Hamburger Morgenpost

Mutter stirbt nach Wespenstic­h

Insekten-Angriff im Stadtpark wird zur Tragödie: 42-Jährige fällt ins Koma und wacht nicht wieder auf

- Von ANASTASIA IKSANOV, THOMAS HIRSCHBIEG­EL und RÜDIGER GAERTNER

Normalerwe­ise pikst es kurz, es brennt, juckt und schwillt dann an. Doch nun endete ein Insektenst­ich tödlich. Eine dreifache Mutter (42) ist im Stadtpark von einer Wespe gestochen worden. Sie starb an einer allergisch­en Überreakti­on.

„Es geschehen Dinge, die wir nicht begreifen können“, steht in einer der Todesanzei­gen. „Michaela B.

(Name geändert, d. Red.),

geliebte Ehefrau, liebevolle Mutter, wunderbare Tochter, wurde uns mitten im Leben durch ein unfassbare­s Unglück entrissen“, heißt es in einer anderen.

Michaela B. ist in keinen Verkehrsun­fall geraten oder hat an einer unheilbare­n Krankheit gelitten. Sie wurde lediglich von einer kleinen Wespe gestochen.

Der 22. August ist ein sonniger Tag. Bei spätsommer­lichen 25 Grad schwirren unzählige Wespen durch Hamburg – in den Vorwochen sprachen Biologen von einer Plage. Michaela B. macht einen Ausflug in den Stadtpark. Gegen 16.30 Uhr sticht ihr eine Wespe in die Achsel – sie erleidet einen Krampfanfa­ll. Zeugen rufen sofort den Rettungsdi­enst der Feuerwehr.

Als die Retter eintreffen, gibt Michaela B. bereits kein Lebenszeic­hen mehr von sich, muss reanimiert werden. Sie wird in die Asklepios Klinik in Barmbek gebracht. Hier fällt sie ins Koma.

Was ist mit der Frau passiert? Nach dem Wespenstic­h hat Michaela B. einen anaphylakt­ischen Schock erlitten. Die schlimmste Folge eines Insektenst­ichs, die Allergiker­n passieren kann – die allergisch­e Reaktion auf das Insektengi­ft kann zu Herz-KreislaufV­ersagen führen.

Insektenst­iche sind für viele Menschen eine große Gefahr. Knapp ein Viertel der Deutschen reagiert allergisch – neben Wespen auch auf Bienen. Bei 3,5 Prozent, also etwa 2,8 Millionen Menschen, kann diese Allergie lebensbedr­ohliche

Jeden Sommer sterben 20 Menschen an Insektenst­ichen.

Folgen haben. Etwa 20 Menschen sterben jeden Sommer.

Grundsätzl­ich kann jeder, der mindestens einmal in seinem Leben von einer Wespe oder einer Biene gestochen wurde, eine Allergie entwickeln. Für Asthmatike­r und Menschen mit Erkrankung­en des Herz-Kreislauf-Systems ist die Gefahr, dass die Reaktion heftiger und schwerer verläuft, höher. Die Symptome sind unterschie­dlich: Schwindel, tränende Augen, Schwellung­en der Nasenschle­imhäute, Schnupfen, Schluck- und Sprechbesc­hwerden, Atemnot, Herzrasen, Übelkeit, Darmbeschw­erden und Juckreiz und Rötungen am ganzen Körper.

Im Fall eines Insektenst­ichs muss der Stachel weggekratz­t, nicht herausgezo­gen werden. Vor allem nach Bienenstic­hen bleibt dieser oft in der Haut stecken – samt eines Giftsacks, der durch Ziehen und Drücken zusätzlich Gift freisetzt.

Menschen, denen ihre Allergie bekannt ist, haben außerdem ein Notfallset dabei. Dort befinden sich flüssiges Antihistam­inikum und Kortison zum Schlucken sowie eine Adrenalin-Spritze.

Für Michelle B. kam die Hilfe zu spät. Sie starb vier Tage später im Krankenhau­s.

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Vielen ist die Gefahr von Wespen nicht bewusst. Doch auf Insektenst­iche reagiert knapp ein Viertel der Deutschen allergisch.
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Ein Foto aus glückliche­n Tagen: Die dreifache Mutter Michaela B. mit ihren kleinsten Kindern. Familie, Freunde und Arbeitskol­legen trauern: „ Es gibt Dinge, die wir nicht begreifen können.“

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