Hamburger Morgenpost

St. Georg

25-Jähriger wollte sich verewigen. Jetzt ringt er mit dem Tod

- Von ANASTASIA IKSANOV, RÜDIGER GAERTNER und PHILIPPE DEBIONNE

Er wollte sich mit einem Graffito in Hamburg verewigen, jetzt ringt Enrico M. (25) mit dem Tod. Der Tourist aus Berlin ist gestern Morgen ausgerechn­et in der Nähe der Haltestell­e Berliner Tor von einer Regionalba­hn erfasst und schwer am Kopf verletzt worden. Eine Stunde lang lag der Sprayer unbemerkt im Gleisbett. Es ist 8.05 Uhr, als ein Zug vom Hauptbahnh­of in Richtung Lübeck startet. Etwa vier Minuten später leitet der Zugführer (46) eine Notbremsun­g in Höhe der Hammerbroo­kstraße ein. Ein schwer blutender Mann liegt regungslos im Gleisbett – bereits vor einer Stunde hatte ihn hier eine Regionalba­hn in Richtung Ahrensburg unbemerkt erwischt.

Alarmierte Rettungskr­äfte versorgen den Verletzten vor Ort. Der Notarzt stellt lebensbedr­ohliche Kopfverlet­zungen und ein Wirbelsäul­entrauma fest. Der Mann kommt in ein Krankenhau­s und wird notoperier­t. Die Bundespoli­zei sichert Spuren vor Ort, stellt hier einen Leinenbeut­el mit Spraydosen und Graffiti-Utensilien sowie ein frisches Graffito fest.

Schnell stellt sich heraus: Bei dem Unfallopfe­r handelt es sich um den 25-jährigen Enrico M. aus Berlin. Er war mit Freunden nach Hamburg gereist, um sich die Hansestadt anzugucken und auf der Reeperbahn zu feiern. In der Sprayer-Szene ist der Mann offenbar bekannt – bereits seit zehn Jahren ermittelt die Polizei gegen Enrico M. wegen Sachbeschä­digung in Zusammenha­ng mit Schmierere­ien.

Für den Einsatz mussten die Gleise der Fernbahn zwischen den Haltestell­en Berliner Tor und Hasselbroo­k 90 Minuten und die Gleise der S-Bahn im gleichen Bereich 45 Minuten gesperrt werden. Enrico M. liegt jetzt im Koma – ob er überlebt, ist ungewiss.

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Kräfte der Feuerwehr bringen den verletzten Sprayer in einen Rettungswa­gen.

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