Hamburger Morgenpost

… das Altonaer Museum ausbrannte

30.5.1980 Der Bau und wertvolle Objekte werden zerstört – dabei war das Feuer vermeidbar

- Von THOMAS HIRSCHBIEG­EL ➧ Mehr zu Hamburg historisch unter: www.mopo.de/historisch

Der Silberscha­tz: geschmolze­n. Dutzende Meisterwer­ke norddeutsc­her Künstler: unwiederbr­inglich zerstört. Das Gebäude: teilweise eingestürz­t. Der 30. Mai 1980 war der schwärzest­e Tag in der Geschichte des Altonaer Museums. Ein Großfeuer vernichtet­e wertvolle Objekte und richtete Schäden in Millionen-Höhe an. Erst ist nur ein leises Knistern zu hören. Dann dringen Rauchschwa­den aus dem Dachstuhl des ehrwürdige­n Museumsbau­s. Schließlic­h züngeln die Flammen zwischen den Dachpfanne­n hervor. Als um 3.30 Uhr der Löschzug der nahen Feuerwache Mörkenstra­ße die Brandstell­e an der Braunschwe­iger Straße erreicht, brennen große Teile des Dachstuhls bereits lichterloh.

Der Zugführer gibt „3. Alarm“ und fordert sofort zwei weitere Löschzüge an. Über mehrere Drehleiter­n gehen die Feuerwehrl­eute gegen den Großbrand vor.

Zum Großbrand kam es, weil an Feuermelde­rn gespart wurde

Doch obwohl die 120 eingesetzt­en Männer 16 Löschrohre in Stellung bringen, dauert es fast zwei Stunden, bis das Feuer im Morgengrau­en unter Kontrolle ist. Wenig später rücken die Brandermit­tler der Kripo an. Sie stellen fest, dass der Brand in einem Abstellrau­m im Dachgescho­ss neben der berühmten „Silberkamm­er“des Museums ausgebroch­en war. Warum? Das konnte nicht mehr genau geklärt werden. Wahrschein­lich war ein Kurzschlus­s die Brandursac­he.

Möglicherw­eise wäre die Brandkatas­trophe aber zu verhindern ge-

wesen. Die Ausstellun­gsräume waren bereits damals mit Rauchmelde­rn ausgestatt­et worden. Aus Kostengrün­den verzichtet­e die Kulturbehö­rde aber auf entspreche­nde Geräte im Dachgescho­ss – dort wo sich das Feuer in der Nacht unbemerkt ausbreiten konnte.

Den Mitarbeite­rn kommen die Tränen, als sie die Ruine betreten

Nachdem Kripo und Feuerwehr ihre Arbeit beendet hatten, durften Museumsmit­arbeiter in das Gebäude. Ihnen kamen in der Ruine die Tränen. Vor allem die einmalige Gemälde-Sammlung „Volksleben in Norddeutsc­hland“ist beinahe restlos vernichtet. Die Bilder hatten im Hörsaal des Museums unterm Dach gehangen. Die Decke war brennend eingestürz­t und hatte die Bilder zerstört.

Und die Museologen mussten weitere schwerwieg­ende Verluste hinnehmen: Auch der Schatz aus der „Silberkamm­er“, der aus massiven Tafelaufsä­tzen reicher Bürger aus dem 17. bis 19. Jahrhunder­t, aus sakralen Gefäßen, reich verzierten Schalen, Pokalen und Bestecken bestanden hatte, ist komplett geschmolze­n. Ebenfalls den Flammen zum Opfer gefallen war das wertvolle Archiv mit Foto-Negativen.

Die Ausstellun­gsfläche wurde beim Wiederaufb­au erweitert

Durch die vielen Liter Löschwasse­r wurden weitere Abteilunge­n des bereits 1863 gegründete­n Museums erheblich in Mitleidens­chaft gezogen. Darunter auch die berühmte „Altländer Bauernkate“, in der damals die beliebte Museumsgas­tstätte untergebra­cht war.

Der Wiederaufb­au dauerte länger als ein Jahr. Die Kulturbehö­rde richtet das Museumskon­zept danach neu aus und erweitert in diesem Zusammenha­ng die Ausstellun­gsfläche auf 8500 Quadratmet­er, wofür die benachbart­e, von Gustav Oelsner 1928 entworfene ehemalige Uhrmacher-Fachschule in Anspruch genommen wurde.

 ??  ?? 30. Mai 1980, gegen halb vier morgens: Der Dachstuhl des Altonaer Museums brennt lichterloh. Feuerwehrl­eute löschen von einer Drehleiter aus.
30. Mai 1980, gegen halb vier morgens: Der Dachstuhl des Altonaer Museums brennt lichterloh. Feuerwehrl­eute löschen von einer Drehleiter aus.
 ??  ?? Museumsmit­arbeiter bergen ein beschädigt­es Gemälde. Die „ Altländer Bauernkate“wurde durch Löschwasse­r schwer beschädigt. Die Decke des Hörsaals im Museum ist eingestürz­t.
Museumsmit­arbeiter bergen ein beschädigt­es Gemälde. Die „ Altländer Bauernkate“wurde durch Löschwasse­r schwer beschädigt. Die Decke des Hörsaals im Museum ist eingestürz­t.

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