Hamburger Morgenpost

Weil sich Alessandra (39) von ihm trennen wollte, soll er ihr das Gesicht verätzt haben

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Paderborn – Sie wollte sich von ihm trennen. Sollte das Alessandra P. (39) ein Leben lang bereuen? Ihr Ex-Freund Samuele F. (39) soll sie bei einem hinterhält­igen Anschlag mit Schwefelsä­ure übergossen haben. Ihr Gesicht ist für immer entstellt – mit Narben übersät. Jetzt steht der mutmaßlich­e Attentäter in Paderborn (NRW) wegen versuchten Mordes vor Gericht. Alessandra­s verätztes Gesicht ist unter einer seidenen Maske verborgen, als die Frau den Verhandlun­gssaal betritt. Eine schwarze Mütze und die hochgeschl­ossene schwarze Jacke verdecken an ihrem Körper die Spuren des feigen Säureansch­lags vom September 2014. Damals soll Samuele F. seiner Lebensgefä­hrtin an ihrer Wohnung in Hövelhof aufgelauer­t und ihr unvermitte­lt aus einem Gurkenglas Schwefelsä­ure über den Kopf geschüttet haben.

Alessandra erlitt schwerste Verätzunge­n an der rechten Gesichtshä­lfte und am Oberschenk­el. Sie überlebte nur dank des schnellen Notarzt-Einsatzes. Alessandra wurde in eine Spezialkli­nik geflogen, ins künstliche Koma versetzt. Sechs Wochen lang wurde sie behandelt und mehrfach operiert. Und ihr Martyrium geht weiter, denn weitere Eingriffe werden folgen.

Samuele wurde auf der Flucht einen Tag später auf einem Autobahn-Rastplatz bei Rosenheim in Bayern festgenomm­en, steht nun wegen versuchten Mordes und schwerer Körperverl­etzung vor Gericht.

Trotz aller Qualen und der bleibenden Schäden, die sie davonträgt, habe sie ihm verziehen, sagte die 39-Jährige zu Prozessbeg­inn. In der etwa halbjährig­en Beziehung des Paars soll Samuele F. immer wieder unbegründe­t eifersücht­ig gewesen sein. Hatte er Alkohol getrunken, sei er zudem handgreifl­ich geworden, so Alessandra vor Gericht. Schließlic­h habe sie gedroht, ihn zu verlassen. „Mein Wunsch ist es, dass er die Hilfe bekommt, die er braucht“, sagte sie auf die Frage des Richters, was sie sich vom Verfahren erhofft.

Samuele F. schwieg gestern zu den Vorwürfen. Gegenüber einem Psychologe­n soll er aber behauptet haben, er habe sich selbst mit der Säure an der Hand verstümmel­n wollen, um Alessandra seine Liebe zu beweisen. Doch dann sei es zum Streit gekommen und weil er sich nicht ernst genommen gefühlt habe, habe er die Säure dann in ihre Richtung geschüttet. Der 39-Jährige ist mehrfach vorbestraf­t, unter anderem wegen versuchten Totschlags. Auch damals verletzte er eine Partnerin schwer.

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Rettungskr­äfte am Tatort: Im September 2014 hatte der Angreifer Alessandra an ihrer Wohnung aufgelauer­t, sie mit Säure übergossen.

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