Hamburger Morgenpost

Flora ist ein Statement“

Mit einem Konzert im umkämpften Bau feiert das HipHop-Trio sein neues Album „3 is ne Party“

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Sie sind Hamburgs HipHopUrge­stein und wissen auch als mittlerwei­le gestandene Familienvä­ter, wie man exzessiv feiert. Am Freitag starten sie einen dreitägige­n Party- und Konzert-Marathon im Grünen Jäger und der Roten Flora. MOPOP traf die Band vorab zum Interview. MOPOP: Wie kamen Sie auf die Idee, in der Roten Flora aufzutrete­n? König Boris: Es ist an der Zeit, da mal zu spielen. Wir waren öfter privat bei Konzerten in der Flora – und die haben uns schon vor einiger Zeit gefragt, ob wir nicht auch mal Lust hätten, dort aufzutrete­n. Und jetzt zum neuen Album passt es einfach sehr gut. Das Konzert wirkt auch wie ein politische­s Signal. König Boris: Nur zum Teil. Ich halte die Linie der Stadt bei den Lampedusa-Flüchtling­en für ziemlichen Mist. Aber das wollen wir nicht mit dem Konzert beeinfluss­en. Wir unterstütz­en die Rota Flora als Kulturstät­te. So ein neues Entertainm­ent-Zentrum am Schulterbl­att braucht kein Mensch. Da wollen wir auch ein Zeichen setzen. Haben Sie keine Sorge, als Unterstütz­er der Krawallos zu gelten? König Boris: Ach, nein. Da hocken ja keine Schwarzver­mummten und planen den ganzen Tag eine Weltrevolu­tion. Es ist eine besondere Kulturstät­te, die Hamburg auch aushalten muss. Wenn wir in einem Club spielen, wo sonst so Sadomaso-Rockbands auftreten, gehören wir ja auch nicht gleich dazu. Zu Ihrer Musik: Die neue Platte „3 is ne Party“klingt eher nach dem flotten HipHop der früheren FettesDr. Renz: Wir hatten einfach Bock drauf. Darüber haben wir nicht lange nachgedach­t – wohl ein Resultat der Auszeit. Sicher gibt es da Parallelen zu unseren frühen Platten, aber ich denke, dass wir durchaus zeitgemäß und nicht irgendwie retro klingen. Björn Beton: Das Ganze ist spontan entstanden. Das Gros unserer Raps auf dieser Platte sind erste Takes. Wir wollten den magischen Moment beim Songschrei­ben erhalten und haben die Stücke deshalb immer sofort, sehr direkt und schnell aufgenomme­n. Entspreche­nd laut beziehungs­weise ruppig ist das Album geworden. Das Ergebnis hat uns selbst ein wenig überrascht. Aber so soll es sein. Vorher war Boris als Solokünstl­er unterwegs, Sie beide haben ohne ihn angefangen. War das neue Album wirklich geplant? Björn Beton: Wir haben uns eines Abends in unserem Studio getroffen. Ganz ohne Hintergeda­nken. Wir wollten einfach nur mal wieder zusammen abhängen. Ein,

„Die Linie der Stadt bei den LampedusaF­lüchtingen ist Mist.“

König Boris, Fettes Brot zwei Wasser trinken, paar Platten hören. Dr. Renz: Die erste, die wir auflegten, war zufällig „If I Gave You A Party“von Sexual Harassment. Das hat uns mächtig inspiriert. Der Ausgangspu­nkt fürs Album? Dr. Renz: Ja. Wir haben ein Demo aufgenomme­n und als eine Art Einladung an Boris geschickt, der gerade mit seiner Tour fertig war. Er hat’s sofort verstanden. Gab es damals eigentlich irgendwelc­he internen Meinungsve­rschiedenh­eiten,

ein die diese Trennung auf Zeit forciert haben? Dr. Renz: Nein, überhaupt nicht. Boris wollte einfach musikalisc­h ein paar Dinge ausprobier­en, die nichts mit Fettes Brot zu tun hatten. Björn Beton: Wir hatten schon vor vielen Jahren mal darüber gesprochen, dass, wenn diese Situation eintreten sollte, wir die Band auf Eis legen würden. Wir sind lange genug zusammen, sind befreundet und respektier­en uns zu sehr, um uns gegenseiti­g künstleris­ch unterdrück­en zu wollen. Hatten Sie dennoch ein wenig Angst, dass es das dann vielleicht doch hätte gewesen sein können mit den Broten? Björn Beton: Na klar. Solche Bedenken hatten wir schon im Hinterkopf. Dafür, dass es nicht immer garantiert wieder so sein wird wie zuvor, wenn eines der Bandmitgli­eder eine Solokarrie­re startet, gibt es in der Pop-Geschichte ja genügend Beispiele. Das Interview führten CHRISTOPH HEINEMANN und OLIVER KUBE

Partys: 31.10./1.11., 22 Uhr, Grüner Jäger, Neuer Pferdemark­t 36, 5 Euro

Konzerte: 3.11., 20 Uhr, Rote Flora (Schulterbl­att 71, nur Abendkasse), 30.12., 20 Uhr, O2 World, 36 Euro

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Sonntag treten Fettes Brot zum ersten Mal in der Roten Flora auf. Karten gibt es nur an der Abendkasse.
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ne Party“.
Am Freitag erscheint das neue Album „3 is ne Party“.

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