Umsatz. Ein Gewinn von 170 Euro. Stellt die Pfandflasc­henmafia 100 000 Flaschen her, wären es schon mindestens 17000 Euro, abzüglich Transportk­osten. Ein lohnendes Geschäft!

Vergangene Woche konnte die Polizei München einen Ungar festnehmen, als dieser gerade die gefälschte­n Flaschen in den Automaten gab. In flagranti! „Er hat versucht, eine große Menge Flaschen abzugeben“, so Polizeispr­echer Oliver Timper zur MOPO. Der Festgenomm­ene sitzt in U-Haft, schweigt zu den Vorwürfen und eventuelle­n Hintermänn­ern.

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