Darum schwärmt MerkelvonSchröder
Kanzlerin stellt Biografie ihres Vorgängers vor. Großes Lob für Agenda 2010
Berlin – „Wir waren und sind gerade in der Außenpolitik fundamental anderer Meinung, aber das ändert nichts an der Hochachtung für die Leistung des Reformers Gerhard Schröder.“Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach der legendären TV-Elefantenrunde hält Angela Merkel (61, CDU) eine Lobeshymne auf ihren Vorgänger (71). „Dass Deutschland heute so gut dasteht, das hat ohne jeden Zweifel seinen Ausgangspunkt in den Reformen der Agenda 2010.“
Rückblick: 18. September 2005, in ARD und ZDF läuft die Elefantenrunde zum Wahlabend. Für viele der entscheidende Moment zum endgültigen Aufstieg Merkels an die Macht. Denn Noch-Kanzler und Wahl-Verlierer Schröder verliert die Fassung, poltert vor Millionen Zuschauern los („Ich mein’, wir müssen die Kirche im Dorf lassen“). Und kündigt an, dass „meine Partei“(die SPD) Merkel nicht zur Kanzlerin machen werde – was nur wenige Wochen später anders kam.
Schröder gestern belustigt: „Das ist ja heute eine echte Kultsendung. Aus heutiger Sicht war mein Auftritt so lustvoll wie suboptimal.“ Merkel kühl: Sie sei damals einfach froh gewesen, dass sie nicht viel sagen musste.
Die Kanzlerin stellte in der Bundespressekonferenz die neue Biografie von dem Mann vor, den sie selbst nach sieben Jahren an der Regierungsspitze ablöste – ein ungewöhnlicher, seltener Auftritt. Und ein unterhaltsamer. Beide berichteten vom Tag der Amtsübergabe im Kanzleramt: Merkel habe Schröder gefragt, wo denn die „Geheimakten“seien. Schröder: „Gibt es nicht.“Merkel: „Kein Tresor?“Schröder: „Doch – aber da sind nur die Uhren von Berlusconi drin.“
Merkel zitierte auch amüsiert Details aus dem Buch, etwa warum Schröder nicht zur Bundeswehr musste: „Wegen Krampfadern.“Berichtete, dass man regelmäßig, aber nicht dauernd Kontakt habe („Abendessen? So ausschweifend wollen wir mal nicht werden ...“). Lobte den Kampf ihres Vorgängers aus der bitteren Armut in der Kindheit bis ins Kanzleramt: „Schröders Lebensweg ist eine klassische Aufsteigergeschichte.“Sein größter Fehler, so Merkel, sei wohl der Rücktritt vom SPD-Vorsitz ein Jahr vor der Wahl gewesen. Und ihre große Chance.