Praktikum statt Urlaub für Lehrer!
Wirtschafts-Boss Ohoven will Pauker in Betriebe schicken – damit sie etwas über Wirtschaft lernen
Berlin – „Ich bin fast 18 und hab’ keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In vier Sprachen.“Ein Tweet von Naina, einer Schülerin aus Köln, löste kürzlich eine Diskussion aus: Lernen unsere Kinder am Leben vorbei? Jetzt legt ein Wirtschaftsboss mit einer polarisierenden Forderung nach.
Alle Lehrer, die Geschichte, Politik oder Gesellschaftskunde unterrichten, sollten Praktika in Unternehmen machen: ein Mal im Jahr eine Woche“, sagt Mario Ohoven (69), Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (270 000 Unternehmen), der MOPO. „So lernen Lehrer die zukünftige Arbeitswelt ihrer Schüler kennen. Und sie erfahren, wie Unternehmer denken und handeln.“
Lehrer zum Nachsitzen in Unternehmen bei steigendem Unterrichtsausfall? Ohoven findet: „Die Schulferien sind lang genug dafür.“Werkbank statt Urlaub – das dürfte für Aufregung unter Lehrern sorgen …
Dass junge Menschen sich schlecht auf das Wirtschaftsleben vorbereitet fühlen, belegt eine Jugendstudie des Bundesverbandes deutscher Banken. Sechs von zehn Befragten zwischen 14 und 24 Jahren wussten nicht, was „Rendite“bedeutet. Jeder Zweite gab an, nicht zu wissen, was an der Börse geschehe. Folge: Drei Viertel sind für die Einführung eines Schulfachs „Wirtschaft“.
„Wirtschaftsthemen gehören in die Schule, am besten als eigenes Fach“, sagt auch MittelstandsPräsident Ohoven. „Was machen eigentlich Unternehmer? Wie funktioniert meine Kreditkarte? Was ist eine Bilanz? Warum der Euro? Aber auch Fragen wie: Kann ich mit gutem Gewissen Billig-Textilien kaufen? Das müssen junge Menschen wissen, bevor sie ins Berufsleben starten.“Gleichzeitig schlägt er vor: „Mittelständler gehen an die Schulen und unterrichten dort. Und am besten bringen sie ihre Azubis mit. Das baut Berührungsängste ab.“
„ Lehrer erfahren so, wie Unternehmer denken.“Mario Ohoven