Altstadt Bei der AfD gibt’s trotz des Wahlsieges keine Party
Bullige Türsteher, strenge Einlasskontrollen – die Angst vor Störern war groß bei der AfD. Und vielleicht waren die Hürden im Eingangsbereich auch der Grund dafür, warum drinnen im RathausRestaurant „Parlament“erstens kaum was los war und zweitens keine Partystimmung aufkommen wollte.
Eine kurze Jubelwelle bei der ersten Hochrechnung, ein paar freudige „AfD, AfD, AfD“-Rufe. Danach wieder ernste Gesichter bei den Besuchern, die mehrheitlich aus männlichen Krawattenträgern bestanden.
Zwar versuchte Moderator Thorsten Prenzler das Bild vom Altherrenclub zu zerstören, indem er den jüngsten Gast – einen neunjährigen Jungen – auf die Bühne bat und den ältesten – eine 77-jährige Dame. Doch sein Ausruf: „Wir sind eine Gute-Laune-Partei!“half nichts. Die Stimmung blieb – todlangweilig.
„Sehen Sie hier irgendwo Nazis?“, fragte Leonhard Rehfeldt von der Jungen Alternative und stellte klar: „Wir sind eine normale gutbürgerliche Partei.“Doch bei Elke, der 77-Jährigen von der Bühne, klang das schon anders: „Ich habe AfD gewählt, weil der Bürgermeister alle Flüchtlinge ansaugt wie ein Staubsauger.“
Elke, Rehfeldt, die Krawattenträger – die AfD ist ein Sammelbecken für Enttäuschte. So wie einst die Schillpartei, die es 2001 ebenfalls auf Anhieb in die Bürgerschaft schaffte – allerdings mit 19,4 Prozent. Deren Ex-Star Dirk Nockemann, der nun bei der AfD den dritten Listenplatz belegte, gab sich gestern siegessicher: „Wer in Hamburg gewinnt, kann auch in anderen Bundesländern siegen.“