Hamburger Morgenpost

In 47 Tagen um die Welt

47 Tage Tütensuppe: Boris Herrmann hat als erster Deutscher die Erde nonstop umsegelt

- Von NINA GESSNER

In 47 Tagen um die Welt: Boris Herrmann hat es geschafft. Der 34-jährige Hamburger hat den Erdball einmal umsegelt ohne anzuhalten – als erster Deutscher überhaupt! Den Weltrekord hat er trotzdem knapp verfehlt.

An der Stadtteils­chule Stellingen herrscht helle Aufregung. Die Schüler der Klasse 5c sind erwartungs­voll, als käme ein Astronaut zu ihnen. Und einen ähnlichen Seltenheit­swert hat Boris Herrmann auch: 500 Menschen sind bisher ins Weltall gereist. Erst 200 haben, so wie Herrmann, nonstop die Erde umschifft.

Während seiner 40 000 Kilometer langen Tour quer über den Atlantik und rund um die Antarktis hatten die Schüler E-Mail-Kontakt zu Herrmann. Möglich gemacht hat das ihre Kunstlehre­rin: Sie ist die Lebensgefä­hrtin des Weltumsegl­ers.

„Was habt ihr an Bord gegegessen?“, fragt ein Junge und trifft dabei einen wunden Punkt. Denn die Verpflegun­g war für die sechsköpfi­ge Crew vielleicht die härbe: teste Probe: Es gab nur Tütenkost.

„Vegetable Tikka with Rice“, steht auf der Verpackung, die Boris Herrmann hochhält. „Man gieſst einfach heiſses Wasser drauf und lässt es zehn Minuten ziehen“, erklärt er. Genauso wird auch morgens das Müsli zubereitet. Und das TütenHühnc­hen am nächsten Tag. „Schon nach einer Woche kann man das nicht mehr sehen“, erzählt Herrmann und verzieht das Gesicht. Doch zu dem Fertigesse­n gab es keine Alternativ­e: Die Vorräte mussten so wenig wiegen wie möglich. Jedes Kilo mehr hätte die Fahrt verlangsam­t. Für die Wasservers­orgung gab es einen Generator an Bord. Aber auch der Alltag war hart. Für die sechs Segler gab es nur zwei Betten und zwei Schlafsäck­e. „Wir hatten eine Art Schichtdie­nst, denn auch nachts ging die Fahrt weiter. Jeder hatte maximal rei Stunden Schlaf am Stück.“Die Noterledig­ten durft die Männer in biologisch abbaubare Tüten, die über Bord geworfen wurden. Und dann die Enge! Nur 31,5 Meter ist der Trimaran lang. Um das Boot herum: nichts als Wasser und Luft. „Ganz schön langweilig“, meint eine Schülerin. Klar, dass es da manchmal Zoff gab.

Ihr Ziel, den bisherigen Weltrekord von 45 Tagen zu knacken, haben die Segler nicht erreicht. „Es gab ein paar kleine Kollisione­n mit Gegenständ­en, einmal ging der Mast kaputt. Die Reparatur hat uns viel Zeit gekostet“, erzählt Herrmann. Hinzu kam eine Flaute im Atlantik. Aber der 34-Jährige war auch ein bisschen froh, als es vorbei war. Das Schönste für ihn nach der Rückkehr? Das wollen die Schüler wissen. „Ein Tunfischsp­ieſs“, lacht Boris Herrmann. Und natürlich der Kuss von ihrer Kunstlehre­rin.

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Fotos:hfr(3),Sun
Strahlende­r Weltumsegl­er: Boris Herrmann (34) bei seinem Rekordvers­uch auf hoher See. Fotos:hfr(3),Sun
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Boris Herrmann kontrollie­rt an Bord des Trimarans die Geräte.
 ??  ?? Stellinger Schüler durften das Tütenessen probieren, das es an Bord gab.
Stellinger Schüler durften das Tütenessen probieren, das es an Bord gab.
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31,5 Meter lang, 32 Meter hoch: Herrmanns Trimaran

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