„ Ich stehe auf Blümchensex“
Im Kinofilm „Dating Queen“spielt die 34-Jährige eine bindungsgestörte Reporterin. Hier verrät sie ihre ganz privaten Bett-Vorlieben ...
In den USA gilt sie längst als hellster Stern am Comedy-Himmel, bei uns ist Amy Schumer noch ein Geheimtipp. Doch das wird sich jetzt ändern: Im Kinofilm „Dating Queen“spielt die New Yorker Komödiantin eine bindungsgestörte Reporterin, die von einem One-Night-Stand zum nächsten jagt. Im MOPOInterview spricht die 34Jährige über Blümchensex, Pornos und Feminismus.
MOPO: Frau Schumer, inwieweit ist „ Dating Queen“autobiografisch? Amy Schumer: Vielleicht zu 68 Prozent. Ich trinke nicht so viel wie meine Filmfigur, und ich habe leider nicht annähernd so viel Sex. Aber vor zehn Jahren war ich in einem ähnlich desaströsen Zustand: Ich war drauf und dran, mich mit Alkohol und anderem Mist zu ruinieren, und habe die Menschen um mich herum verletzt, weil ich mich selbst gehasst habe. Wie meine Filmfigur musste ich erst lernen, dass ich es wert bin, geliebt zu werden. Der Film stellt die übliche Rollenverteilung in romantischen Komödien auf den Kopf. Ja, weil das meinen Erfahrungen entspricht: Frauen können bisweilen ganz schön hart und grausam sein, und einige Männer sind ungeheuer sensibel. Sie sind bekannt für Ihr ziemlich loses Mundwerk … Das habe ich von meiner Mutter: Ihr kam das Wort „Vagina“ebenso leicht über die Lippen wie das Wort „Ohrläppchen“. Aber ich bin gar nicht besonders versaut. Ich sage sogar auf der Bühne, dass ich auf langweiligen Blümchensex stehe, noch nie Analsex hatte et cetera. Sex ist ja oft
wahnsinnig komisch und daher ein ergiebiges Thema für Comedy. Bloß weil ich es als Frau wage, dieses Thema anzusprechen, denken viele: „Diese Schlampe hat wohl gerade nur eine kurze Pimmel-Pause eingelegt, um im Fernsehen ein paar schweinische Sachen zu sagen.“Und da ist gar nichts dran? Nein! Ich war fast immer in monogamen Beziehungen. Nur zwischendurch, als Single, hatte ich die eine oder andere Affäre. Aber ich bin zum Beispiel noch nie auf meinen Tourneen mit einem Fremden in die Kiste gehüpft – ganz im Gegensatz zu meinem Kollegen, der auf Tour für mich das Vorprogramm bestreitet: Er schläft sich durch alle Betten. Und er gilt dabei vermutlich als coole Socke – während man Sie, wenn Sie das Gleiche täten, an den Pranger stellen würde. Ganz genau! Gegen diese Doppelmoral kämpfe ich seit Jahren an. Was war Ihre bislang seltsamste Dating- Erfahrung? Ich hatte mal einen Typen, der geradezu besessen davon war, mich beim PornoGucken zu erwischen. Wie fühlt es sich an, wenn man Sie eine feministische Ikone nennt? Wer sich selbst ernsthaft als Ikone bezeichnet, ist nicht ganz dicht. Aber ich hoffe, jede Frau sieht sich als Feministin. Denn im Hinblick auf gleiche Rechte für alle Menschen gibt es noch viel zu tun. Feministinnen wurden ja oft als verknöcherte Biester dargestellt, die öffentlich Büstenhalter verbrennen. Ich hingegen habe einfach nie einen BH getragen. Sie trauen sich auch, enge Klamotten anzuziehen, obwohl Sie nicht dem gängigen Schlankheitsideal entsprechen. Ich hoffe, dass ich dadurch jungen Mädchen mehr Selbstvertrauen geben kann. In den Medien wird ja immer bloß ein bestimmtes Frauenbild als erstrebenswert dargestellt. Auch ich habe jahrelang darunter gelitten, angeblich nicht attraktiv genug zu sein. Ich will Frauen ermutigen, sich sexy und begehrenswert zu fühlen, ohne sich dafür entschuldigen zu müssen.