St. Georg
25-Jähriger wollte sich verewigen. Jetzt ringt er mit dem Tod
Er wollte sich mit einem Graffito in Hamburg verewigen, jetzt ringt Enrico M. (25) mit dem Tod. Der Tourist aus Berlin ist gestern Morgen ausgerechnet in der Nähe der Haltestelle Berliner Tor von einer Regionalbahn erfasst und schwer am Kopf verletzt worden. Eine Stunde lang lag der Sprayer unbemerkt im Gleisbett. Es ist 8.05 Uhr, als ein Zug vom Hauptbahnhof in Richtung Lübeck startet. Etwa vier Minuten später leitet der Zugführer (46) eine Notbremsung in Höhe der Hammerbrookstraße ein. Ein schwer blutender Mann liegt regungslos im Gleisbett – bereits vor einer Stunde hatte ihn hier eine Regionalbahn in Richtung Ahrensburg unbemerkt erwischt.
Alarmierte Rettungskräfte versorgen den Verletzten vor Ort. Der Notarzt stellt lebensbedrohliche Kopfverletzungen und ein Wirbelsäulentrauma fest. Der Mann kommt in ein Krankenhaus und wird notoperiert. Die Bundespolizei sichert Spuren vor Ort, stellt hier einen Leinenbeutel mit Spraydosen und Graffiti-Utensilien sowie ein frisches Graffito fest.
Schnell stellt sich heraus: Bei dem Unfallopfer handelt es sich um den 25-jährigen Enrico M. aus Berlin. Er war mit Freunden nach Hamburg gereist, um sich die Hansestadt anzugucken und auf der Reeperbahn zu feiern. In der Sprayer-Szene ist der Mann offenbar bekannt – bereits seit zehn Jahren ermittelt die Polizei gegen Enrico M. wegen Sachbeschädigung in Zusammenhang mit Schmierereien.
Für den Einsatz mussten die Gleise der Fernbahn zwischen den Haltestellen Berliner Tor und Hasselbrook 90 Minuten und die Gleise der S-Bahn im gleichen Bereich 45 Minuten gesperrt werden. Enrico M. liegt jetzt im Koma – ob er überlebt, ist ungewiss.