Hamburger Morgenpost

Hamburg sieht schwarz

Sonnenfins­ternis Besorgte Eltern wollen, dass die Kleinen drinnen bleiben

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Helle Aufregung, bevor es dunkel wird: Wucherprei­se für Schutzbril­len, Kinder dürfen nicht ins Freie, Angst vor Stromausfä­llen – und zu vielen Wolken

Heute um 10.44 Uhr fällt der Mondschatt­en auf Hamburg – und in der Stadt geht die Angst um: Weil Eltern sich um das Augenlicht ihrer Jüngsten sorgen, lassen viele Hamburger Kitas die Kinder während der Sonnenfins­ternis nicht nach draußen. Auch die Schulbehör­de warnt Schulleite­r in einem Brief vor den Gefahren für Schüler.

Warum lassen einige Kitas die Kinder raus und andere nicht? Eine konkrete „Anweisung von oben“gibt es für Kitas nicht: „Das entscheide­n unsere Kitas selbst“, erklärt Franziska Larrà von den „Elbkindern“, dem größten Hamburger Kita-Träger. Und setzt hinzu: „Die Tendenz wird aber sein, dass die Kinder während der Sonnenfins­ternis drinnen bleiben, weil man bei so kleinen Kindern nie sicher sein kann, dass nicht doch mal eines direkt in die Sonne guckt.“

Anruf bei einer Kita in Harvestehu­de. Die Leiterin möchte nicht zitiert werden, bestätigt aber, dass die Kinder „auf Wunsch besorgter Eltern“heute Vormittag nicht nach draußen dürfen und dass die „Vorhänge zur Sonnenseit­e zugezogen“werden: „Ebenfalls auf Wunsch der Eltern.“

Andere Kitas finden schon die Frage verwunderl­ich. „Wieso sollten wir die Kinder drinnen lassen?“, fragt die Mitarbeite­rin einer Altonaer Kita, „Die Sonnenfins­ternis interessie­rt die Kleinen doch gar nicht, da gucken die nicht hin.“

Was ist mit den Schulkinde­rn? Die Schulbehör­de warnt in einem Brief an alle Schulleite­r: „Auch bei einer nur partiellen Sonnenfins­ternis muss darauf geachtet werden, dass niemand mit ungeschütz­tem Auge die Sonnenfins­ternis

Empfehlung der Behörde: Die Schüler sollen das Spektakel durch eine Projektion auf einem Bildschirm betrachten. Schulen wiesen Eltern per Brief darauf hin, dass nur Kinder, die eine „Sofi-Brille“mit in die Schule bringen, nach draußen dürfen.

betrachtet.“

Wann geht es los? Um 9.36 Uhr beginnt der Mond, sich vor die Sonne zu schieben, um 10.44 Uhr ist die maximale Verschattu­ng erreicht, um 11.55 Uhr ist der Zauber vorbei.

Wie wird das Hamburger Sofi„Der Himmel wird wahrschein­lich nicht wolkenlos sein, aber die Wolken werden so dünn sein, dass man die Sonnenfins­ternis gut sehen kann“, erklärt Daniel Wünsch vom Institut für Wetter- und Klimakommu­nikation: „Die Wahrschein­lichkeit beträgt fast 80 Prozent.“

Was tun, wenn man keine SofiBrille ergattert hat? Bloß nicht auf Sonnen- oder

„Wahrschein­lichkeit für die Sichtung liegt bei fast 80 Prozent.“Daniel Wünsch, Meteorolog­e

Schweißbri­llen verlassen, die filtern die Strahlen nicht ausreichen­d aus und die Netzhaut kann verbrennen, ohne dass man es zunächst merkt! Rat von Wissenscha­ftsguru Ranga Yogeshwar: Handykamer­a an, mit dem Rücken zur Sonne stellen und die Verdunklun­g via Smartphone-Display betrachten.

Kann man mit den Brillen reich werden? Den Mondpreis von 329 Euro forderte ein gieriger Ebay-Verkäufer gestern für eine Papp-Brille. Tatsächlic­h wurden bei Last-Minute-Auktionen („für Selbstabho­ler“) aber „nur“um die 35 Euro erzielt.

Wann gibt’s die nächste Chance? Die nächste totale Sonnenfins­ternis, die von Europa aus zu sehen ist, wird am 12. August 2026 erwartet.

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