Hamburger Morgenpost

„Mehr als ich kann man ja gar nicht auf die Mütze kriegen.“

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Als Schauspiel­er ist er auf Bösewichte abonniert, als Rezitator leiht er auch den Heiligen seine sonore Bassstimme: Ben Becker schlüpft jetzt in die Rolle des Judas – und bürstet den größten Verräter der Heiligen Schrift kräftig gegen den Strich. Im MOPO-Interview erzählt der 51-Jährige, wie nahe ihm die Figur des Jesus-Jüngers steht.

MOPO: Vor sieben Jahren sind Sie mit einer Bibellesun­g auf Tournee gewesen. Jetzt leihen Sie Judas Ihre Stimme. Was fasziniert Sie so sehr an religiösen Texten? Ben Becker: Das sind für mich in erster Linie keine religiösen, sondern spannende und interessan­te Texte. Sie gehen einen etwas an, weil sie so existenzie­ll sind. Nachdem ich gefragt wurde, ob ich Walter Jens’ „Verteidigu­ngsrede des Judas Ischariot“für ein Hörbuch einlesen möchte, wollte ich sie auch auf die Bühne bringen. Sie schlagen also keine neue Laufbahn als Prediger ein? Ich gucke manchmal BibelTV. Das macht mich immer fassungslo­s. Diese Prediger verdienen sich dumm und dusselig, dabei mache ich das doch viel besser. Eigentlich sollte ich auch jeden Sonntag mit der Bibel losziehen und predigen! Aber dazu bin ich dann doch nicht verlogen genug. Walter Jens stellt Judas nicht als Verräter dar, sondern als jemanden, der Gottes Plan erfüllt und die Heilsgesch­ichte überhaupt erst anstößt. Judas wird verurteilt und rekapituli­ert: Welche Schuld trage ich? Bin ich nicht einfach dem gefolgt, was mir aufgetrage­n war? Und was wäre

Ben Becker (51)

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