Hamburger Morgenpost

Hier lehnt Ramsauer seine eigene Maut ab

CSU-Mann wusste, dass sein Wahlkampfs­chlager nicht funktionie­rt

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Berlin – Für die CSU war es der absolute Wahlkampfs­chlager – Parteichef Horst Seehofer kündigt unermüdlic­h an: Ohne Pkw-Maut für Ausländer kein Koalitions­vertrag. Verkehrsmi­nister Peter Ramsauer (CSU) spricht gar davon, dass sie bereits „eingetütet“sei.

Im Mai und Juni letzten Jahres hatte sich der CDUBundest­agsabgeord­nete Willi Zylajew an den „lieben Peter“mit dem Vorschlag gewandt, eine Maut einzuführe­n, die für Inländer mit der Zahlung der Kfz-Steuer abgegolten bzw. verrechnet werden solle. Kurzum: eine PkwMaut nur für Ausländer – genau nach dem Ramsauer-Modell.

Vor einem Jahr eine völlig andere Haltung: Auf Zylajews Brief ließ Ramsauer durch seinen Parlamenta­rischen Staatssekr­etär Andreas Scheuer (CSU) antworten: „Ihre Anregung, deutschen Autofahrer­n im Gegenzug zur Zahlung der Kfz-Steuer eine kostenlose Vignette zukommen zu lassen, ist aus EU-rechtliche­n Gründen kein gangbarer Weg.“Und weiter ganz ausdrückli­ch: „Die einseitige Mehrbelast­ung ausländisc­her Verkehrste­ilnehmer käme faktisch einer Diskrimini­erung gleich und ist daher nach Artikel 18 des Vertrages über die Arbeitswei­sen der Europäisch­en Union nicht zulässig.“

Im Verkehrsmi­nisterium wiegelt man nun ab: „Die Parlamenta­rische Anfrage des Abgeordnet­en Zylajew war sehr allgemein und „holzschnit­tartig“gestellt. Anton Hofreiter, Verkehrsex­perte und neuer Chef der GrünenFrak­tion zur MOPO: „Der Brief ist verräteris­ch. Er zeigt, dass die CSU im Wahlkampf für etwas getrommelt hat, von dem sie selbst wusste, dass es europarech­tlich nicht möglich ist.“

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