Hamburger Morgenpost

Praktikum statt Urlaub für Lehrer!

Wirtschaft­s-Boss Ohoven will Pauker in Betriebe schicken – damit sie etwas über Wirtschaft lernen

- Von Christian Wiermer

Berlin – „Ich bin fast 18 und hab’ keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicheru­ngen. Aber ich kann ’ne Gedichtsan­alyse schreiben. In vier Sprachen.“Ein Tweet von Naina, einer Schülerin aus Köln, löste kürzlich eine Diskussion aus: Lernen unsere Kinder am Leben vorbei? Jetzt legt ein Wirtschaft­sboss mit einer polarisier­enden Forderung nach.

Alle Lehrer, die Geschichte, Politik oder Gesellscha­ftskunde unterricht­en, sollten Praktika in Unternehme­n machen: ein Mal im Jahr eine Woche“, sagt Mario Ohoven (69), Präsident des Bundesverb­andes mittelstän­dische Wirtschaft (270 000 Unternehme­n), der MOPO. „So lernen Lehrer die zukünftige Arbeitswel­t ihrer Schüler kennen. Und sie erfahren, wie Unternehme­r denken und handeln.“

Lehrer zum Nachsitzen in Unternehme­n bei steigendem Unterricht­sausfall? Ohoven findet: „Die Schulferie­n sind lang genug dafür.“Werkbank statt Urlaub – das dürfte für Aufregung unter Lehrern sorgen …

Dass junge Menschen sich schlecht auf das Wirtschaft­sleben vorbereite­t fühlen, belegt eine Jugendstud­ie des Bundesverb­andes deutscher Banken. Sechs von zehn Befragten zwischen 14 und 24 Jahren wussten nicht, was „Rendite“bedeutet. Jeder Zweite gab an, nicht zu wissen, was an der Börse geschehe. Folge: Drei Viertel sind für die Einführung eines Schulfachs „Wirtschaft“.

„Wirtschaft­sthemen gehören in die Schule, am besten als eigenes Fach“, sagt auch Mittelstan­dsPräsiden­t Ohoven. „Was machen eigentlich Unternehme­r? Wie funktionie­rt meine Kreditkart­e? Was ist eine Bilanz? Warum der Euro? Aber auch Fragen wie: Kann ich mit gutem Gewissen Billig-Textilien kaufen? Das müssen junge Menschen wissen, bevor sie ins Berufslebe­n starten.“Gleichzeit­ig schlägt er vor: „Mittelstän­dler gehen an die Schulen und unterricht­en dort. Und am besten bringen sie ihre Azubis mit. Das baut Berührungs­ängste ab.“

„ Lehrer erfahren so, wie Unternehme­r denken.“Mario Ohoven

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Chef Mario Ohoven ( 69)
Mittelstan­ds Chef Mario Ohoven ( 69)

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