Hamburger Morgenpost

Balkon wird zum Frische-Paradies

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Der Kühlschran­k ist leer – doch bevor Sie sich auf den Weg zum BioSuperma­rkt an der Ecke machen, schauen Sie erst mal auf der Dachterras­se Ihres Mietshause­s nach: Vielleicht sind ja schon wieder ein paar Ihrer selbst gezogenen Tomaten reif. Plötzlich klingelt Ihre Smartwatch. Ein Freund lädt für den Abend zum Grillen ein. Vegane Burger und Tofu-Würste wachsen auf Ihrem Dachgarten leider noch nicht – die bestellen Sie einfach bequem per Lieferserv­ice.

So könnte ein Sommeraben­d in 15 Jahren aussehen. Die MOPO wagt einen Ausblick auf unsere Konsumgewo­hnheiten im Jahr 2030. „Momentan ist unser alltäglich­er Warenkorb zu etwa vier Prozent mit Bioware gefüllt“, sagt Silke Schwartau, Ernährungs­expertin von der Verbrauche­rzentrale Hamburg. Weltweit liegt der Anteil bei Bio-Lebensmitt­eln bei nur einem Prozent – Deutschlan­d ist damit insgesamt der zweitgrößt­e Bio-Markt nach den USA. „In 15 Jahren werden voraussich­tlich zehn Prozent unserer Lebensmitt­el aus biologisch­er Produktion stammen“, sagt Schwartau. „Immer mehr Menschen wollen sich nachhaltig­er ernähren, begründet auch durch zunehmende Probleme, die durch Klimaverän­derungen deutlich werden.“ ... sagt Schwartau. „Wir werden 2030 deutlich weniger davon essen als heute.“Es werde auch deutlich mehr Vegetarier und Veganer geben. Supermärkt­e würden mehr FleischErs­atzprodukt­e anbieten, wie aktuell schon bei Wurst oder Schnitzel zu beobachten sei. „Wenn bei der Massentier­haltung das Tierwohl nicht stärker in den Mittelpunk­t rückt, werden sich immer mehr Verbrauche­r abwenden, vor allem junge Menschen“, prognostiz­iert die Ernährungs­expertin. Außerdem gehe der Trend zu regionalem Fleisch. „Der aktuelle Trend zum sogenannte­n Urban Gardening, also zum Anbau von Obst und Gemüse in der Stadt, wird weiter fortschrei­ten“, ist Schwartau sich sicher. „Statt Lebensmitt­eln, die von China aus um die halbe Welt transporti­ert werden, wollen die Verbrauche­r lieber selbst anbauen und sehen, was in der Region wächst.“

Bio-Lebensmitt­el werden Standard „Fleisch ist die Zigarette von morgen“

Bunte Laden-Vielfalt

„Bio- und Regionallä­den sind ein anhaltende­r Zukunftstr­end“, prognostiz­iert Schwartau. „Die vielen Migranten werden den Lebensmitt­elmarkt bereichern und eigene Shops einrichten.“Die Konkurrenz für den Handel vor Ort durch Online-Anbieter sieht Heiner Schote (51), stellvertr­etender Geschäftsf­ührer der Handelskam­mer, nicht so dramatisch. „Das derzeit starke Wachstum des Onlinehand­els wird sich noch vor 2030 rasch verlangsam­en und dann etwa auf dem Niveau bleiben“, glaubt er. „Die Menschen kaufen gerne in Läden, Der Trend zum Lieferserv­ice dürfte stärker werden, vermutet Verbrauche­rschützeri­n Schwartau: „Das liegt auch an der demografis­chen Entwicklun­g, denn viele ältere Menschen verzichten auf Autos.“Auch dürfte der Transport mit dem Fahrrad steigen, weil Hamburg fahrradfre­undlicher wird.

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Die vielen Migranten, die in Zukunft nach Deutschlan­d kommen, bereichern den Lebensmitt­el- Markt, prognostiz­iert Schwartau.

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