Hamburger Morgenpost

Fehlt ein Typ wie Boll“

Faible für den Kiezklub, das Mattuschka-Lied und seinen Cottbus-Traum Berlin – St. Pauli

- Von St. Pauli berichtet BUTTJE ROSENFELD

Auf jeden Fall! Mit einem wie Boller wäre St. Pauli nicht so weit unten. Ich glaube, er hätte unter anderen Umständen auch noch ein Jahr drangehäng­t, auch mit nicht mehr ganz so viel Spielen. Warum sind Typen wie er so wichtig? Weil es eine Hierarchie geben muss. Und Alphatiere. Mit zu vielen jungen Spielern kriegst du Probleme, wenn es Spitz auf Knopf steht. Die Jungen müssen aufschauen zu Älteren, die vorangehen, die auch intern ihre Meinung sagen – eben auch knallhart. Einige Leute mögen das nicht hören. Aber wir sind alle Männer. Selbstkrit­ik ist wichtig. Dann kommt man auch aus schwierige­n Situatione­n heraus. Auch Sie gibt es nicht mehr bei Union. Das Ende nach neun Jahren war unschön. Das stimmt. Das hätte ich mir vor einem Dreivierte­ljahr auch so nicht vorstellen können.

r.rosenfeld@mopo.de Ich wollte die Saison nicht mit ein paar Minuten-Einsätzen zu Ende spielen. So hätte ich die Option auf eine Vertragsve­rlängerung nicht erreichen können. Sie wollten noch über diese Saison hinaus mit fast 35 Jahren bleiben? Ja, ich war Top-Scorer der 2. Liga und ich bin im Alter ja nicht schlechter geworden. Ich bin fit. Auch wenn’s mal scheiße lief, bin ich vorangegan­gen. Das ist auch mal nicht gelungen, aber ich habe es versucht. Ich bin immanchmal mer positiv. Mein ist: Jetzt erst recht. Mit Union-Trainer Norbert Düwel hat die Chemie ganz offenbar nicht gestimmt. Dass ein Trainer auch mal andere Vorstellun­gen vom Fußball hat, ist normal. Nur ist das bei mir nicht kommunizie­rt worden. Das wäre aber nur fair gewesen. So musste ich eine Entscheidu­ng treffen. Vermissen Sie Lied? Ja, klar! Das ging mir durch Mark und Bein, Gänsehaut pur. Das war was Geiles, was mich stolz macht, denn es zeigt: Ich kann nicht alles falsch gemacht haben. Sie sind in Cottbus gelandet, wo Sie vor Union gespielt haben. Ja, und hier fühle ich mich wohl. Ich habe einen DreiJahres-Vertrag bekommen, kann Fußball spielen und habe Spaß. Denn ich habe nach wie vor den geilsten Job der Welt. Das weiß schätzen. Ich schon. Ich habe Maler und Lackierer gelernt, habe auf dem Bau gearbeitet. Ich glaube, manchem jungen Spieler würde das gut tun zu wissen wie das ist, wenn man so hart schuftet und nur einen Hauch dessen verdient, was man als Fußballer kriegt. Wem drücken Sie heute die Daumen? Mein Herz hängt an Union. Aber St. Pauli muss die Liga halten. Es wäre toll, wenn ich nächste Saison mit Energie gegen St. Pauli spielen könnte – in der 2. Liga.

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Bekämpften und schätzten sich auf dem Platz: Fabian Boll ( l.) und Union- Ikone Torsten Mattuschka
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