Kranke sollen ein bisschen arbeiten
Wie in Skandinavien: Deutsche Experten fordern „Teilkrankschreibung“mit reduziertem Gehalt
Berlin – Das Krankengeld als Lohnersatzzahlung kommt die Krankenkassen immer teurer zu stehen. Gesundheitsexperten schlagen mehr Flexibilität vor, um Arbeitnehmer zumindest teilweise im Job zu halten – und damit unter Umständen auch Geld zu sparen.
Angesichts stark gestiegener Ausgaben für das Krankengeld haben Sachverständige die Einführung eines Teilkrankengeldes angeregt. Das ermögliche erkrankten Arbeitnehmern entsprechend ihres Gesundheitszustands in Teilen weiter ihrer Arbeit nachzugehen, wenn es sinnvoll sei, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, Ferdinand Gerlach, gestern in Berlin. Das Gremium stellte Empfehlungen zur Zukunft des Krankengelds vor, das Versicherte nach sechs Wochen Krankschreibung als Ausgleich für Gehalt oder Lohn von der Kasse bekommen.
Teilkrankschreibung und Teilkrankengeld gebe es bereits in skandinavischen Ländern, erläuterte Gerlach. Bislang gibt es für Langzeiterkrankte in Deutschland nach frühestens sechs Wochen die Möglichkeit eines stufenweisen Jobeinstiegs über das sogenannte Hamburger Modell.
Davor gelte die Regel: „entweder 100 Prozent krank oder 100 Prozent arbeitsfähig“, sagte Gerlach. Die Teilregelung solle dagegen bereits vom ersten Krankheitstag an gelten und ermögliche damit mehr Flexibilität, erläuterte Gerlach. Die Kassen könnten nach dem Vorschlag auch sparen, weil anders als beim Hamburger Modell nicht sie allein für den Lohnersatz beansprucht werden sollen, sondern auch der Arbeitgeber in der Höhe des Arbeitseinsatzes ein reduziertes Gehalt weiter zahlen soll. Arbeitet ein teilkrankgeschriebener Mitarbeiter beispielsweise 50 Prozent, soll der Arbeitgeber entsprechend die Hälfte des Entgelts zahlen.