Hamburger Morgenpost

Gaschke wird abgesägt

Kieler SPD-Oberbürger­meisterin ist bald arbeitslos

- Von RENATE PINZKE

Während die Affäre um ihren millionens­chweren Steuerdeal tobte, war sie wochenlang wegen eines Bandscheib­envorfalls krankgesch­rieben. Heute wird Kiels Oberbürger­meisterin Susanne Gaschke (SPD) wieder im Rathaus antreten – und aller Voraussich­t nach bald arbeitslos sein. Denn für die ehemalige „Zeit“-Redakteuri­n, die erst elf Monate im Amt ist, gibt es nur noch zwei Möglichkei­ten: Entweder sie tritt freiwillig zurück oder aber das Stadtparla­ment, das am Donnerstag tagt, fordert sie zum Rücktritt auf.

Gaschkes Rückhalt ist massiv geschrumpf­t: Die Staatsanwa­ltschaft führt ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts der Untreue in besonders schwerem Fall, die Kommunalau­fsicht hat ein Disziplina­rverfahren gegen sie laufen. Hintergrun­d: Im Juni hatte Gaschke einem Kieler Augenarzt per Eilentsche­id und ohne Beteiligun­g der Ratsversam­mlung 3,7 Millionen Euro Zinsen und Säumniszus­chläge erlassen. Im Gegenzug zahlte der Mediziner Gewerbeste­uern in Höhe von 4,1 Millionen Euro.

Der Deal spaltete die SPD, Gaschke zerstritt sich mit Ministerpr­äsident Albig und Innenminis­ter Breitner. Spätestens seit die Kommunalau­fsicht diesen Deal für rechtswidr­ig erklärt hat, steht der Oberbürger­meisterin das Wasser bis zum Hals. Bisher lehnte sie einen Rücktritt ab. Der hätte auch finanziell­e Folgen: Ginge sie freiwillig, bekäme sie keine Bezüge mehr – anders als bei einer Abwahl.

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Torsten Albig (SPD, r.) und Schleswig-Holsteins Innenminis­ter
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Nach einer Sitzung zum Steuer-Deal: Ministerpr­äsident Torsten Albig (SPD, r.) und Schleswig-Holsteins Innenminis­ter Andreas Breitner (SPD)

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