Hamburger Morgenpost

„Ohne Herrn Kühne wären hier längst die Rollläden runter.“

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aktiven Karriere nie für den Klub gearbeitet. Wir haben da eine klare Philosophi­e. Der Vorstandsv­orsitzende sollte beim HSV immer ein Fußballer sein, der im operativen Geschäft mit dem Sportdirek­tor und Cheftraine­r das Führungs-Trio bildet. Das haben wir mit Beiersdorf­er, Knäbel und Labbadia besetzt. Den Rat und die Unterstütz­ung von Horst Hrubesch oder auch Holger Hieronymus würden wir sicher alle im Aufsichtsr­at und beim HSV mit offenen Armen entgegenne­hmen. Beide sind ausgewiese­ne Fachleute und haben eine besondere Beziehung zu unserem HSV. Horst Hrubesch hat mir erklärt, dass er seine langjährig­e DFB-Trainertät­igkeit mit dem Highlight Olympia 2016 beenden möchte. Dafür muss man Verständni­s haben, schon allein mit Blick auf die anderen Bundesliga­klubs, die in einer Doppelfunk­tion DFB-Trainer/KlubFunkti­onär Wettbewerb­sverzerrun­g sehen könnten. Wie anstrengen­d ist es für Sie, Ihre Rolle als Aufsichtsr­ats- Boss des HSV einerseits und Chef des Unternehme­ns Kühne & Nagel mit Milliarden- Umsatz und 70 000 Mitarbeite­rn anderersei­ts in Einklang zu bringen? Als wir beim HSV Verantwort­ung übernahmen, lag er nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaft­lich auf der Intensivst­ation. Ohne die finanziell­e Unterstütz­ung durch Herrn Kühne, ohne die anderen Menschen, die mit ihrem Privatverm­ögen einstehen und ohne die erstklassi­ge Zusammenar­beit mit vielen Sponsoren – auch in schlechten Zeiten – hätten wir schon längst die Rollläden runter lassen müssen. Herr Kühne hat 16 Millionen Euro für das Namensrech­t Volksparks­tadion gezahlt. Das sind reine Emotionen, dafür gibt es keinen Cent. Wenn Herr Kühne die zusätzlich­en Gelder statt beim HSV in die eigene Firma investiert hätte, wären ihm sieben Prozent Rendite sicher gewesen. Wer kann außer Bayern München Meister werden? Welche Position haben sie für Ihren HSV im Auge? Der FC Bayern ist das Maß aller Dinge. Nur wenn die Münchener große Verletzung­sprobleme bekämen, könnten Wolfsburg, Dortmund, Mönchengla­dbach und Leverkusen für eine Überraschu­ng sorgen. Wir wollen einen Mittelfeld­platz belegen, denn mein Arzt hat mir gesagt, dass weitere Relegation­sspiele äußerst ungesund wären. Wichtig ist für uns, dass alle HSV-Fans unsere wirtschaft­liche Problemati­k erkennen und den Weg der kleinen Schritte gemeinsam mit uns gehen. Ich bin sicher, er führt uns aus dem Tal hinaus. Wir müssen nur Geduld aufbringen.

Karl Gernandt

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